Die rote Färbung des Mondes war über Stuttgart gut zu erkennen. Foto: 7aktuell.de/David M. Skiba

Frühaufsteher konnten am Montagmorgen den Blutmond über Stuttgart beobachten. Von der Sternwarte aus schauten sich einige Menschen fasziniert die rote Kugel an und trotzten dabei den kalten Temperaturen.

Stuttgart - Montagmorgen, 5 Uhr, Temperaturen unter dem Gefrierpunkt: während die Stadt noch im Dämmerschlaf liegt, hat sich ein Dutzend Schaulustiger an der Sternwarte versammelt, um das astronomische Großereignis des Jahres zu bestaunen: die totale Mondfinsternis, auch Blutmond genannt. Zugegeben, zu so früher Stunde sind noch fast ausschließlich Medienvertreter und Mitarbeiter der Sternwarte vor Ort – erst nach und nach werden sich vereinzelt Privatpersonen aus dem Schlaf und an die Sternwarte kämpfen.

Kalte Temperaturen und heißer Punsch

So wie Frithjof und Ann-Kathrin. Der 24-jährige Stuttgarter ist heute zum ersten Mal überhaupt an der Sternwarte, seine gleichaltrige Begleiterin war seit Kindheitstagen nicht mehr hier oben. „Ich habe im Planetarium einen Flyer gesehen, der auf das Ereignis hingewiesen hat, und mich dann noch im Internet informiert“, erklärt Frithjof, „ich dachte: warum eigentlich nicht?“ Die Entscheidung der beiden hat sich gelohnt, denn obwohl bis zuletzt nicht klar war, ob das Wetter mitspielt, ist der Himmel klar und das Spektakel gut zu erkennen.

„Wir haben einen tollen Blick auf den Mond, schon mit bloßem Auge kann man die rote Farbe erkennen“, sagt Andreas Eberle, erster Vorsitzender des Vereins Schwäbische Sternwarte e.V. Immer deutlicher tritt der Mond nun in den Kernschatten der Erde, sieht aus wie angeknabbert. „Dass der Rand des Schattens nicht hart ist, sondern weich und diffus, liegt an der Atmosphäre“, erklärt Eberle. Auf einem Monitor, der an einem Teleskop befestigt ist, sieht man das Schauspiel noch genauer. Die Kälte treibt die Beobachter immer wieder hinunter in den geheizten Gesellschaftsraum, wo warmer Punsch bereitsteht. Hartgesottene harren oben auf der Terrasse aus und warten auf die Totalität. Dieser Begriff bezeichnet die Phase, in der der Mond völlig im Kernschatten der Erde liegt. „Das zieht sich ja ewig“, sagt ein Sternwarten-Mitarbeiter. Doch schließlich ist es soweit, und auch der letzte leuchtende Fitzel des Mondes taucht in den Schatten ein und färbt sich bräunlich-kupferrot.

Sonne, Erde und Mond auf einer Linie

Alexander Schilling steht an der Brüstung der Terrasse und betrachtet den Erdtrabanten seelenruhig. Seit 5.30 Uhr ist er hier. „Ich fange sowieso um 6 an zu arbeiten und wollte vorher noch die Mondfinsternis sehen“, sagt der 41-jährige, der Mitglied im Sternwarten-Verein ist, aber schon länger nicht mehr da war. Was fasziniert ihn an diesem Naturphänomen? „Bei Finsternissen sind es zwei Dinge: erstens die Frage, was dahintersteckt, warum es überhaupt solche Konstellationen gibt. Zum andern ist es einfach ein schöner Anblick – und ziemlich beeindruckend, dass da plötzlich so eine rote Kugel am Himmel hängt“, so Schilling.

Während der Mondfinsternis durchquert der Mond den Schatten, den die von der Sonne beleuchtete Erde in den Weltraum wirft. Die Voraussetzung für das Ereignis ist, dass Sonne, Erde und Mond ausreichend genau in einer Linie liegen. Ungefähr zweieinhalb Mal im Jahr tritt diese Konstellation ein. Eine totale Mondfinsternis wie am Montagfrüh ist seltener. Sie tritt ein, wenn der Mond bei Vollmond den Erdschatten durchquert und sich damit vollständig in dessen Kernschatten befindet.

Die rote Färbung erhält der Erdtrabant durch Lichtbrechung und Lichtstreuung. Die Atmosphäre bricht die kurzwelligen, blauen Strahlen des Sonnenlichts, „verschluckt“ sie sozusagen oder streut sie heraus. Die langwelligen roten Strahlen lässt die Atmosphäre hingegen passieren und lenkt sie Richtung Erdschatten. Die Farbintensität hängt auch davon ab, wie viel Staub, Feuchtigkeit und andere Partikel sich in der Atmosphäre befinden.