Der Stuttgarter Rapper Thomas D. (links) mit Schauspieler Til Schweiger. Foto: dpa

Er will Flüchtlingen helfen: Til Schweiger engagiert sich finanziell in einer Erstaufnahme in Osnabrück. Sein Plan für ein Flüchtlingsheim in einer Kaserne im Harz liegt vorerst auf Eis.

Osnabrück - Der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius (SPD) gibt gerade noch Interviews für die Medien - Til Schweiger interessiert das nicht. Der Schauspieler und Regisseur hat sich gerade in Osnabrück eine Unterkunft für Flüchtlinge angeschaut und bleibt auch jetzt in der Nähe der Bewohner. In aller Ruhe macht Schweiger Selfies mit Jugendlichen und nimmt sich viel Zeit für sie. Die Szene ist symptomatisch für Schweigers Termin am Mittwoch.

Der 51-Jährige weitet sein Engagement für Flüchtlinge nun im Land Niedersachsen aus. Nach einem ersten Versuch im Harz, wo die Planung für eine Flüchtlingsunterkunft ins Stocken geraten ist, sollen in den nächsten Wochen Gelder in eine Flüchtlings-Erstaufnahme in Osnabrück fließen. Die „Til Schweiger Foundation“, für die sich weitere Prominente wie der Sänger Thomas D. und Politiker engagieren, will hier an der Grenze zu Nordrhein-Westfalen den Aufbau einer Kita, Schulungsräume für Sprachunterricht und einen Fitnessraum mitfinanzieren.

„Eigentlich wollte ich ein WLAN hier in Osnabrück einrichten. Jeder weiß, wie wichtig der Kontakt für die Flüchtlinge zu ihren Familien ist. Aber WLAN gibt es hier schon“, erzählt der Filmemacher („Keinohrhasen“, „Honig im Kopf“) später Journalisten. Zuvor hatte er sich über die Arbeit der Mitarbeiter informiert und auch mit einer Familie aus Syrien und einem Mann aus dem Sudan gesprochen. „Ich muss mich dann immer zusammenreißen, dass ich nicht losflenne. Ich stelle mir immer vor, wie es meiner eigenen Familie in so einer Situation ergehen würde“, sagt Schweiger.

Schweigers Engagement begann in Hamburg

Auf Nachfrage von Journalisten reagiert der „Tatort“-Schauspieler genervt. „Rede ich eigentlich Französisch? Habe ich doch gerade alles erklärt!“ Bei der Frage ging es um Zahlen und einen Zeitplan zum Engagement in Osnabrück. Thomas D., Sänger der Band „Die Fantastischen Vier“, schlägt diplomatischere Töne an: Eine genaue Summe könne noch niemand nennen. Wichtig sei, jetzt anzufangen mit der Hilfe. Auf die Frage, wie viel Geld die Stiftung nach Osnabrück gibt, sagt er auf Schwäbisch: „So viel, wie es koschtet.“

Schweigers Engagement begann in seiner Heimatstadt Hamburg, wo er erste Hilfsprojekte mit privaten Mitteln anstieß. Sein Plan für ein Flüchtlingsheim in einer Kaserne im Harz liegt auf Eis. Unklar ist, ob das Gebäude in Osterode wegen einer möglichen Schadstoffbelastung zu nutzen ist.

Schweiger hatte sich im Juli über Ausländerhetze auf seiner Facebook-Seite beklagt. Seitdem meldete er sich mehrmals in Diskussionen um Flüchtlinge zu Wort. Vom Innenminister des Landes Niedersachsen erntet er dafür viel Lob. „Ich wünsche mir mehr Menschen mit diesem Promistatus, die das auch nutzen. Thomas D. und Til erreichen andere Menschen über ihre Kanäle als wir Politiker“, sagte Pistorius.

Das Fitness-Center hält Schweiger für wichtig und bezieht sich auf Presseberichte zu Streitereien in Flüchtlingsunterkünften. „Menschen müssen sich abreagieren können. Ich würde gerne mal sehen, was passiert, wenn man 1000 Deutsche ohne Aufgabe auf engem Raum zusammensperrt.“