Listerien unterm Mikroskop Foto: tmn

Foodwatch klagt: Lidl und Behörden hätten Verbraucher schlecht über Todeskäse informiert.

Stuttgart - Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch klagt an: Lidl und die Behörden hätten unzureichend über die Gefahren durch Listerien-verseuchten Käse informiert. Das baden-württembergische Landwirtschaftsministerium dementiert.

Harmlos ist es nur am Anfang: Wer die Listerien-Bakterien in sich trägt, glaubt zunächst, dass er an einer ganz normalen Grippe erkrankt ist. In Deutschland haben Hunderte Menschen jedes Jahr eine Listeriose. Meistens ohne weitere Folgen. Hat der Patient jedoch ein schwaches Immunsystem, kann aus der Infektion eine Hirnhautentzündung werden. Im vergangenen Jahr starben vier Österreicher und zwei Baden-Württemberger an der Infektion. Sie hatten bei Lidl den mit Bakterien verseuchten Käse "Reinhardshof, Harzer Käse" und "Reinhardshof, Bauernhandkäse mit Edelschimmel" gekauft - und gegessen. In diesem Jahr sind bundesweit bisher fünf Konsumenten an Listeriose erkrankt, Österreich zählt sieben Fälle.

Für Verbraucherschützer ist das ein Skandal: "Die Behörden haben geschlampt", sagt Martin Rücker von der Verbraucheschutzorganisation Foodwatch. Er wirft den deutschen Behörden vor, dass sie nicht schnell genug auf Warnungen aus Österreich reagiert hätten. Die Mitarbeiter der österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) hätten bereits am 20. Januar von der weltweit neuartigen Listeriose gewusst. Eindeutige Ursache der Erkrankung: der Verzehr von Käse vom Hersteller Prolactal. Aber weshalb sei erst mehr als drei Wochen später - nämlich am 16. Februar - eine eindeutige Warnung vor dem Käse veröffentlich worden?, fragen sich die Verbraucherschützer.

"Wir haben uns vorschriftsmäßig verhalten", verteidigt sich ein Sprecher des baden-württembergische Landwirtschaftsministeriums (MLR). "Sobald wir belastbare Informationen zu einem Zusammenhang zwischen den Listerien und den Todesfällen erhalten haben, haben wir die Informationen weitergegeben. Dies geschah am 16. Februar."