17 Jahre lang hat er engagiert die Geschicke der International School of Stuttgart geleitet. Ende Juli geht Timothy Kelley nun in den Ruhestand.
An der Spitze der International School of Stuttgart (ISS) gibt es nach Jahren der Kontinuität einen Wechsel: Timothy Kelley geht in den Ruhestand. Der US-Amerikaner hat die ISS 17 Jahre lang geleitet und entscheidend weiterentwickelt. Sein Nachfolger wird Anfang August Andy Hancock.
Als Timothy Kelley sein Amt antrat, hatte die im Jahr 1985 gegründete ISS zwar neben dem Hauptstandort Degerloch auch schon eine Dependance in Sindelfingen. „Das war aber nur ein Klassenzimmer in einer Grundschule“, erinnert sich der 62-Jährige. Seit zwölf Jahren hat die Schule dort nun aber einen zweiten Campus. Aus damals insgesamt rund 550 Schülern sind inzwischen 900 geworden. Von diesen werden 200 in Sindelfingen unterrichtet und 700 am Standort Degerloch, der vor 20 Jahren eröffnet wurde.
Die Schüler kommen aus rund 45 verschiedenen Nationen, größere Gruppen aus den USA, Indien und Japan. Es seien Kinder von „global mobilen Familien“, erzählt Timothy Kelley. Das gilt nicht nur für die etwa 80 Prozent, die als sogenannte Expats aus dem Ausland für einige Jahre in die Region Stuttgart kommen. Die 20 Prozent Familien deutscher Herkunft haben entweder einen Auslandsaufenthalt vor sich oder sie sind von einem solchen zurückgekehrt mit Kindern, die im Ausland schon auf internationalen Schulen gewesen sind.
Anders als viele meinten, seien die meisten Kinder nicht von Familien, die bei einem der großen Konzerne in der Region angestellt sind. Etwa 400 Schüler seien Kinder von Beschäftigten von international tätigen mittelständischen Unternehmen, so der scheidende Schulleiter. In den meisten Fällen bezahlten die Firmen die Gebühr für die internationale Privatschule. Die ISS sei „ein wichtiger Standortfaktor in Stuttgart“, sagt Timothy Kelley. Unter seiner Leitung wurden die Standorte modernisiert und stark erweitert. 2013 entstanden neue Klassenzimmer und eine neue Turnhalle, zum Beginn des Schuljahres 2024/25 wurde in Degerloch für die Sekundarstufe ein neues Schulgebäude für 23 Millionen Euro eingeweiht.
Die ISS ist eine International Baccalaureate (IB) World School, die weltweit vertreten sind und von denen es in Deutschland 25 gibt. Das Angebot umfasst alle IB-Programme: Primary Years, Middle Years und Diploma, wobei letzteres mit den Klassen elf und zwölf nur in Degerloch angeboten werde. Die meisten Kinder besuchten die Schule drei bis vier Jahre, so Kelley. Wenn sie mit der Familien dann zurückgingen in ihr Herkunftsland oder in einen anderen Staat, könnten sie dort in einer andere IB World School einfach weitermachen.
Die Lehrkräfte der ISS kommen aus 35 verschiedenen Nationen, insbesondere aus englischsprachigen Ländern wie den USA, Kanada, Australien oder Großbritannien, aber nicht nur. Unterrichtssprache ist Englisch. Teil des Grundschulprogramms von der ersten bis zur fünften Klasse sind auch drei Wochenstunden „in der Muttersprache“. Der Unterricht werde in acht Sprachen angeboten, etwa in Japanisch, Koreanisch, Spanisch, Französisch und Portugiesisch. Die Beherrschung der Muttersprache sei sehr wichtig als Grundlage, dass die Schüler gut Englisch und auch Deutsch lernen.
Timothy Kelley wird in Degerloch bleiben. Seine Frau sei Deutsche, seine 18 und 20 Jahre alten Söhne hier verwurzelt. Der US-Amerikaner wird ein Coaching- und Beratungsunternehmen gründen zur Unterstützung von Schulen hier in Deutschland und weltweit. Während seiner Amtszeit an der ISS war Kelley Vorsitzender des Vorstands der Bildungsgemeinschaft Internationaler Schulen sowie Vorsitzender des Vorstands der Vereinigung Deutscher Internationaler Schulen.
Sein Nachfolger wird Andy Hancock. Der 52 Jahre alte Kanadier ist derzeit Director of Strategic Projects bei Cognita Asia, einem Netzwerk von zwölf internationalen Schulen in fünf Ländern mit 17 000 Schülern.