Polizisten sichern den Schrott, der einmal ein VW Golf gewesen ist. Es ist der mutmaßliche Unfallwagen. Foto: Kraufmann

Bei dem Unfall war Ende August ein 52 Jahre alter obdachloser Mann tödlich verunglückt.

Esslingen - Die Polizei hat den Unfallfahrer ermittelt, der Ende August in Esslingen mit seinem Golf einen 52 Jahre alten Mann angefahren und getötet hat. Der 24 Jahre alte Libanese ist aber untergetaucht. Sein Wagen, der gesuchte rote Golf III, war schon in der Schrottpresse.

Dem Fahndungserfolg ist eine unglaubliche Fleißarbeit der Esslinger Verkehrspolizei und ihrer Kollegen in den Nachbarkreisen vorausgegangen. Seit dem Unfall, der sich am 28. August gegen 1.55 Uhr auf der Esslinger Kiesstraße ereignete, wurden im Landkreis Esslingen und der Umgebung 2250 rote VW Golf III sowie ihre Halter überprüft.

Der Verdächtige ist spurlos verschwunden

Schon früh, so Polizeisprecherin Christine Menyhart, sei der 16-köpfigen Ermittlungsgruppe "Kiesstraße" dabei der Libanese aufgefallen. Er heißt Ibrahim Issa, wohnt in Deizisau (Kreis Esslingen), ist drogenabhängig und besitzt wegen Trunkenheit am Steuer keinen Führerschein mehr . Bisher konnte er nur auf seinem Handy erreicht werden. Er behauptete, seinen VW Golf vor kurzem nach Rumänien verkauft zu haben. Die Zusage, den Kaufvertrag bei der Polizei vorbeizubringen, hat er nicht eingehalten.

Seit diesen Ermittlungen ist der Mann spurlos verschwunden. Befragungen im libanesischen Bekanntenkreis des Mannes erhärteten aber den Verdacht, dass der 24-Jährige den Unfall verursacht hat und abschließend geflüchtet ist. "Alles hat zusammengepasst", sagt Christine Menyhart. Die Beweislast war so stark, das der Staatsanwalt beim Amtsgericht einen Haftbefehl erwirkt hat.

Zunächst verschwunden war auch das Unfallfahrzeug. An der Kleidung des Unfallopfers, ein 52 Jahre alter wohnsitzloser Mann, waren Lackspuren sichergestellt worden, die zu einem tornadoroten Golf III passten. Einen solchen Wagen, Kombi oder Steilheck, suchte die Polizei fieberhaft. An Werkstätten und Schrotthändler wurden Flyer verteilt mit dem Hinweis auf die Fahndung nach einem solchen Golf, der an der Front beschädigt sein müsste.

Noch am Unfalltag wurde der Wagen zum Schrott gegeben

Die Flyer gingen laut Menyhart aber zu spät raus. Der Unfallfahrer hatte den Golf mit einem Abschleppwagen noch am Unfalltag zu einem Autohändler nach Remshalden (Rems-Murr-Kreis) gebracht. Der gab an, ihn am nächsten Tag, einem Sonntag, ausgeschlachtet und an einen Stuttgarter Schrotthändler verkauft zu haben. Der legte ihn bereits am Montag in die Schrottpresse.

Die Polizei beschlagnahmte Motorblock, Fahrzeugbrief und Verschrottungsnachweis in Remshalden. Den Schrottwürfel stellte sie in Stuttgart sicher. Der gepresste Würfel wurde am Mittwoch in Esslingen von der Feuerwehr auseinander gezogen. "Wir suchen den Stoßfänger, an dem vermutlich die Aufprallstelle ist", so Menyhart. An dem Plastikteil könnten durch die Reibung noch Faserspuren von der Kleidung des Opfers hängen - "eventuell auch Blut".

Ermittlungen gaben auch weitere interessante Ergebnisse

Parallel läuft die Fahndung nach Ibrahim Issa. Die Ermittler gehen davon aus, dass er sich ins Ausland abgesetzt hat. Deshalb wurde jetzt auch ein internationaler Haftbefehl erlassen. Deutschland hat mit dem Libanon aber kein Auslieferungsabkommen.

Die Überprüfung von 354 tornadoroten Golf III im Kreis Esslingen sowie weiteren 1896 solcher Fahrzeuge in Stuttgart, Waiblingen, Böblingen, Ludwigsburg, Göppingen, Tübingen und Reutlingen brachte den Ermittlern aber einigen Beifang. So konnte eine Unfallflucht in Abtsgmünd (Ostalbkreis) geklärt werden. Im Kreis Reutlingen wurde ein Kennzeichenmissbrauch aufgedeckt. An einem unfallbeschädigten Golf in Böblingen entdeckten die Ermittler Faserspuren, die von Kriminaltechnikern des LKA untersucht werden und deren Herkunft noch ermittelt werden muss.

Bei der Suche nach Ibrahim Issa bittet die Polizei weiter um Hinweise. Er betreibt einen Autohandel in Köngen und hat Beziehungen zu anderen libanesischen Autohändlern. Eventuell sei er noch in der Gegend, sagt Christine Menyhart: 0711/3990-420.