Alexander Scheer, Marc Hosemann und Tom Schilling (v. li.) in „Tod den Hippies“ Foto: Verleih

In dem Drama „Tod den Hippies! Es lebe der Punk“ erinnert sich der Regisseur Oskar Roehler an ein dreckiges Westberlin. In der Hauptrolle: Tom Schilling.

Filmkritik zum Kinofilm "Tod den Hippies! Es lebe der Punk"

Westberlin, Anfang der 80er Jahre. Martin Kippenberger ist schon weg, nach Paris gezogen, Blixa Bargeld und Nick Cave machen mit den Einstürzenden Neubauten Musik im „Risiko“, und unter all den jungen westdeutschen Zuwanderern, die Zuflucht in der Sumpfblüte Westberlin suchen, ist auch Oskar Roehler.

Wie er die Jahre überzeichnet, lässt sich im eben erschienenen Buch „Mein Leben als Affenarsch“ nachlesen. Schneller und kompakter ist das Material auf der Leinwand zu sehen, manchmal auch zu erleiden. Denn Provokateur Roehler ist nach „Quellen des Lebens“ (Drehbuch) und „Herkunft“ (Roman) auch diesmal von einem nie nachlassenden Bedürfnis besessen, seinen Privatmythos aller Welt mitzuteilen.

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Die Titelfigur, Roehlers Alter Ego, heißt Robert, gespielt von Tom Schilling. Der kommt als Neunzehnjähriger aus Westdeutschland nach Berlin. Künstler will er werden, wie, weiß er noch nicht. Weil die Stütze vom Sozialamt nicht ewig reicht, geht Robert Sichtscheiben putzen in den Rubbelkabinen einer Peepshow. Vor allem aber zieht er durch die Clubs, trifft Gries (Frederick Lau) wieder, seinen früheren Nazikumpel, wird Altenpfleger.

Roehler bemüht das gesamte Sozialkompendium der Stadt, um Fäkalsprache oder Fäkalszenen in seinen Film zu implantieren. Als habe ihn der Skandal um seinen Film „Jud Süß – ein Film ohne Gewissen“ unberührt gelassen, lässt Roehler in seinem neuen Film grölen: „Ich habe mir im Alter von vier Jahren die verbrannten Hoden von Goebbels einverleibt.“ Für ihn ist das Punk, für andere primitiver Ekel. Zu hören sind auch intellektuelle Erkenntnisse wie „Gott ist nicht im Arsch der Schwulen“, zu sehen endlose Sequenzen, in denen ein Stoma-Patient im Pflegeheim seine Exkremente als Wurfgeschosse einsetzt.

Der in schwarz-weißer Optik gedrehte Film strotzt vor Hass. Hass auf die drogenabhängige Mutter (Hannelore Hoger), Hass auf den Vater (sensationell: Samuel Finzi), der als ehemaliger Kassenwart um letzte RAF-Gelder gebracht wird, Hass auf die gesamte Elterngeneration, aber auch Hass auf sich selbst, mühsam getarnt als satirisches Selbstmitleid. Sympathie keimt selten, eigentlich nur zur Stripperin Sanja (Emilia Schüle). „Ich will ein Terrorist sein, ich will Liebe, weil das dasselbe ist“ – ist ja gut, Herr Roehler. Wir haben verstanden.

Unsere Bewertung zu "Tod den Hippies! Es lebe der Punk": 2 von 5 Sternen - sicherlich kein Muss.

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