Es ist unwahrscheinlich, dass Lufthansa mit ihrem Gebot für Condor zum Zuge kommt. Foto: Boris Roessler/dpa

Der Preiskampf im europäischen Luftverkehr durchkreuzt Gewinnpläne der Lufthansa. Während das Geschäft auf der Langstrecke weiter gut läuft, bereitet die Billigtochter Eurowings Kopfschmerzen. Um das zu ändern, wird die Konzernführung gleich auf mehreren Baustellen aktiv.

Frankfurt/Main - Die Lufthansa stutzt ihre Billigtochter angesichts anhaltender Verluste deutlich zurecht. So gibt Eurowings die Verantwortung für ihre Langstreckenflüge an den Mutterkonzern ab und die belgische Brussels Airlines wird doch nicht Teil der Billigmarke, wie der Vorstand um Lufthansa-Chef Carsten Spohr beim Kapitalmarkttag des Konzerns am Montag in Frankfurt ankündigte. Finanzchef Ulrik Svensson versuchte die Erwartung zu zerstreuen, dass sich Eurowings bald den Ferienflieger Condor einverleiben wird.

„Eurowings wird sich selbst sanieren, und danach können wir über Zukäufe sprechen“, sagte Svensson zu der Idee, dass Condor für Eurowings die Rolle einer Langstrecken-Sparte übernehmen könnte. Es sei unwahrscheinlich, dass die Lufthansa mit ihrem Gebot für Condor zum Zuge komme. So habe die Ferienfluglinie eine alte Flugzeugflotte, was hohe Investitionen nach sich ziehen würde.

Condor steht zum Verkauf

Der klamme Reisekonzern Thomas Cook hat seine gesamten Airlines samt Condor zum Verkauf gestellt, um dringend benötigtes Geld für Investitionen zu bekommen. Die Lufthansa hatte später ein unverbindliches Gebot für Condor abgegeben. Spohr rechnete damals schon mit kartellrechtlichen Auflagen der EU-Kommission. Svensson warnte nun davor, dass eine Eingliederung von Condor bei Eurowings „komplex“ wäre - und dies in einer Zeit, in der der Konzern versuche, seine Strukturen zu straffen.

Denn auch so soll Eurowings jetzt erst im Jahr 2021 über die Gewinnschwelle fliegen - was der Vorstand ursprünglich schon für 2019 angepeilt hatte. Der Preiskampf unter Europas Billigfliegern zwingt das Management zum Handeln.

Aktie im Tiefflug

Am Finanzmarkt setzte sich der Sinkflug der Lufthansa-Aktie am Montag fort. Seit dem Jahreswechsel hat die Aktie rund ein Viertel an Wert verloren, nachdem sie bereits 2018 zu den größten Verlierern im Leitindex gehört hatte.

Nachdem der Lufthansa-Vorstand vor gut einer Woche sein Gewinnziel für 2019 zusammengestrichen hatte, stand die Entwicklung bei Eurowings schnell wieder im Fokus. Denn die Kampfpreise, mit denen der britische Billigflieger Easyjet sowie die irische Ryanair samt ihrer Tochter Laudamotion um Passagiere buhlen, hinterlassen bei der Lufthansa-Tochter tiefe Spuren in der Bilanz.

Keine großen Vorteile nach Air-Berlin-Aus

Immerhin habe Eurowings in Deutschland zuletzt weniger Geld pro Flugzeug verloren als die Konkurrenten, sagte Spohr. Doch auch jetzt, ein Jahr nachdem sie für viel Geld große Teile der pleite gegangenen Air Berlin integriert hat, ist Eurowings noch nicht auf Gewinnkurs. Auch deshalb zieht Spohr bei Eurowings die Reißleine. Ab dem Winterflugplan soll sich die Gesellschaft auf Kurz- und Mittelstreckenflüge konzentrieren, etwa zu Zielen innerhalb Europas, ans Mittelmeer und auf die Kanaren. Langstreckenflüge der Billigmarke mit ihren derzeit sieben Großraumjets soll es zwar weiterhin geben, sagte ein Sprecher. Streckenplanung und Ticketvermarktung übernehme jedoch der Mutterkonzern, wo Vorstandsmitglied Harry Hohmeister das Geschäft der hauseigenen Netzwerk-Airlines Lufthansa, Swiss und Austrian Airlines lenkt.

Zugleich vollzieht der Vorstand bei Brussels Airlines eine Rolle rückwärts. Die Lufthansa-Tochter mit ihren 48 Flugzeugen wird jetzt doch nicht bei Eurowings integriert, sondern soll ebenfalls stärker an die Netzwerk-Airlines andocken.

Kein Ausbau des Flugangebots

Für die Tochter Eurowings, die dank der Übernahme der Air-Berlin-Teile und Brussels zum drittgrößten Billigflieger Europas mit fast 200 Flugzeugen aufgestiegen war, bedeutet das eine deutliche Schrumpfung. Ohne die Brussels-Maschinen und die Langstreckenjets plant Eurowings für das laufende Jahr nur noch mit 139 Kurz- und Mittelstreckenflugzeugen. Einen Ausbau des Flugangebots hatte der Vorstand bereits vor einigen Wochen abgeblasen.

Um sich für die Preisschlacht der Konkurrenz zu wappnen, soll Eurowings unter der Führung von Thorsten Dirks kräftig an der Kostenschraube drehen. Er soll deutsche Flugbetriebe von Eurowings und ihrer Schwester Germanwings zusammenlegen und die Flotte komplett auf die A320-Reihe von Airbus und deren Neuauflage A320neo umstellen.

Kostensenkung bis 2022

Bis zum Jahr 2022 soll die Billigtochter ihre Kosten je Sitzplatzkilometer - abseits vom Treibstoff - um 15 Prozent senken. Im Jahr 2021 soll die Tochter im operativen Geschäft die Gewinnschwelle erreichen.

Auch bei den klassischen Fluglinien dreht der Vorstand weiter an der Kostenschraube. Ihre Stückkosten sollen wie gehabt pro Jahr um ein bis zwei Prozent sinken. Außerdem sollen Neuerungen im Ticketverkauf die Stückerlöse bis zum Jahr 2022 um drei Prozent nach oben treiben.

Spohr zeigte sich überzeugt, dass der Preiskampf unter Europas Airlines in dieser Weise nicht für immer anhält. Nach den Insolvenzen von Gesellschaften wie Air Berlin und Germania erwartet Spohr, dass es weitere Fusionen und Übernahmen in der Branche gibt. „Am Ende werden wenige starke Airlines fairen Wettbewerb miteinander treiben.“