Der Gipfel – die heutige Etappe endet wegen Windes aber schon vor dem Gipfel. Foto: AP

An diesem Donnerstag führt die Tour de France hinauf auf den Mont Ventoux. Dieser Berg ist ein mythischer Ort des Sports. Wie Maracana. Wimbledon. Anfield. Wir sind früher schon mal da gewesen.

Stuttgart - Unten im Tal sagen sie, dass dieser Berg keine Seele hat. Dass dieses Monstrum aus Stein, das wie ein Fremdkörper aus einer anderen Welt vor einem in der französischen Provence bei Carpentras, 50 Kilometer von Avignon entfernt, liegt, verflucht sein müsse. Es ist irgendetwas zwischen Respekt und Angst vor diesem Berg, wenn man die Hobbyfahrer in Bedoin in den malerischen kleinen Cafés vom Mont Ventoux reden hört. Er ist mehr als nur eine Anhäufung von Gestein, von Kalk: er ist ein Gegner, der größte Feind in der Welt des Radsports vielleicht.

Das Martyrium beginnt langsam. Raus aus Bedoin, vorbei an Lavendelfeldern geht es leicht bergauf, zwei Prozent Steigung. Eine Nichtigkeit. Aber der Ventoux lässt einen nicht aus den Augen. Er liegt die ganze Fahrt linker Hand, ein monströser Begleiter, dieser unübersehbare glatzköpfige Gipfel, 1912 Meter hoch. Und man weiß, die Schmerzen werden bald kommen. Entlang der D974 haben sich die Wohnwagen längst in Position gebracht, die besten Plätze für die heutige Schlacht, den „Krieg“, wie Lance Armstrong die Etappe mal nannte, müssen frühzeitig gesichert werden. Bis Saint-Esteve ist alles nur ein retardierendes Moment. Bis zu dieser Rechtskurve, die alles ändert. Dahinter wartet eine Wand - elf Prozent Steigung, das Rennen beginnt erst jetzt. Von hier an gibt es kein Taktieren mehr, nun geht es nur noch um die Beine. Sind sie gut? Oder sind sie schlecht? 17 Kilometer lang. Ein Anstieg, der selbst mit dem Auto nur im ersten oder zweiten Gang zu schaffen ist.

Der Mont Ventoux ist ein magischer Ort in der Welt des Sports. Ein Name, den selbst Sportlaien kennen, er steht auf einer Stufe mit Wimbledon, der Anfield Road oder Maracana. Größer als der Radsport. Um den Mont Ventoux ranken sich Legenden, Heldensagen, Geschichten von großen Triumphen und fürchterlichen Niederlagen. Neben dem Anstieg nach Alpe d’Huez ist dies der Ort, auf dem der legendäre Ruf der Tour de France gründet. Mit 21 Kilometern Länge und einer durchschnittlichen Steigung von 7,6 Prozent ist es der härteste Anstieg der diesjährigen Tour de France.