W wie Wopp. Alles andere klärt der Comedian auf der Bühne. Foto: Knut Gminder

Im Interview spricht Timo Wopp über die Tücken des Humorgewerbes in Zeiten von Donald Trump. Am kommenden Freitag, 12. April, 20 Uhr, tritt der Comedian in der Rosenau im Stuttgarter Westen auf. Hunde und Kinder sollten besser draußen bleiben.

Stuttgart - „Auf der Suche nach dem verlorenen Witz“ heißt das neue Programm von Timo Wopp. An diesem Freitag, 12. April, 20 Uhr, tritt er damit in der Rosenau im Stuttgarter Westen auf.

Herr Wopp, Sie gastieren oft in Stuttgart . . .

. . . bis zu vier Mal im Jahr, weil ich mit der Rosenau und dem Renitenztheater zwei Verbündete habe, die meine Karriere von Anfang an begleitet haben.

Wäre es dann nicht langsam an der Zeit, in diese schöne Stadt zu ziehen?

Gute Frage. Also Berlin kann in Sachen Schönheit nicht mithalten, kulturell auch nicht – wir sind ja ein Dorf gegen euch. Aber von einer Stadt ohne echten Flughafen in eine Stadt ohne echten Bahnhof? Nee, sorry.

Ihr Programm heißt „Auf der Suche nach dem verlorenen Witz“. Werden Sie fündig?

Selbst wenn wir den Witz nicht finden, wird viel gelacht werden. Eigentlich geht es darum, dass ich als männlicher, weißer, heterosexueller Kabarettist in diesen Zeiten um meine Daseinsberechtigung kämpfen muss. Diesen Kampf wollte ich zu einer möglichst vergnüglichen Reise machen.

Der Weg zum Witz ist das Ziel?

Genau, und dabei will ich meine Zuschauer über nicht plattgetrampelte Comedy-Pfade schleppen.

Ihr voriges Programm hieß „Moral – eine Laune der Kultur“. Da muss ein schlichtes Gemüt wie ich länger nachdenken. Kommt jetzt mit dem Witz-Programm die Anbiederung?

Die wird es bei mir nie geben. Dennoch weiß ich, dass mein Publikum mittlerweile eine gewisse Art von Humor von mir verlangt und trotzdem überrascht werden will. Diesem Spagat versuche ich, gerecht zu werden, ohne zum Humordienstleister zu verkommen.

„Auf der Suche nach dem verlorenen Witz“ ist Ihr drittes Programm. Manche Kollegen sagen: Beim ersten Programm war’s noch leicht. Dann wurde es immer schwerer.

Das zweite Programm war bei mir die größte Herausforderung. Das dritte fiel mir erstaunlich leicht.

Wie lang halten Ihre Bühnenprogramme?

Zwei bis drei Jahre. Wobei ich sie kontinuierlich verändere, um sie sowohl meiner Laune, als auch dem Zeitgeist anzupassen.

Wird auch die Humorbranche schnelllebiger?

Das kann man generell nicht sagen. Es gibt Nummern, die altern in Würde. Andere kannst Du nur aus der aktuellen Befindlichkeit heraus verstehen und nicht lange spielen. Da ist es dann wie in der Medienwelt: Die Säue, die durchs Dorf getrieben werden, ändern sich von Woche zu Woche.

Inwiefern spielt das Publikum beim Haltbarkeitsdatum von Nummern eine Rolle?

Wenn eine Nummer prima ankommt, ist die Hürde hoch, sie aus dem Programm zu nehmen. Letztendlich ist ein Abend aber nur dann gut, wenn er auch für mich spannend bleibt. Die Leute müssen das Gefühl haben, der hat Bock auf das Material.

Arte hat einen Beitrag über Sie gedreht. Hat man es dann als Künstler geschafft?

Was die Feuilletons anbelangt: Ja. Was die Zuschauer betrifft: Nein. Die breite Masse erreicht so ein Beitrag, auch wenn er noch so schön gemacht ist, eher nicht.

Soll heißen: Bis Sie wie Mario Barth die Hallen füllen, dauert es noch. Ist das überhaupt erstrebenswert?

Natürlich ist es erstrebenswert, viele Zuschauer zu haben. Ich werde ewig in einer Nische bleiben, aber versuche, die zu vergrößern. Letztlich kannst Du nur den Humor auf die Bühne bringen, der dir eigen ist. Mein Publikum darf ruhig merken, dass da einer steht, der auch schon die eine oder andere Krise überstanden hat.

Funktioniert der Humor eines Stadtmenschen auch auf dem Land?

Urban geprägter Humor heißt ja nicht, dass die Leute auf dem Land das nicht verstehen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich bei Menschen am besten ankomme, die mit sich selbst im Reinen sind. Die strahlen eine gewisse Grundzufriedenheit aus und kommen mit dem Humor eines Typen klar, der selbst seinen Lebensentwurf zur Disposition stellt und sich nicht so furchtbar ernst nimmt.

Wer nicht weiß, was er bei der nächsten Wahl wählen soll, kann sich Ihr Programm sparen?

Ich biete da keinerlei Hilfestellung. Aber zwischen den Zeilen kommuniziere ich dennoch eine gewisse Wertebasis – ohne moralischen Zeigefinger. Wer mir zuhört, kann erkennen, welche Grundwerte ich vertrete.

Als Jongleur sind Sie auch wieder zu sehen?

Ich kann es nicht lassen. Das ist jedes Mal eine Herausforderung: Einen Weg zu finden, wie ich die Jonglagen ins Programm schmuggeln kann.

Sie sind Diplom-Kaufmann. Hilft das auf der Bühne?

Es ist immer gut, wenn man ein Leben vor dem Kabarett hatte. Ich leugne meine Vergangenheit als Kaufmann und Berater nicht.

Und Sie werden trotzdem zur eher linken „Die Anstalt“ ins ZDF eingeladen?

Nur weil ich BWL studiert habe, heißt es ja nicht, dass ich reaktionär bin. Die klaren Gut/Böse-, Rechts/Links-Schemata haben sich aufgelöst. Gerade „Die Anstalt“ zeichnet sich dadurch aus, sich kontrovers an einem Thema abzuarbeiten und gern auch mal alle Lager zu verstören.

Im Pressetext zum neuen Programm heißt es, die Realität übertreffe bisweilen die Satire. War das nicht schon immer so?

Nicht in der Ausprägung. Trump und die Populisten in Europa haben die Grenzen des Sagbaren gewaltig verschoben. Da hörst du Dinge und wunderst dich: „Das ist ja gar keine Comedy, die meinen das ernst.“ Die schräge Diskussion, dass man nicht mehr alles sagen darf, ist Quatsch. Man darf eben alles sagen. Das stellt mich vor das Problem: Was soll ich machen, wenn die Clowns zu Politikern werden. In meinem ersten Programm habe ich einen arroganten Lebenshilfecoach gespielt, eine Art Trump in Reinform. Wenn so einer jetzt an den Hebeln der Macht sitzt, ist der Provokateur als Figur in dieser Form passe. Auch deshalb der Titel „Auf der Suche nach dem verlorenen Witz“.

Letzte Möglichkeit zur Eigenwerbung. Warum sollte man in die Show kommen?

Um mal wieder herzlich über Humor für Erwachsene zu lachen.

Also nichts für Kinder und Hunde?

Die würde ich daheim lassen. Wir wollen doch niemanden verstören.