Nicht nur den Zähler, auch seine Stromrechnung sollte man zurzeit gut im Blick haben. Foto: Frank Rodenhausen

Matthias Bauer, Experte bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, warnt vor schwarzen Schafen, die in der Energiekrise Geschäfte machen wollen. Was man jetzt möglichst beachten sollte.

Keine Frage, sagt Matthias Bauer, als Verbraucher ist man bei der Kontrolle seiner Energiekosten zurzeit gefordert wie selten zuvor. Man sollte seine Konditionen gut kennen, sagt der Experte für Bauen, Wohnen und Energie bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, und im Zweifel reagieren. Denn in Zeiten, in denen Preiserhöhungen die Regel und die allgemeine Lage äußerst unübersichtlich ist, schlägt auch die Stunde für unseriöse Geschäftemacher.

Einen besonders dreisten Fall der Verbrauchertäuschung hat Bauer gerade auf dem Tisch liegen. Es ist eine Gasrechnung, in welcher der Anbieter suggeriert, dass der Tarif trotz hoher Beschaffungskosten nur unwesentlich erhöht worden sei. Tatsächlich ist der Verbrauchspreis pro Kilowattstunde, der ohnehin weitgehend durch die Gaspreisbremse aufgefangen wird, nur unwesentlich angehoben worden. Beim Grundpreis hingegen, muss man ganz genau hinschauen. Denn der neue Wert 1074,3 Euro sieht auf den ersten Blick aus wie der alte. Wenn das Komma nicht ganz bewusst verrückt worden wäre: Bisher hatte der Kunde 107,43 Euro bezahlt – und damit zehnmal weniger.

Unbedingt dagegen wehren und im Zweifelsfall zu einem anderen, seriösen Anbieter wechseln. Doch wann sollte man das tun? Ein Patentrezept hat auch der Fachmann in diesen sich schnell ändernden Zeiten nicht, aber Tipps, was man beachten sollte.

Sollte man jetzt zu einem günstiger Anbieter wechseln?

„Bleiben Sie in Ihrem Bestandstarif, wenn Sie noch einen günstigen Tarif und bisher keine oder nur eine mäßige Preiserhöhung erhalten haben“, sagt dazu Matthias Bauer. „Prüfen Sie, ob Sie noch eine Preisgarantie haben, dann könnte die Preiserhöhung rechtswidrig sein.“ Aber auch für den, der eine Preiserhöhung erhalten hat, kann der bisherige Tarif weiter die beste Option sein. Bauer: „Kündigen Sie nicht vorschnell ihren Vertrag.“

Ab welchem Verbrauchspreis lohnt es sich, über einen Wechsel nachzudenken?

Aktuell pendelten sich günstige Tarife knapp über den jeweiligen Energiepreisbremsen ein, sagt Matthias Bauer. Beim Gas zwischen 12 und 15 Euro pro Kilowattstunde und beim Strom um die 40 Cent. Wie die Entwicklung weitergeht, sei schwer vorherzusagen. Aber Bauer geht davon aus, dass die günstigen Preise früherer Zeiten nicht zurückkommen werden. „Wir werden mit einem deutlich höheren Niveau leben müssen.“

Aber das, was über den Energiepreisbremsen liegt, zahlt doch der Staat?

„Der Staat sind wir“, sagt dazu Matthias Bauer. Also blieben die Gesamtkosten letztlich auch an uns, den Steuerzahlern, hängen. Außerdem greife die Energiepreisbremse nicht ewig. Momentan sei angekündigt, dass die Preise nur bis April gedeckelt sein werden – und ab Mai müssten dann für den Rest des Jahres die vereinbarten Marktpreise bezahlt werden.

Welche Anbieter sollte man in Betracht ziehen?

„Erkundigen Sie sich beim Grundversorger vor Ort nach günstigen Tarifen“, rät Matthias Bauer. Als Übergangslösung sollte man den Grundversorgungstarif mit in die Recherche einbeziehen. „Grundversorgungstarife sind derzeit oft die günstigsten und große Grundversorger bieten Versorgungssicherheit.“ Der Grundversorger müsse jeden in die Grundversorgung eingliedern, der das so wolle. „Lassen Sie sich nicht in die Ersatzversorgung abdrängen. Das ist rechtswidrig.“ Wer auf diese Weise keinen geeigneten Tarif finde, könne sich zum Beispiel bei anderen Stadtwerken nach Tarifen umsehen.

Wo kann man sich noch orientieren?

Eine Orientierung kann auch ein Vergleichsportal geben. Beachtet werden sollte allerdings, dass viele Preise nicht aktuell sind. Wer nur teurere Tarife findet, sollte darauf achten, dass die Laufzeit nicht zu lange gehalten wird. Am besten schließt man einen Tarif ab, den man quartalsweise kündigen kann. Die Verbraucherzentrale rät derzeit an, nicht länger als zwölf Monate zu disponieren. „Schauen Sie sich in ein paar Wochen erneut nach günstigeren Tarifen um.“