In einer Stuttgarter Wohnung gab es einen grausigen Fund: Eine 40-jährige Frau hatte dort ein Jahr lang tot gelegen – die Nachbarn haben nichts bemerkt Foto: dpa

Ein Jahr lang lag eine 40-jährige Frau tot in ihrer Wohnung im vierten Stock eines Mietshauses. Warum ihr Fehlen nicht bemerkt wurde, hatte wohl viele Gründe.

Stuttgart-Zuffenhausen - Eine allein lebende 40-Jährige ist fast ein Jahr tot in ihrer Wohnung in der Horrheimer Straße in Rot gelegen – ehe sie jetzt entdeckt wurde. Ein Schornsteinfeger musste in die Wohnung, und das zuständige städtische Amt ließ die Tür zwangsweise von einem Schlüsseldienst öffnen, weil die Bewohnerin auf die amtlichen Terminanfragen nie reagiert hatte. Wie die Polizei am Montag mitteilte, gibt es keine Hinweise auf ein Verbrechen.

Ein Kassenzettel mit Datum Heiligabend 2014 ist der letzte Beleg eines Lebenszeichens. Auch Nachbarn im Häuserblock stellten bei der Befragung fest, dass sie die zurückgezogen lebende, psychisch auffällige Frau eigentlich seit letztem Weihnachten nicht mehr gesehen hatten. Und auch nicht gehört: Sie pflegte in ihrer Wohnung im vierten Obergeschoss öfter lautstark Musik zu hören.

„Verschiedene Umstände haben dazu geführt, dass ihr Tod nicht auffiel“, sagt Polizeisprecher Michael Schossig. So wurde der überquellende Briefkasten immer wieder geleert, Reklame weggeworfen. Weil ein Fenster die ganze Zeit offen stand, gab es keinen intensiven Geruch, der überdies von einer gut abdichteten Wohnungstür zurückgehalten wurde. Die Miete der Sozialhilfeempfängerin wurde per Dauerauftrag bezahlt, so ging das Leben scheinbar weiter.

Der Fall erinnert an einen 79-Jährigen, der ein paar Straßen weiter 15 Monate tot in seiner Wohnung gelegen war, bis er Anfang 2007 entdeckt wurde. Noch länger blieb der Tod einer 80-Jährigen unentdeckt. Sie starb im Februar 2011 – und es sollte bis Ende 2013 dauern, bis Nachbarn die Polizei verständigten.