Der Hamburger Fernsehkoch will am Freitag mit Hunderten Menschen kochen und feiern. Natürlich coronagerecht. Foto: dpa/Georg Wendt

Seit mehr als 30 Jahren steht Tim Mälzer hinter Topf und Pfannen und kocht. Mit Leidenschaft und Intuition. Gerne auch mit gepfefferten Sprüchen. Nun wird der Hamburger Fernsehkoch 50 Jahre alt. Und muss die Party ganz anders feiern als geplant.

Hamburg - Trübsal blasen am 50. Geburtstag? Das passt nicht zu Tim Mälzer. Der Hamburger Fernsehkoch will am Freitag stattdessen mit Hunderten Menschen kochen und feiern. Natürlich coronagerecht. Der Gastronom und Unternehmer lädt nämlich online zum „Cook Along“. „Ich gehöre zu den Menschen, die halt leidenschaftlich gern ihren Geburtstag mit vielen Menschen, Freunden und Familie feiern. Es ist nun mal ein Ehrentag“, sagt Mälzer der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg.

 

Mälzer hat sich dafür mit sich selbst in der Küche seines Restaurants „Die gute Botschaft“ an der Außenalster verabredet. Das Koch-Date wird in den sozialen Medien übertragen. Jeder kann sich dazu schalten. Wenn es nach dem „Küchenbullen“ geht, darf das Internet-Event gern eine Rekordparty werden. „Ich glaube, es wird das größte verbindende Social-Distancing-Event, das man sich nur vorstellen kann.“ Manche können sogar - wenn sie bei Mälzer vorher die „Bad Ass Birthday Box“ bestellt haben - das gleiche Essen kochen und die gleichen Cocktails schlürfen.

Botschaft: Aufgeben und Jammern gilt nicht

Die Party soll auch ein Symbol sein, sagt der Pinneberger. Die Botschaft ist klar: Aufgeben und Jammern gilt nicht. „Wir können die Situation gerade nicht ändern. Aber wir können die Situation mit Leben erfüllen, mit Emotionen, mit Kontakten.“ Das sei nicht das Gelbe vom Ei, aber es schaffe neue Erinnerungen und neue Momente. Den passenden Spruch dazu habe er sich unter der Dusche ausgedacht: „Wenn das Leben dir Corona gibt, dann mach Konfetti draus!“

„Konfetti“ haben Mälzer und sein Team auch trotz des Lockdowns aus ihrem beruflichen Alltag gemacht. So haben sie unter anderem einen Lieferservice für komplett gepackte Menüs aus dem Boden gestampft. „Das hat kreative Energien freigesetzt und das Zusammengehörigkeitsgefühl gestärkt. Wir haben in diesem Rahmen alle meine in Hamburg ansässigen Mitarbeiter in Beschäftigung halten können.“ Große Gewinne habe das nicht gebracht. „Aber wir sind auch nicht mit einem Minus rausgegangen.“

Mälzer liebt, was er tut

Mälzer hatte Ende 2020 bei der Talksendung von Markus Lanz emotional auf die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Gastronomie reagiert. „Wir nennen ihn immer liebevoll den Heulsusen-Auftritt“, sagt Mälzer selbst dazu und schmunzelt. Aber es sei derzeit auch eine „unfassbar komplexe und schwierige Herausforderung, jetzt gerade eigenständig wirtschaftlich zu arbeiten. Und das gelingt halt nicht jedem. Und deshalb nutze ich Gelegenheit wie in Talkshows immer wieder, um auf diesen Missstand aufmerksam zu machen.“

Der Verband der Köche Deutschlands schätzt Mälzer dafür, dass er mit seinen Sendungen und seinen Auftritten für Aufmerksamkeit sorgt und so den ganzen Berufsstand stärkt. „Nicht erst seit Corona sind starke Stimmen wie diese gut und wichtig für den Kochberuf“, sagt Verbandschef Richard Beck der dpa.

Mälzer liebt, was er tut. Ohne Wenn und Aber. Dass der Pinneberger unbedingt als Koch arbeiten will, sei ihm schon früh klar geworden. Der Ausbildung folgten Stationen in Hongkong, London (an der Seite des damals ebenfalls noch unbekannten Jamie Oliver), in den Küchen großer Hotels und den ersten eigenen Restaurants in und um Hamburg. Die große Berühmtheit kam schließlich mit seiner ersten Kochsendung auf Vox. In „Schmeckt nicht, gibt’s nicht“ überzeugte Mälzer die Fernsehzuschauer mit seinen lockeren Sprüchen und seiner bodenständigen Küche. Vor allem junge Leute entdeckten so die Lust am Kochen und Schlemmen.

Mälzer verleiht Genre „Kochshow“ komplett neue Note

So mancher Zuschauer habe sich damals aber auch verwundert die Augen gerieben, sagt Vox-Geschäftsführer Sascha Schwingel der dpa. „TV-Köche gab es bereits – aber einen Mann mit T-Shirt, kurzgeschorenen Haaren und Hamburger Schnauze - das war neu. Mit dieser Mischung hat er nicht nur dem Genre „Kochshow“ eine komplett neue Note verliehen, er hat auch das Image eines ganzen Berufsstands neu definiert. Bis heute gibt es niemanden, der im deutschen Fernsehen so schön flucht wie er.“ Der Fernsehkoch werde für seine Authentizität, Emotionalität und sein großes Herz – aber auch für seine unkonventionelle Art – von den Zuschauern geliebt.

Mittlerweile hat er sich mit seinem Restaurant „Bullerei“ mitten im Hamburger Schanzenviertel einen Stammplatz in der Gastro-Szene der Hansestadt erkocht. Bundesweit hat er vier Restaurants. Seine Küche beschreibt er als intuitiv und bodenständig. Geprägt hätten ihn dabei die rustikale Küche Norddeutschlands, die leidenschaftliche Küche Italiens und die produktliebende und demütige Küche Japans.

Auch vegetarische Küche auf dem Zettel

Dabei geht es längst nicht mehr nur ums Fleisch. Auch die vegetarische Küche hat Mälzer mit auf dem Zettel. Wenn er Wurst, Schinken und Speck nicht so sehr lieben würde, könnte sich der „Küchenbulle“ sogar vorstellen, vegetarisch zu leben. In der Weltküche gebe es „mittlerweile ein Füllhorn an fantastischen, vegetarischen und veganen Alternativen, die lustvoll sind und die toll schmecken“.

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Viel fehle ihm derzeit - mal abgesehen von der Normalität ohne Corona - zum Glück nicht. Einen Wunsch hat er dennoch: „Hoffentlich noch ordentlich Lebenszeit. Mein Leben ist gut. Es ist ein Abenteuerspielplatz, in dem ich mich bewege. Es wäre schon gut, wenn das noch ein bisschen so bleibt. Noch bin ich nicht gelangweilt.“