Mietstreitigkeiten in Stammheim sind zu einem Fall für die Polizei geworden (Symbolbild). Foto: Marijan Murat/dpa

Zeugen entdecken in Stammheim einen verletzten Senior, der später in einer Klinik stirbt. Nicht zum ersten Mal hat ein Konflikt zwischen Mieter und Vermieter tödliche Folgen.

Was steckt hinter dem gewaltsamen Tod eines 78-Jährigen in einer Tiefgarage in Stammheim? Das Rätsel um das Tötungsdelikt, über das die Polizei erst zwei Wochen nach der Tat berichtet hat, wird nur langsam gelüftet. Ein 29-Jähriger sitzt in Untersuchungshaft, weil er den Senior am 15. September im Schottweg angegriffen und tödlich verletzt zurückgelassen haben soll. Nun zeigt sich: Täter und Opfer haben sich gekannt.

 

„Es wird davon ausgegangen, dass Hintergrund der Tat Mietstreitigkeiten zwischen dem Beschuldigten und dem Geschädigten waren“, sagt Staatsanwaltssprecherin Stefanie Ruben. Zunächst war noch gegen Unbekannt ermittelt worden. Zeugen hatten am 15. September gegen 18.40 Uhr die Polizei und Rettungskräfte alarmiert, nachdem sie den leblosen 78-Jährigen in der Tiefgarage entdeckt hatten. Dabei konnten sie den fahndenden Beamten auch eine Täterbeschreibung mitliefern: 20 bis 30 Jahre alt, 1,70 bis 1,80 Meter groß, kurze, lockige braune Haare, helle Kleidung, kurze Hose, rot-gelbes Trikot.

Vor dem Polizeipräsidium klicken die Handschellen

Der Gesuchte war jedoch zunächst entkommen. Ermittlungen im Umfeld des 78-Jährigen, der mit schwersten Verletzungen in ein Krankenhaus eingeliefert worden war, führten jedoch zu einem 29-Jährigen. Offenbar hatte ein Streit um die Miete zu einer folgenschweren Auseinandersetzung geführt. Der Verdächtige blieb zunächst verschwunden – begab sich dann aber in die Hahnemannstraße auf dem Pragsattel, dem Sitz des Stuttgarter Polizeipräsidiums. Am 25. September, zehn Tage nach der Tat, klickten die Handschellen. Ein Richter erließ Haftbefehl.

Vier Tage nach der Inhaftierung verstarb der Senior an den erlittenen Verletzungen. Nach Angaben von Sprecherin Ruben ermittelt die Staatsanwaltschaft nunmehr wegen des Verdachts der Körperverletzung mit Todesfolge. Wie der 78-Jährige zu Tode kam und wie die Auseinandersetzung genau ablief, darüber gibt es vorerst keine Angaben.

Schüsse und Brandstiftung in Esslingen

Folgenschwere und sogar tödliche Auseinandersetzungen zwischen Mietern und Vermietern gibt es immer wieder in der Region. Besonders dramatisch endete das vor elf Monaten in Esslingen.

Am 14. November 2024 erschoss ein 61-jähriger Mieter den 31-jährigen Sohn des Hauseigentümers, legte einen Brand und tötete sich selbst. Der Mann war schon länger polizeibekannt, der Eigentümer fühlte sich von den Behörden im Stich gelassen. Am 19. Dezember 2022 wurde in Gingen im Kreis Göppingen ein 34-jähriger Mieter vom 31-jährigen Vermieter und dessen beiden Begleitern in der Wohnung bedroht und geschlagen.

Täter- und Opferrollen sind bei den Auseinandersetzungen durchaus verteilt – und dabei geht es nicht immer um finanzielle Streitpunkte. In Urbach im Rems-Murr-Kreis war es ein alkoholisierter Vermieter, der am 20. März 2020 seine Mieterin mit einer Pistole bedrohte und damit einen größeren Polizeieinsatz auslöste. Zwei Tage zuvor hatte in Holzgerlingen (Kreis Böblingen) ein 31-jähriger Mieter die Eigentümerfamilie im Haus angegriffen – und ließ drei Tote zurück. Vordergründig ging es um Sauberkeit und Lärm. Tödlich war der Angriff eines 39-jährigen Mieters, der am 28. Januar 2015 in Böblingen seinen 74-jährigen Vermieter mit 50 Messerstichen niederstreckte. Der Mann hatte eine schizo-affektive Psychose, litt unter Verfolgungswahn. Er kam wegen Schuldunfähigkeit in eine Psychiatrie.