Zwei Spieler des TVB Stuttgart stehen im EM-Kader: Johannes Bitter (li.) und Teamkollege Patrick Zieker Foto: Baumann

Vor neun Jahren ist Johannes „Jogi“ Bitter aus der Handball-Nationalmannschaft zurückgetreten, nun ist der Torhüter zurück auf der großen Bühne. Bundestrainer Christian Prokop nominierte Bitter für die EM im Januar.

Stuttgart - Urlaub gestrichen. Was normalerweise nach einer Bestrafung klingt, ist im Falle von Johannes Bitter – und Patrick Zieker – eine Belohnung. Als der Handball-Bundestrainer Christian Prokop am Freitagvormittag seinen von 28 auf 17 Mann reduzierten Kader für die EM in Norwegen, Schweden und Österreich bekannt gab, standen auch die beiden Spieler des TVB Stuttgart noch auf der Liste. Was vor allem im Falle des Torhüters Bitter schon einer kleinen Sensation gleichkam, auch wenn Prokop bereits in den vergangenen Tagen den 37-Jährigen in höchsten Tönen gelobt hatte. „Jogi bringt konstant gute Leistungen in Stuttgart, zudem ist er ein Spieler mit einer gewissen Aura und großer Erfahrung.“

Das stimmt, auch wenn das letzte seiner 144 Länderspiele schon fünf Jahre zurückliegt. Bitter hatte seine Karriere vor allem der Familie wegen – vorübergehend – beendet. „Das war richtig damals für die Kinder, die sind jetzt aber größer und die Lebensumstände haben sich verändert“, sagte Bitter. „Es ist einfach eine neue Zeitrechnung, und wenn ich mit 37 Jahren den Bundestrainer noch überzeugen kann, ist glaube ich alles gesagt.“

Bitter setzt sich gegen Heinevetter durch

Denn Bitter hat in der bisherigen Saison nicht nur Worte, sondern auch Taten sprechen lassen. Mit 172 Paraden weist er aktuell den Bestwert aller Bundesliga-Schlussleute auf und stach damit nicht nur den Kieler Konkurrenten Dario Quenstedt, sondern auch die Berliner Torwart-Ikone Silvio Heinevetter im Nationalteam aus. Pikanterweise treffen die beiden im letzten Spiel des Jahres am 29. Dezember in der bereits ausverkauften Porsche-Arena aufeinander, was dem Duell des TVB gegen die Füchse zusätzliche Brisanz verleihen dürfte. Und dann? „Werde ich zwei Tage durchschnaufen, und dann geht’s am am 2. Januar direkt los.“

Übrigens nicht alleine, was Stuttgart angeht. Denn neben Bitter hat es auch Patrick Zieker (26) in den 18er-Kader geschafft und auf Linksaußen sich dabei gegenüber dem Göppinger Marcel Schiller durchgesetzt. Bitter: „Er wird auch der Nationalmanschaft durch seine Schnelligkeit, Aggressivität und Qualität helfen können.“ Doch während Bitter im Tor neben Andreas Wolff (KS Kielce/Polen) fest gesetzt ist, muss der Junioren-Weltmeister von 2011 noch zittern, weil der Bundestrainer bis einen Tag vor Turnierstart am 9. Januar noch einen weiteren Spieler streichen aus seinem Kader muss. Dabei ist es denkbar, dass die Position auf Linksaußen mit dem Weltklassespieler Uwe Gensheimer (Rhein-Neckar Löwen) nur einfach besetzt wird.

Weinhold muss EM-Teilnahme absagen

Die Personalsorgen der Handballer vor der EM haben sich noch einmal verschärft. Auch 2016-Europameister Steffen Weinhold vom THW Kiel sagte seine Teilnahme aufgrund einer Fußverletzung ab. Der Linkshänder ist nach Fabian Wiede (Schulter-OP), Spielmacher Martin Strobel (Balingen) sowie dem Berliner Simon Ernst und dem Lemgoer Tim Suton (beide Kreuzbandriss) die fünfte Stammkraft im Rückraum, die Bundestrainer Christian Prokop ersetzen muss. „Die Entscheidung, Christian anzurufen und ihm meinen Verzicht mitzuteilen, fiel mir sehr schwer. Ich habe in den vergangenen Tagen viel darüber nachgedacht. Letztlich hat die Vernunft dann entschieden“, sagte Weinhold. Im September hatte sich der 33-Jährige die Plantarfaszie im linken Fuß angerissen, erst Ende November war er auf das Spielfeld zurückgekehrt. „Ich hatte richtig Lust auf das Turnier. Ich hätte der DHB-Auswahl bei der EM gerne geholfen, aber ich habe immer noch eine Entzündung im Fuß, die mir Beschwerden bereitet“, sagte Weinhold, der am Donnerstagabend im Ligaspiel gegen Balingen noch vier Tore erzielt hatte: „Die einzige Möglichkeit, die Entzündung aus dem Fuß zu bekommen, ist Ruhe zu haben.“ Weinhold bestritt bisher 125 Spiele für die DHB-Auswahl und erzielte dabei 298 Tore. Mit der deutschen Nationalmannschaft gewann der Rückraumspieler 2016 EM-Gold und Olympia-Bronze.