Die neue Nummer eins des VfB Stuttgart: Florian Müller. In unserer Bildergalerie sehen Sie seine Vorgänger im VfB-Tor. Foto: Baumann/Hansjürgen Britsch

Im DFB-Pokal bekommt beim VfB Stuttgart normalerweise der Ersatztorhüter die Gelegenheit, Spielpraxis zu sammeln. Doch gibt es im Duell beim BFC Dynamo an diesem Samstag (15.30 Uhr) Argumente, von dieser Regel abzuweichen.

Stuttgart - Es gibt so manchen Grund, dem Start des VfB Stuttgart in die neue Fußballsaison mit einer gewissen Skepsis entgegenzublicken. Die vielen Verletzten gehören dazu, der Ausfall des Duos Wataru Endo und Orel Mangala, das zum Besten gehört, was die Bundesliga im defensiven Mittelfeld zu bieten hat, oder die die fehlenden Alternativen im Angriff, in dem Sasa Kalajdzic nicht nur mit dem Coronavirus infiziert ist, sondern auch weiterhin als möglicher Neuzugang bei größeren Clubs gilt.

 

Gut also, dass es auch eine Position gibt, die beim Blick in die Zukunft Grund zur Zuversicht liefert und an der das Erreichen der Ziele nicht scheitern sollte - die Position des Torhüters. Für sie stehen beim VfB gleich zwei Männer zur Verfügung, die bereits nachgewiesen haben, auch höheren Ansprüchen genügen zu können: Florian Müller (23), der nach dem Abschied von Gregor Kobel zu Borussia Dortmund als neue Nummer eins vom 1. FSV Mainz nach Stuttgart gekommen ist, und Fabian Bredlow (26), der in der vergangenen Saison und der Vorbereitung auf die neue Spielzeit angedeutet hat, dass er nicht nur als Nummer zwei taugen könnte.

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Während sich die Startelf für das Erstrundenspiel im DFB-Pokal beim BFC Dynamo an diesem Samstag in Berlin (15.30 Uhr) angesichts der großen Personalprobleme ansonsten fast von alleine ergeben dürfte, muss Pellegrino Matarazzo zumindest im Tor scharf nachdenken, wem er den Vorzug gibt. Dem zum Stammtorhüter auserkorenen Müller oder aber Bredlow, dem Ersatzkeeper? Das sei „eine spannende Frage“, auf die er noch keine abschließende Antwort gefunden habe, sagt der VfB-Trainer, „es gibt bei beiden Argumente, sie spielen zu lassen“.

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Für Fabian Bredlow spricht, dass es beim VfB schon in den beiden vergangenen Spielzeiten Usus war, die Nummer zwei mit Einsätzen im DFB-Pokal für gute Trainingsleistungen zu belohnen. Der gebürtige Berliner absolvierte zudem im Gegensatz zu seinem neuen Kollegen die komplette Vorbereitung, in der er im Training und den Testspielen einen überzeugenden Eindruck hinterlassen hat.

Bredlow sei auf dem Spielfeld „sehr fokussiert“ und habe auch in der Kabine eine „sehr präsente Rolle“, sagt Matarazzo über den Keeper, der von seinen Mitspielern in den siebenköpfigen Mannschaftsrat gewählt wurde: „Er ist verantwortungsbewusst, kommunikativ und macht einen sehr guten Eindruck.“

Noch schwerer könnte allerdings das Argument wiegen, das dafür spricht, Florian Müller schon im DFB-Pokal ins VfB-Tor zu stellen: „Es wäre nicht schlecht, wenn er sich einspielen könnte“, sagt Matarazzo. Aufgrund seiner Olympia-Teilnahme mit der deutschen Auswahl in Japan hat der Saarländer das Trainingslager in Tirol und die meisten Testspiele verpasst und ist erst Anfang dieser Woche wieder zu seiner neuen Mannschaft gestoßen.

„Er hat seither einen sehr guten Eindruck gemacht“, sagt Matarazzo über den Torhüter, der in der vergangenen Saison auf Leihbasis beim SC Freiburg gespielt hatte und anschließend für eine Ablöse von fünf Millionen Euro vom 1. FSV Mainz 05 nach Stuttgart gekommen ist. Das Pokalduell in Berlin könnte also als seine persönliche Generalprobe für den Bundesliga-Auftakt eine Woche später gegen die Spvgg Greuther Fürth dienen, bei dem sich die Frage, wer das VfB-Tor hüten soll, nicht mehr stellen wird.

„Fabi darf angreifen, er ist eine Top-Nummer zwei“

In dieser Woche hat Pellegrino Matarazzo seinen beiden Torhütern auch offiziell mitgeteilt, womit allseits gerechnet worden war: Dass es Florian Müller ist, der als Nummer eins die Nachfolge von Kobel antritt, während sich Fabian Bredlow auch weiterhin mit der Rolle des Ersatzmanns begnügen muss.

Bis zu diesem Gespräch hatte Bredlow zumindest leise Hoffnungen auf eine neue Torhüterhierarchie gehegt. Es sei „schwierig, die Situation einzuschätzen“, sagte er der „Bild“-Zeitung und verwies darauf, in seiner Entwicklung „einen riesigen Schritt“ gemacht zu haben. Als Trost bleibt ihm vorerst nur die Ermunterung des VfB-Trainers: „Fabi darf angreifen, er ist eine Top-Nummer zwei.“

Fabian Bredlow muss sich also auch in Zukunft hinten anstellen – womöglich auch schon auf der Pokalreise in die Bundeshauptstadt.