Während der Remstalgartenschau fanden die Tiny Houses in Endersbach viel Aufmerksamkeit. Foto: © C) Gottfried Stoppel

Der Verein Tiny Houses Region Stuttgart ist in Kontakt mit der Stadt Winnenden, um bei der Planung des neuen Wohngebiets Adelsbach II eventuell bauen zu können. Die minimalistischen Häuser sind Teil eines Konzepts, nachhaltig zu leben.

Winnenden/Stuttgart - Im Winnender Gemeinderat ist die Idee gut aufgenommen worden. In den ersten Planentwürfen für das künftige Wohngebiet Adelsbach II ist ein Areal vorgesehen, auf dem Tiny Houses entstehen sollen. Stadträte hatten während der Remstal-Gartenschau in Endersbach die Ausstellung der Minihäuser besucht und waren von der Idee und dem dahinter steckenden Konzept nachhaltigen Lebens elektrisiert gewesen. So kam es zum Kontakt mit dem Verein Tiny House Region Stuttgart. Dessen Vorsitzende Johanna Schadel war in der Sitzung des Gemeinderates anwesend.

Nachhaltiges, naturnahes Leben

Der Verein ist im vergangenen Sommer offiziell gegründet worden. „Das war gar nicht so einfach, weil wir unbedingt einen gemeinnützigen Status erhalten wollten“, sagt Simon Hofmann, der unter anderem zusammen mit Angelika Bieber Öffentlichkeitsarbeit für den Verein macht. Die rund 25 Vereinsmitglieder hatten Erfolg und führen nun ein „e.V.“ im Namen, sprich, Spenden an den Verein können von der Steuer abgesetzt werden.

Die ersten Treffen der Gruppe gab es allerdings schon ein Jahre zuvor. Die Pläne der einzelnen Mitglieder seien so verschieden wie sie selbst. Was sie jedoch eint, ist eine Vorstellung nachhaltigen, naturnahen Lebens, bei dem man auf Überflüssiges verzichtet. „Meine Kinder sind erwachsen und aus dem Haus. Wozu brauche ich noch eine 120 Quadratmeter große Wohnung?“, sagt Angelika Bieber. Sie überlegt, ein Tiny House mit 40 Quadratmetern Wohnfläche auf anderthalb Stockwerken zu bauen. „Konkrete Pläne habe ich noch nicht, aber im Erdgeschoss soll der Wohn- und Essbereich rein, im oberen Stock das Schlafzimmer und daneben eine Dachterrasse. Aber wie gesagt, genau geplant habe ich noch nicht.“

Eine Tiny House Siedlung im Fichtelgebirge

Um die Pläne der Mitglieder zu realisieren, sucht der Verein in der Region Stuttgart ein Grundstück, auf dem sie bauen können. „Es können auch mehrere sein. Es ist nicht gesagt, dass alle auf einem Fleck leben werden. Auf jeden Fall im Bereich des VVS“, sagt Simon Hofmann. Auch das Thema moderne Mobilität hat in der Tiny-House-Szene eine große Bedeutung. Dazu zählt unter anderem die Nutzung öffentlichen Nahverkehrs, Fahrräder oder Carsharing-Konzepte. Tiny-House-Siedlungen sollten deshalb bestens im Einzugsbereich eines ÖPNV-Einzugsbereichs gebaut werden.

Das erste Tiny House Village Deutschlands findet man im oberfränkischen Fichtelgebirge am Rand der Ortschaft Mehlweisel. „Dort kann man sogar in einem Tiny House übernachten, wenn man das mal ausprobieren will“, sagt Simon Hofmann, denn zu dem Village aus 21 Tiny Houses gehört auch ein Tiny House Hotel. Er wünsche sich darüber hinaus, dass man Tiny Häuser auch mal für einen längeren Zeitraum mieten könnte, sagt er. „Nach ein paar Tagen und Nächten kann man eigentlich noch nicht sagen, ob einem das Leben in einem Tiny House zusagt oder nicht. Ein halbes Jahr wäre da sinnvoller. Aber leider gibt es – soweit ich weiß – noch keine, die man mieten kann.“

Die Idee stammt aus den USA

Mittlerweile gibt es in Deutschland bereits mehrere Anbieter von Tiny Houses. Von rund 50 000 Euro aufwärts sind sie zu haben. „Wenn man beim Bau mitarbeitet, wird es günstiger“, sagt Angelika Bieber. Zum Kaufpreis kommen noch die Kosten für das Grundstück. „Das kann man kaufen oder pachten, denn Tiny Houses sind keine Immobilien, sondern Mobilien“, erklärt Simon Hofmann. Die ersten Tiny Houses wurden in den USA beim Umzug von Pferdegespannen gezogen. „Auch heute noch werden einige Modelle mit Tiefladern transportiert.“ Andere haben Räder.

In Winnenden ist die Vorstellung der Stadtverwaltung allerdings bisher, dass in Adelsbach II Tiny Houses mit festem Fundament errichtet werden sollen. Das wäre zwar ein Wermutstropfen für den Tiny House Verein, doch wird es sicher noch einige Zeit dauern, bis die Planungen soweit gediehen sind, dass endgültige Entscheidungen getroffen werden können. Üblicherweise würden Tiny Houses mit einer Art Pfahlgründung statt eines Fundamentes versehen. Nach einem Wegzug des Hauses, können auch diese Pfähle rasch wieder aus dem Boden entfernt werden.

Der Verein Tiny House Stuttgart ist für weitere Mitstreiter – und Spenden – offen. „Es sind alle Arten der Beteiligung möglich. Niemand wird zu etwas gezwungen“, versichert Angelika Bieber.