In der Klinik am Eichert ist die Betroffenheit über die zwei Todesfälle groß. Foto: dpa (Archiv)

Die Bestürzung ist groß nach dem Tod zweier Patienten in der Göppinger Klinik. Es sollen Infusionen verwechselt worden sein. Medikamente sind dabei nicht die häufigste Todesursache in Krankenhäusern.

Stuttgart - Der Fall zweier Patienten, die nach dem Verabreichen einer falschen Infusion am Mittwoch in der Klinik am Eichert gestorben sind, soll am Donnerstag in einer Pressekonferenz genauer geschildert werden. Die Ermittler gehen davon aus, dass eine Pflegekraft versehentlich zu falschen Infusionsbeuteln gegriffen hatte. Fehler dieser Art hat es in der Vergangenheit an anderen Kliniken auch schon gegeben. Im vergangenen Jahr musste sich in Hessen eine Krankenschwester vor Gericht verantworten. Sie soll einem einer Krebspatienten statt eines vom Arzt verordneten Beruhigungsmittels namens Melperon den Drogenersatzstoff Methadon gegeben haben. Ein Gegenmittel schlug bei der geschwächten 63 Jahre alten Patientin nicht mehr an, sie starb. In einem bayrischen Seniorenheim starb 2015 eine Seniorin, nachdem ihr die Medikamente einer anderen Bewohnerin verabreicht worden waren. Laut Zeitungsberichten steht in diesem Fall aber nicht fest, dass dies die Todesursache war.

Häufigste Fehlerquelle in Krankenhäusern sind Operationen

Ärzten ist bewusst, dass bei der Abgabe von Medikamenten und auch bei der Einnahme, wenn der Patient etwas durcheinander bringt, Fehlerquellen lauern: Arzneimitteltherapie sei der fehleranfälligste Teil der medizinischen Versorgung, stellte der Ärztliche Direktor der Frankfurter Uniklinik, Jürgen Schölmerich, in einem Interview mit dem Nachrichtensender NTV klar. In Krankenhäusern würden bei zwei bis zehn Prozent aller Medikamentenabgaben Fehler geschehen. Wobei unter Fehlern harmlose Einnahmen zur falschen Uhrzeit ebenso erfasst sind wie die Verwechslung von Patienten, bei denen der falsche dann das für einen anderen gedachte Mittel bekomme – was im schlimmsten Falle tödlich enden könne.

Laut einer Studie der AOK sterben jährlich in Deutschland rund 19 000 Patienten aufgrund von Behandlungsfehlern. In zehn mal so vielen Fällen würden laut der Studie gesundheitliche Schäden bei den Patienten verursacht. Die meisten Fehler würden bei operativen Eingriffen geschehen – etwa wenn ein Nachbarorgan verletzt werde.

In der Göppinger Klinik am Eichert sind die Pfleger und Ärzte zutiefst bestürzt über den tragischen Zwischenfall. Die Frau, der der Fehler unterlaufen sein soll, stehe unter Schock. Sie gilt als erfahrene und langjährige Mitarbeiterin. Das Haus habe sofort beim Entdecken der toten Patienten am Mittwoch die Angehörigen verständigt und auch die Behörden eingeschaltet. Die Kriminalpolizei ermittelt. Die Staatsanwaltschaft ordnete eine Obduktion an, um die genaue Todesursache nachvollziehen zu können.

Das Krankenhaus, das zu den Alb-Fils-Kliniken gehört, hatte zuletzt im Winter Probleme, weil Patienten multiresistente Keime hatten. Einer starb nach einer solchen Infektion. Bereits zwei Jahre zuvor hatte die Klinik am Eichert einen Kampf gegen die Keime geführt.

Das Krankenhaus in Göppingen soll für rund 360 Millionen Euro neu gebaut werden. Es war vor 39 Jahren eröffnet worden.