Alf war in den 80er Jahren ein Segen - in der Zeit danach eher ein Fluch für seinen Synchronsprecher Tommi Piper Foto: dpa

Tommi Piper hat dem TV-Alien Alf seine Stimme geliehen - Nun sucht er neue Rollen.

Stuttgart - Seine markante Stimme machte Tommi Piper berühmt - und legte ihn auf einen bestimmten Typ fest. "Ich lasse nicht mehr alles mit mir machen", sagt der 69-Jährige. Die Angebote sind inzwischen rar. Heute Abend tritt Piper zumindest in einer kleinen Rolle bei "Aktenzeichen XY... ungelöst" auf.

Herr Piper, haben Sie schon einmal Ihre Stimme verflucht?

Wenn Synchronsprecher eine markante Stimme wie ich haben, kommen sie bei Castings irgendwann nicht mehr so gut an. Ganz ehrlich: Ich hätte schon gerne eine normalere Stimme. Man ist eben schnell festgelegt auf einen Typus.

Festgelegt? Sie meinen Alf, das außerirdische Serienmonster, dem sie Ende der 80er Jahre Ihre Stimme geliehen haben?

Genau. Zu jener Zeit war es ein Segen. Natürlich habe ich damals gut verdient, auch weil ich von der Vermarktung der Platten erst mal profitiert habe.

Sie müssen richtig viel verdient haben.

Das waren aber keine Millionen, wie viele denken, ich hatte ja nur einen Synchronsprechervertrag. Und rückblickend war das mit Alf ein Fluch. Ich bekam keine Aufträge mehr, im Fernsehen war ich jahrelang abgemeldet.

Ist das nicht der Preis für den kommerziellen Erfolg?

Es ist nun mal so, dass man in Deutschland schnell abgestempelt wird. Man braucht Netzwerke und eine sehr gute Agentur, um im Gespräch zu bleiben. Beides hatte ich leider nicht. Das Geschäft ist knallhart. Schauen Sie mal, es gibt doch im Fernsehen nur zehn, fünfzehn wirklich erfolgreiche Leute, die rund um die Uhr zu sehen sind, auf allen Kanälen, den Rest bilden Castingshows und diese volkstümlichen Musiksendungen. Dieser Quotenwahnsinn nervt doch nur.

Was schauen Sie denn im Fernsehen?

Ich schalte meistens gleich auf 3 Sat oder Arte. Oder auf Bayern3. Und wenn es mal bei den anderen Kollegen nicht so gut läuft, heißt es eben: trotzdem irgendwie präsent bleiben. Mein Kollege Elmar Wepper zum Beispiel macht es richtig, der arbeitet viel mit Alfons Schuhbeck zusammen, kocht mit ihm im Fernsehen, spricht tolle Kommentare und synchronisiert. Ein toller Schauspieler. Der Elmar hatte vor zwei Jahren in dem wunderbaren Film "Hanami" die Hauptrolle, aber davon allein kann man vielleicht auch nicht leben. Nun macht er das Richtige und wartet nicht wie ich damals zu Hause.

Das muss eine harte Zeit gewesen sein. Wie haben Sie sich über Wasser gehalten?

Mit Werbung, Hörbüchern und Hörspielen. Inzwischen bekomme ich eine Rente (nicht viel), schließlich hatte ich lange Zeit nicht nur als Sprecher, sondern auch als Schauspieler gearbeitet, fürs Fernsehen, aber auch für die Bühne. Da will ich wieder hin.

Aktenzeichen XY ist keine wirkliche Herausforderung

Was haben Sie aus diesen Erfahrungen gelernt?

Ich lasse nicht mehr alles mit mir machen. Irgendwann wollte jemand meine Stimme als Klingelton zum Herunterladen anbieten. Das habe ich dann dankend abgelehnt.

Zuletzt lief es wieder besser für Sie. Sie haben Gastrollen in "Aktenzeichen XY" oder in der Serie "Forsthaus Falkenau".

Das ist schon okay. Aber es sind eben nur einzelne Drehtage. Kürzlich habe ich Jeff Bridges gesprochen, da war ich wirklich sehr froh darüber.

In welcher Rolle?

Bridges spielte in "Open Road" einen gealterten, alkoholkranken Baseballspieler.

Das passt doch zu Ihrer angerauten, männlichen Stimme. Es gibt nur wenige von dieser Art. Der Schauspieler Ben Becker hat ein ähnliches Organ.

Ja, stimmt. Und der weiß auch gut, wie man seine Stimme zu Markte trägt. Auch wenn das reinster Kommerz war, dieses Bibelprojekt, mit dem Becker auf Tour war - trotzdem war das richtig toll.

Bei allem Respekt, Herr Piper: Diese Minirolle eines Rockerbandenchefs in "Aktenzeichen XY" ist doch keine künstlerische Herausforderung. Woran arbeiten Sie wirklich?

Der Autor Bernd Steets, schreibt zurzeit an einem One-Man-Musical zu Hans Albers. Und ich hoffe, dass wir damit irgendwann auf Tournee gehen, mit drei Musikern vielleicht. Ich würde singen und spielen.

Dann wäre alles wieder "Null Problemo".

Hören Sie mir bloß mit diesem Alf auf!

"Aktenzeichen XY...ungelöst", ZDF, Mittwoch, 20.15 Uhr.