Ann-Katrin Berger wird im Olympia-Viertelfinale gegen Kanada zur Heldin der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Foto: IMAGO/ZUMA Press Wire/IMAGO/Sydney Low

Die deutschen Fußballerinnen stehen im Halbfinale der Olympischen Spiele. Was auch mit Ann-Katrin Berger zu tun hat. Der Torhüterin mit einer ganz besonderen Geschichte.

Als Torhüterin kann man im Elfmeterschießen ganz gut zur Heldin werden – indem man Bälle hält. Das machte auch Ann-Katrin Berger am Samstagabend im Marseille. Aber: Die deutsche Torhüterin setzte noch einen drauf. Nachdem sie im Viertelfinale des olympischen Fußballturniers zweimal gegen die Schützinnen aus Kanada pariert hatte, trat sie selbst an den Punkt. Traf sicher. Und darf nun davon träumen, dass ihre persönliche Geschichte als Fußballerin noch einem eine goldene Wendung nimmt. An einem besonderen Ort.

 

Das deutsche Team jedenfalls steht dank Ann-Katrin Berger im Halbfinale. Nach den bisherigen Partien in Marseille und St. Etienne geht es am Dienstag (18 Uhr) in Lyon gegen die USA. Das Endspiel findet dann in Paris statt, im Parc des Princes, dem Stadion von Paris St. Germain. Jenem Club, bei dem die heute 33-Jährige einst zwei Jahre lang unter Vertrag stand.

2014 hatte die aus Göppingen stammende Torhüterin den 1. FFC Turbine Potsdam und Deutschland verlassen, ging auf internationale Fußballreise – um am Ende auch im deutschen Nationalteam ankommen zu können. Paris, dann Birmingham City und der FC Chelsea in England, aktuell spielt sie in den USA beim Gotham FC. Eine spannende Tour, die sich auszahlte. Aber, die auch nicht ohne Rückschläge blieb – was allerdings weniger mit dem Sport zu tun hatte.

Im Jahr 2017 ist bei der Keeperin Schilddrüsenkrebs festgestellt worden. Es folgte eine Operation, dann eine Therapie, bei der sie eine Jod-Tablette schlucken muss. Weil der Körper anschließend eine Zeit lang radioaktiv ist, musste sie sich in eine mehrtägige Isolation begeben.

Der Krebs muss zweimal besiegt werden

Schon wenige Wochen nach der Diagnose stand die Frau, die sich als „Kämpfertyp“ bezeichnet, wieder auf dem Trainingsplatz. Sie fühlte sich nach überstandener Krebserkrankung „noch stärker“. Und wurde doch noch einmal niedergestreckt. 2022 kehrte der Krebs zurück.

Doch auch dies hat Ann-Katrin überstanden und sagte gegenüber unserer Zeitung: „Es ist mir wichtig, dass ich durch den offenen Umgang mit meiner Krankheit anderen Menschen helfen kann.“ Die WM 2022 und die EM 2023 erlebte sie dann als Ersatzfrau von Merle Frohms – kurz vor den Olympischen Spielen von Paris überraschte der Bundestrainer Horst Hrubesch aber mit der Entscheidung, Berger zur Nummer eins zu machen – erstmals im Alter von 33 Jahren.

Zwar agierte sie in der Vorrunde zweimal nicht ganz optimal, mit den Paraden und dem Schuss ins Glück am Samstag sind alle Zweifel aber verflogen. „Wir haben“, sagte Kapitänin Alexandra Popp, „eine Maschine im Tor.“ Die vor dem Fernseher auch von ihrer Verlobten Jessica Carter (einst ihre Mitspielerin beim FC Chelsea und bald auch in New York) gefeiert wurde.

Zu einer Medaille fehlt nun nicht mehr viel. Zu einem Happy-End einer besonderen Geschichte auch nicht.