Bonnie Raitt, die „Königin der Slide-Gitarre“, kommt im Rahmen ihrer Deutschland-Tournee am Dienstag, 1. Juli, nach Winterbach. Foto: Scott Newton (Veranstalter)

Bonnie Raitt, die legendäre, 75-jährige amerikanische Sängerin und Gitarristin, gastiert am 1. Juli auf Einladung der Musikinitiative Rock in der Salierhalle Winterbach.

Eine Frau, ihre sinnliche Stimme und ihr filigranes Fingerspiel an der E-Gitarre. Sie mag zwar kein Weltstar sein, die auf allen Kontinenten Arenen füllt. Aber dass sie zu den sehr wenigen Frauen gehört, die im Blues-, Rock- und Countrybusiness seit Jahrzehnten für Furore sorgen, das steht fest: Bonnie Raitt ist zweifelsohne eine der besten Bluesgitarristinnen der Welt, eine absolute Legende – und demnächst in Winterbach zu erleben.

 

Wobei sich die am 8. November 1949 im kalifornischen Burbank geborene Bonnie Lynn Raitt vermutlich bei ihren ersten Auftritten Ende der 1960er Jahre auch nicht hätte träumen lassen, dass sie gut 55 Jahre später immer noch auf den Bühnen von Clubs und Hallen für Furore sorgt – und nun sogar im beschaulichen Winterbach.

Konzerte in Berlin, Bonn – und Winterbach

Doch der Kulturinitiative Rock ist es tatsächlich gelungen, die Frau mit den roten Haaren und der hellen Doppeltolle am Mittelscheitel für eines von lediglich drei Konzerten in Deutschland in diesem Sommer in die Gemeinde im mittleren Remstal zu holen – Berlin (29. Juni), Winterbach (1. Juli) und Bonn (3. Juli) sind die Stationen der Mini-Tour durch die Republik.

Doch das Touren ist für die „Grand Dame des Blues“, wie sie oft tituliert wird, wohl eher Energiespender als erschöpfende Notwendigkeit. Die Frau, das lässt sich konstatieren, ist ein Bühnentier. Und dabei wird sie in diesem November 76 Jahre alt – oder jung.

Schon 2013 sagte sie als 63-jährige Stehauffrau bei einer Ansage im Circus Krone München: „Ein Wunder, dass ich noch da bin.“ Zu ihrem 70. Geburtstag zitierte die Rheinpfalz sie wiederum mit diesem Statement: „Nur wegen dieser Zahl 70 gebe ich doch meinen Job nicht auf – es ist schließlich der coolste Jobs, den ich mir vorstellen kann.“

Dabei war die Aussage zu ihrem Überlebenskampf nach den schmerzhaften ersten 20 Jahren ihrer Karriere mit Alkohol- und Drogen-Trouble keine Koketterie. Erst ihr 1989 veröffentlichtes Album „Nick of Time“ brachte den Durchbruch und eroberte Platz 1 der US-Charts.

Christoph Goldschmidt von der Winterbacher Kulturinitiative Rock schwärmt: „ Sie ist dreizehnfache Grammy-Gewinnerin, wurde im Jahr 2000 in die Rock & Roll Hall of Fame aufgenommen, und das Rock-Fachmagazin Rolling Stone zählt Bonnie, ein echtes Slide-Gitarren-Ass, zu den 100 größten Gitarristen aller Zeiten und zu den 100 größten Sängerinnen aller Zeiten. Bonnies Hauptgitarre auf Tour ist übrigens eine unlackierte Fender Stratocaster, die sie 1969 gekauft hat.

Und nun ist die als linksliberal geltende und politisch aktive Sängerin und Gitarristin, die mit Konzerten Umweltgruppen unterstützt, also im Remstal zu Gast, hat ihr aktuelles Album „Just like That“ im Gepäck.

