Der 29-jährige Mann, der Anfang Oktober in einer Bar erschossen worden war, ist nun beigesetzt worden. Warum war die Polizei mit einem großen Kräfteaufgebot bei der Beerdigung im Einsatz?
Mit einer Maschinenpistole war ein Angreifer am 2. Oktober, in der Nacht vor dem Feiertag, in eine Göppinger Bar gekommen und hatte geschossen. Ein 29-Jähriger wurde getötet, zwei weitere Männer schwer verletzt. Am Montag ist der Verstorbene nun beigesetzt worden. Die Trauerfeier wurde von einem großen Polizeiaufgebot geschützt. Das kam im Innenausschuss des Landtags am Mittwoch zur Sprache. Der Einsatz diente dabei nicht allein dem Schutz der Trauergemeinde.
Der SPD-Abgeordnete aus dem Kreis Göppingen, Sascha Binder, richtete eine Frage aufgrund seiner Beobachtung an den Innenminister Thomas Strobl (CDU) und den LKA-Chef Andreas Stenger: Er sei am Montag privat auf einer Beerdigung im Kreis Göppingen gewesen. Als er den Friedhof verließ, fiel ihm auf, dass viel Polizei zugegen war – und erfuhr, dass nach der von ihm besuchten Trauerfeier das Opfer der Bluttat zu Grabe getragen wurde.
Strobl und Stenger bestätigten das große Polizeiaufgebot bei der Beisetzung. „Sie ist aber völlig friedlich verlaufen“, sagte Strobl. Er finde es „völlig richtig“, dass die Polizei dort präsent war. Man habe zum einen die Feier schützen wollen. Denn es gibt ein trauriges Beispiel für eine Gewalttat auf einem Friedhof: Im Juni 2022 warf ein Mann eine Handgranate auf einen Friedhof in Altbach (Kreis Esslingen). Dort wurde ein junger Mann beerdigt, der einer der verfeindeten Gruppierungen nahegestanden haben soll – jener, die in Esslingen und Ludwigsburg verwurzelt ist. Der Angreifer handelte für die Gruppierung Göppingen-Zuffenhausen.
Unabhängig davon, ob ein Zusammenhang bestehe, seien Racheaktionen in diesem wie in anderen Milieus auch bei Beerdigungen nicht ausgeschlossen. Neben dem Schutz der Besucherinnen und Besucher habe der Einsatz noch einen zweiten Zweck erfüllt: den der Aufklärung. Die Polizei wolle sehen, wer die Beerdigung besuche – da das Aufschlüsse über die Tat liefern kann.
Täter ist weiterhin flüchtig
Zu den Hintergründen gibt es noch keine offiziellen Angaben. Einerseits gibt es nach Informationen unserer Zeitung Hinweise auf Verbindungen ins Rockerbandenmilieu. Andererseits untersuche man auch noch, ob Zusammenhänge zu den teils blutigen Auseinandersetzungen gewaltbereiter multiethnischer Gruppierungen in der Region Stuttgart bestehen.
Die Suche nach dem Täter in dem Fall läuft weiter. Auch die Tatwaffe bleibt verschwunden. Sie konnte bei mehreren Suchaktionen in der Umgebung nicht gefunden werden. Der Täter war nach den Schüssen in der Bar an der Gartenstraße Richtung Göppinger Bahnhof geflüchtet.