Bei Haustüren sollte man darauf achten, dass die Schließzylinder nicht nach außen vorstehen und Schutzbeschläge den Angriff auf das Schloss erschweren, Hauptkommissar Hendrik Kaiser von der kriminalpolizeilichen Beratungsstelle. Foto: Thomas Krämer

Hausbesitzer und Mieter haben verschiedene Möglichkeiten, um sich vor unliebsamem Besuch zu schützen.Welche Maßnahmen sinnvoll sind, erfährt man bei einer kostenlosen Beratung vor Ort durch die Polizei.

Filder - Nicht Schmuck oder Bargeld sind das Teuerste, was man im Haus hat. „Es ist das Sicherheitsgefühl“, sagt Hauptkommissar Hendrik Kaiser von der kriminalpolizeilichen Beratungsstelle, Referat Prävention, in Reutlingen. Er weiß von vielen Opfern, die nach einem Einbruch umziehen mussten, weil fremde Menschen in den eigenen vier Wänden und damit der Intimsphäre der Bewohner zugange waren. Doch man kann den Kriminellen das Leben zumindest schwer machen. Wie das geht, erfährt man von Kaiser und seinen Kollegen, die gerne ins Haus kommen und ihre vielfältigen Erfahrungen weitergeben.

Wann sind Einbrecher unterwegs?

„Das sind ganz klar die dunklen Wintermonate“, sagt Kaiser. Und zwar vor allem zwischen 16.30 und 20.30 Uhr. Denn an der Beleuchtung der Wohnung können die Täter erkennen, ob jemand zu Hause ist. „Einbrecher vermeiden nach Möglichkeit jeglichen Kontakt mit den Bewohnern“, so der Polizeibeamte.

Wie macht man es Dieben schwer?

Schon mit dem eigenen Verhalten kann man einiges ausrichten. So sollten nach Worten des Hauptkommissars Fenster niemals gekippt werden, wenn man das Haus oder die Wohnung verlässt. „Das gilt außerdem bei vielen Versicherungen als ein geöffnetes Fenster“, ergänzt Kaiser. Zeitschaltuhren seien ein probates Mittel, um während der Urlaubszeit das Licht an- und auszuschalten und so Anwesenheit vorzutäuschen – auch wenn dies immer zur gleichen Zeit passiert. Die Täter würden das Objekt ihrer Begierde meistens zufällig auswählen und nicht tage- oder gar wochenlang beobachten. Tagsüber geschlossene Rollläden bezeichnet der Polizeibeamte als „Einladung“ für Einbrecher, da dies ein ziemlich sicheres Zeichen für Abwesenheit sei.

Wie kommen Einbrecher ins Haus?

Bei Einfamilienhäusern steigen Einbrecher in 90 Prozent der Fälle durch Fenster und Fenstertüren ein, zehn Prozent kommen durch die Haustür. Anders sieht das in Mehrfamilienhäusern mit mehreren Wohnungen aus. Dort gilt: Je weiter oben gelegen die Wohnung ist, desto eher versuchen die Täter, sich durch die Wohnungstür Einlass zu verschaffen.

Was gibt es für Hilfsmittel?

Neue, einbruchhemmende Fenster sind nach Ansicht Kaisers sinnvoll, wenn man ohnehin an eine Neuanschaffung denkt. In jedem Fall sollte man auf die entsprechende Zertifizierung achten. Kommt das nicht infrage, so könnten Fenster, die niemals geöffnet werden, als pragmatische Lösung fest verschraubt werden. Eine weitere, vergleichsweise günstige Möglichkeit seien Gitter vor Räumen, in denen sie nicht die Aussicht versperren, beispielsweise dem Keller oder auch der Toilette. Ansonsten gibt es Nachrüstsätze, mit denen Fenster und Fenstertüren gesichert werden.

Bei Haustüren sollte man darauf achten, dass die Schließzylinder nicht nach außen vorstehen und Schutzbeschläge den Angriff auf das Schloss erschweren. Mit einer echten Mehrfachverriegelung, die noch durch eine Bändersicherung ergänzt wird, macht man es den Einbrechern schwer.

Was ist sonst noch zu beachten?

Einbrecher sind oft athletische Typen, die auch an einer Dachrinne in den ersten Stock klettern und dort über den Balkon einsteigen. Auch hier sollte an Sicherheit gedacht werden. Das gilt ebenfalls für die Lichtschächte am Keller: Gitterabdeckungen müssen unbedingt fest im Mauerwerk verankert werden. „Wir empfehlen beim Einbruchsschutz immer ein Gesamtpaket, da eine einzige Schwachstelle den Tätern genügt“, so Kaiser. Wenn man es schaffe, Einbrecher fünf Minuten lang außerhalb der eigenen vier Wände zu halten, würden diese meistens verschwinden.

Wo bekomme ich Rat?

Da gibt es mehrere Möglichkeiten: Kaiser und seine Kollegen sind auf Messen zu Gast oder können kostenlos zu Vorträgen geholt werden. Zudem kommen die Präventionsbeamten kostenlos ins Haus, um sich die Situation vor Ort anzuschauen. Bauherren und Architekten können sich außerdem bei der Präventionsabteilung schon in der Planungsphase über den Einbruchsschutz erkundigen.

Wie läuft eine Beratung vor Ort ab?

Nachdem man einen Termin erhalten hat, kommt ein Polizeibeamter in Zivil nach Hause, begutachtet das Gebäude von außen und innen, betrachtet die klassischen Schwachstellen an den Fenstern und Türen und erläutert diese auch. Zum Abschluss der rund einstündigen Beratung bekommt man neben weiteren Informationen auch eine detaillierte Schwachstellenanalyse, die einem Handwerksbetrieb vorgelegt werden kann. Die Polizei hält dafür eine Liste geprüfter Betriebe bereit.

Gibt es Fördermöglichkeiten?

Die KfW-Bank fördert Maßnahmen für den Einbruchsschutz. Dazu muss vorab das Angebot eines Fachbetriebs eingereicht werden, was auch online geht. Für die ersten 1000 Euro auf der Rechnung gibt der Staat einen Zuschuss von 20 Prozent, jede weitere 1000 Euro werden mit 10 Prozent bis zu einem Rechnungsbetrag von 15 000 Euro bezuschusst, was maximal 1600 Euro Förderung entspricht.

Wie erhalte ich eine Beratung?