In einem Gebäude der Zeugen Jehovas in Hamburg kam es zu den tödlichen Schüssen. Foto: dpa/Jonas Walzberg

Am Donnerstagabend fallen in Hamburg mehrere Schüsse. Bei dem Angriff in einem Gebäude der Zeugen Jehovas sterben nach Abgaben der Polizei acht Menschen. Vor allem ein mögliches Motiv gibt noch Rätsel auf.

Bei den Schüssen in einem Gebäude der Zeugen Jehovas in Hamburg sind nach Angaben der Polizei vom Freitagmorgen acht Menschen tödlich verletzt worden. Unter den Toten ist „offenbar auch der mutmaßliche Täter“, wie die Polizei Hamburg mitteilte. „Weitere Menschen wurden durch die Tat zum Teil schwer verletzt“, hieß es weiter. Während einer Veranstaltung im Gebäude der Gemeinde waren am Donnerstagabend die Schüsse gefallen.

Nach Informationen aus Sicherheitskreisen stufte die Polizei die Tat als Amoklauf ein. Als Extremist war der mutmaßliche Schütze demnach nicht bekannt. Dass sein Name dennoch in den Datenbanken der Sicherheitsbehörden auftauchte, hat dem Vernehmen nach auch keinen kriminellen Hintergrund, sondern damit zu tun, dass er eine waffenrechtliche Erlaubnis beantragt haben soll. Dafür ist immer auch eine Abfrage der Zuverlässigkeit nötig, bei der Bezüge zu Straftaten und Extremismus geprüft werden.

Der „Spiegel“ berichtete, dass es sich bei dem Tatverdächtigen um ein ehemaliges Mitglied der Zeugen Jehovas im Alter von 30 bis 40 Jahren handeln soll. Weiter berichtete das Magazin von einer Pistole als Tatwaffe und dass der Täter eine große Tasche zurückgelassen haben soll. Auf dem Video eines Anwohners ist zu sehen, dass eine schwarz gekleidete Person durch eine kaputte Scheibe mehrfach von außen in das Gebäude schießt und schließlich in das Haus einsteigt und darin weiterschießt.

Die Polizei konnte am Freitagmorgen dazu keine Angaben machen - weder zu dem mutmaßlichen Täter noch zum genauen Tathergang. Die Hamburger Innenbehörde, die Staatsanwaltschaft und die Polizei wollen am Freitagmittag, 12.00 Uhr, mehr Details bekannt geben.

Medien berichteten zudem von acht Menschen, die teils schwer verletzt wurden, sowie von 17 leicht Verletzten, die nach dem Angriff unter Schock stehen. Die Polizei nannte dazu zunächst noch keine konkreten Zahlen.

Zahlreiche nationale und internationale Politiker haben schockiert und betroffen auf den tödlichen Vorfall in Hamburg reagiert. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sprach in einem Post auf Twitter von „schrecklichen Nachrichten aus Hamburg“. Er richtete das Beileid Frankreichs an die Angehörigen der Opfer und an alle unsere deutschen Freunde aus. „Unsere Gedanken sind bei ihnen.“

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier reagierte „mit großem Entsetzen“

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier reagierte „mit großem Entsetzen“. „Meine Gedanken sind bei den Toten und ihren Familien. Ihnen gilt meine tiefe Anteilnahme an diesem Tag des Schmerzes“, teilte das Staatsoberhaupt am Freitag über seine Sprecherin auf Twitter mit. Steinmeier bedankte sich bei den Einsatzkräften vor Ort und wies auf die Anteilnahme der Bevölkerung hin: „Ich bin sicher, viele Menschen in Deutschland empfinden in diesen Stunden aufrichtiges Mitgefühl. Den Verletzten wünsche ich baldige Genesung.“

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bezeichnete die tödlichen Schüsse als brutale Gewalttat. „Schlimme Nachrichten aus #Hamburg. Mehrere Mitglieder einer Jehova-Gemeinde sind gestern Abend einer brutalen Gewalttat zum Opfer gefallen“, postete er über den Regierungsaccount auf Twitter. „Meine Gedanken sind bei ihnen und ihren Angehörigen. Und bei den Sicherheitskräften, die einen schweren Einsatz hinter sich haben.“ Die Polizei äußerte sich bislang noch nicht detailliert zu den Opfern.

Die Zeugen Jehovas zeigten sich „tief betroffen“. „Unser tiefes Mitgefühl gilt den Familien der Opfer sowie den traumatisierten Augenzeugen. Die Seelsorger der örtlichen Gemeinde tun ihr Bestes, ihnen in dieser schweren Stunde Beistand zu leisten“, hieß es in einem Statement auf der Website der Gemeinschaft.

Am frühen Morgen sicherte die Polizei vor, hinter und in dem dreigeschossigen Gebäude noch weiter Spuren. An der Außenseite des Gebäudes haben die Ermittler noch in der Nacht zahlreiche kleine Nummerntafeln aufgestellt, um Spuren der Gewalttat zu markieren. Am Morgen war auch ein 3D-Scanner im Einsatz, um den Tatablauf zu dokumentieren. Der Eingang zu dem Gebäude der Zeugen Jehovas war am Morgen mit einem Sichtschutz abgedeckt.

Ein erster Leichenwagen war gegen 8.00 Uhr am Tatort vorgefahren. Gegen 6.00 Uhr wurde der Verkehr auf der viel befahrenen Straße Deelböge wieder freigegeben.