Meningokokken werden durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch – beispielsweise beim Anhusten, Niesen oder Küssen – übertragen. Foto: dpa

Im hessischen Lindenfels ist ein Kind, das eine evangelische Kindertagesstätte besuchte, an einer Meningokokken-Infektionen gestorben. Die Ansteckung mit den Bakterien führte zu einer Hirnhautentzündung, die trotz Antibiotika-Behandlung tödlich verlief.

Heppenheim/Lindenfels/Stuttgart - In Lindenfels im hessischen Kreis Bergstraße ist ein Kind, das eine evangelische Kindertagesstätte in der Lindenfelser Kernstadt besucht hat, am Samstagabend (19. Januar) an einer Meningokokken-Infektion gestorben. Das teilte das Gesundheitsamt des Landkreises mit. Den Angaben zufolge handelt es sich um einen Erreger vom Typ B.

Lebensgefährliche Bakterien

Das Gesundheitsamt habe „umgehend alle nötigen Maßnahmen eingeleitet“ hieß es seitens des Landratsamtes. Alle Personen, die in der Kita und außerhalb Kontakt zu dem erkrankten Kind hatten, seien informiert worden. Ihnen sei „dringend“ empfohlen worden, sich prophylaktisch mit Antibiotika behandeln zu lassen, um die Gefahr einer weiteren Meningokokken-Erkrankung auszuschließen. „Aktuell gibt es keinen weiteren Verdachtsfall“, hieß es weiter.

Meningokokken sind Bakterien der Art „Neisseria meningitidis“. Infektionen mit Meningokokken können innerhalb weniger Stunden lebensbedrohlich werden und zum Tode führen. Die Bakterien verursachen eine eitrige Hirnhautentzündung – die sogenannte Meningitis, eine Entzündung der Hirn- und Rückenmarkshäute des zentralen Nervensystems – , mitunter auch eine Blutvergiftung.

338 Erkrankungen 2016

In Deutschland kommen Meningokokken-Erkrankungen äußerst selten vor – im Jahr unter fünf Fälle pro eine Million Menschen. 2016 registrierte das Robert-Koch-Institut (RKI) 338 Fälle von Meningokokken-Erkrankungen – fast 20 Prozent mehr als 2015 (287). Meistens handelt es sich um Einzelfälle, insbesondere in den Wintermonaten. Die durch Meningokokken ausgelöste Meningitis betrifft vor allem Kinder und Jugendliche. Rund 70 Prozent der Fälle treten bei Kindern unter fünf Jahren, vor allem Säuglingen auf.

Statistisch gesehen stirbt jeder zehnte Patient, bei weiteren zehn Prozent bleiben Schäden zurück – Lähmungen oder Krämpfe, manche werden taub oder erlangen einen Gehirnschaden. Von den 28 Todesfällen 2015 waren 15 Kinder im Alter von 15 Jahren oder jünger.

Durch Tröpfcheninfektion übertragen

Meningokokken siedeln im Nasen-Rachen-Raum. Etwa zehn Prozent der Bevölkerung Europas tragen diese Bakterien im Nasenrachenraum, ohne krank zu werden. Problematisch wird es, sobald diese Bakterien ins Blut gelangen. Meningokokken werden durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch – beispielsweise beim Anhusten, Niesen oder Küssen – übertragen.

Zwischen der Infektion und dem Ausbruch der Erkrankung vergehen meist drei bis vier Tage. In hochakuten Fällen wie jetzt in der 5000-Einwohner-Gemeinde Lindenfels kann die Erkrankung trotz Behandlung mit Antibiotika in wenigen Stunden tödlich verlaufen. „Mit frühzeitig verabreichten Antibiotika kann die Infektion wirksam bekämpft werden“, teilte das Gesundheitsamt mit.