In einem vor wenigen Wochen geführten Interview mit dem Musikjournalisten Thomas Steinberg, das er im Auftrag der Veranstalter führen durfte, erinnert sie an „all die Stunden, die ich als Teenager in meinem Zimmer verbracht habe, um Gitarre zu üben und zu singen und tolle Songs auszusuchen, um sie nur für mich selbst aufzuführen“. Das habe sich wirklich ausgezahlt. „Denn es gab nicht so viele Frauen, die Blues- und Slide-Gitarre spielten. So kam ich zu der Erkenntnis, dass ich etwas ungewöhnlich bin.“

Bonnie Raitt, hier im Jahr 2013 beim Jazz-Fest in Wien. Foto: Hans Klaus, dpa

Der wichtigste Ratschlag ihres Vaters John Raitt sei gewesen, „jeden Abend zu einem Eröffnungsabend zu machen. Niemals nachlassen, niemals aufgeben und immer so präsent sein, als ob man diese oder jene Lieder noch nie zuvor gespielt hat.“

Vor drei Jahren fühlte sich Bonnie Raitt „so geehrt“, dass der Grammy für den Song des Jahres an „Just Like That“ ging. „Und das ist es, woran ich mich am meisten erinnere: Diese Reaktion auf mein Lied über die traurige Geschichte einer Frau, die mit so viel Schuld und Trauer lebte, weil sie versehentlich den Tod ihres Sohnes verursacht hatte und verschwand.“

Und dieser Mann, der das Herz ihres Sohnes erhalten hatte, begann nach ihr zu forschen und fand sie auch tatsächlich Jahre später. „Und ihr Leben veränderte sich, als sie ihren Kopf auf seine Brust legte, um auf das Herz ihres Sohnes zu hören.“

Diese Geschichte von Gnade und Erlösung habe so viele Menschen bewegt, dass sie sogar Präsident Joe Biden dazu veranlasst habe, das Organspendesystem in Amerika zu überarbeiten, das „seit mindestens 20 Jahren kaputt“ war. Raitt: „Das ist es, wofür ich am dankbarsten bin, die Resonanz. Ich schreibe nicht viele Songs, aber dass dieser eine diese Aufmerksamkeit erhält, macht mich besonders dankbar und stolz.“

Bald große Freiluftkonzerte in Amerika

Nach ihrer Europatournee macht die „Königin der Slide-Gitarre“ eine kleine Pause von fünf Wochen im Sommer. Dann wird die Band mit dem großartigen Jimmy Vaughan und seiner Band im Doppelpack große Freiluftkonzerte in den Vereinigten Staaten geben, für bis zu 15 000 Leute pro Abend von Ende August bis September.

2026 erste Pause seit fünf Jahren

„Danach stehen einige Benefizkonzerte an und das nächste Jahr wird meine erste Pause seit fünf Jahren sein“ Sie wollte sich ein paar Monate Zeit nehmen, um einfach nur zu leben, ihre Familie besuchen, zu Hause sein und zum Spaß reisen.

„Und natürlich werden wir angesichts der vielen Kürzungen bei den Menschen, die Hilfe brauchen, und den Umweltgruppen, die ebenfalls Hilfe benötigen, wahrscheinlich eine Reihe von Konzerten veranstalten, um die verheerenden Kürzungen der derzeitigen Regierung zu stoppen. Mein Aktivismus wird also stark bleiben, auch wenn ich eine Pause mache.“

Rock und Blues in Winterbach

Konzert
Das Gastspiel von Bonnie Raitt in Winterbach findet am Dienstag, 1. Juli, statt. Einlass in der Salierhalle ist um 19 Uhr, der Auftritt beginnt um 20 Uhr. Das Vorprogramm bestreitet der in New Orleans lebende Pianist und Sänger Jon Cleary mit Band.

Karten
Die Stehplatzkarte kostet im Vorverkauf 62 Euro (Abendkasse 64 Euro). Den Sitzplatz gibt’s für 73 Euro (Abendkasse 75 Euro). Tickets bei den üblichen Vorverkaufsstellen sowie unter www.kulturinitiative-rock.de