Franziska Giffey vor Beginn einer Gedenk-Andacht in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche Foto: dpa/Christoph Soeder

Am Mittwochabend haben Berlinerinnen und Berliner in einem Gottesdienst der Opfer der Todesfahrt gedacht. Ein Auto hatte in der Nähe des Kudamms mehrere Menschen auf einem Gehweg erfasst. Eine Frau starb, weitere Personen wurden verletzt.

In einem Gottesdienst in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche haben Berlinerinnen und Berliner am Mittwochabend der Opfer des Vorfalls gedacht, bei dem ein Pkw am Vormittag in der Nähe des Kudamms mehrere Menschen auf einem Gehweg erfasst hatte. In der Nähe der Gedächtniskirche starb nach aktuellem Stand dadurch eine Frau. Sechs Personen sind weiter in Lebensgefahr und drei weitere schwer verletzt. Zudem gibt es mehrere leicht verletzte Personen. Auch der Fahrer, nach Angaben der Polizei ein 29-Jähriger, der in Berlin lebt, wird in einem Krankenhaus medizinisch behandelt und weiter vernommen.

Lesen Sie aus unserem Angebot: Schriftstücke und Plakate im Wagen gefunden

An dem Gottesdienst wirkten die evangelische Generalsuperintendentin Ulrike Trautwein und der Generalvikar des Erzbistums Berlin, Pater Manfred Kollig, mit. Sie dankten Polizei und Feuerwehr sowie den Notfallseelsorgerinnen und -seelsorgern, die in der Gedächtniskirche den Tag über rund 100 Betroffene und weitere Hilfesuchende betreut hatten. Trautwein betonte, es sei wichtig, „dass Menschen nach dem ersten Schock nicht alleine gelassen bleiben und über ihre Erlebnisse sprechen können“.

Ermittlungen in alle Richtungen

„Wir alle hier in Berlin sind sehr betroffen von der Tat“, sagte die regierende Bürgermeisterin von Berlin, Franziska Giffey (SPD), im ZDF. Man versuche alles, den Angehörigen und Opfern beizustehen, aber an so einem Tag sei es schwer, Trost zu spenden. Zum Stand der Ermittlungen erklärte sie: „Wir wissen bisher noch nicht genau, was die Motive waren.“ Ermittelt werde in alle Richtungen - vom gesundheitlichen Beeinträchtigungsschaden bis hin zu einer vorsätzlichen Tat.

Der Fahrer soll nach Angaben aus Sicherheitskreisen ein Plakat im Wagen gehabt haben, dass sich gegen die Türkei richte. Dazu erklärte Giffey: „Es gibt entgegen der Aussagen, die zwischendurch mal kamen, kein Bekennerschreiben. Es sind diese zwei Plakate gefunden worden auf der Rückbank, aber es ist noch nicht geklärt, ob das im Zusammenhang mit der Tat steht, wem die gehören und ob dahinter eine politische Aussage steht.“

Nach Angaben der hessischen Landesregierung sind unter den Verletzten „zahlreiche Schülerinnen und Schüler einer zehnten Klasse aus dem nordhessischen Bad Arolsen“. Das Todesopfer des Vorfalls sei eine sie betreuende Lehrerin, ein Lehrer sei nach derzeitigem Stand schwer verletzt worden.

Vorfall unweit des Anschlags von 2016

Der Vorfall ereignete sich an der Tauentzienstraße - und damit unweit des Anschlags vom 19. Dezember 2016 mit einem LKW auf den Weihnachtsmarkt auf dem Breitscheidplatz. Damals starben zwölf Menschen, mehr als 70 wurden verletzt. Später erlag auch ein 13. Opfer seinen Verletzungen.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier reagierte „mit großer Bestürzung“ auf die Ereignisse: „Meine Gedanken sind bei den schwer und sehr schwer Verletzten, bei dem Todesopfer. Und sie sind bei denen, die Schreckliches erleben mussten.“

Auch Hessens neuer Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) äußerte sich tief bestürzt. „Diese schockierende Nachricht aus Berlin macht mich fassungslos und tief betroffen“, sagte er in Wiesbaden. „Meine Gedanken sind bei den Opfern, die voller Freude auf einer Klassenfahrt in der Hauptstadt waren.“

Hessens Kultusminister Alexander Lorz (CDU) sagte: „Wir haben umgehend Notfallbetreuungsteams nach Bad Arolsen geschickt, um den Angehörigen, Mitschülerinnen und Mitschülern sowie den Lehrkräften beizustehen.“ Ein Team aus der Schule sei auf dem Weg nach Berlin, um den Jugendlichen sowie ihren Eltern zur Seite zu stehen. Diese werden bisher auch schon von Notfallseelsorgern vor Ort betreut.