Pudding mit der Gabel essen? Foto: IMAGO/Funke Foto Services

Ein TikTok-Trend macht Schule – Pudding mit der Gabel zu essen, löst am Friedrich-Schiller-Gymnasium in Marbach (Kreis Ludwigsburg) eine Diskussion um Pro und Kontra aus.

Wahrscheinlich hätten sich Maximilian (13) und Bjarne (14) sowieso auf dem Schulhof getroffen – jetzt stehen die beiden Freunde mit Puddingbecher und Gabel nebeneinander. Verabredet hatten sie sich nicht. Um sie herum wabert gegen 11 Uhr das normale Pausentohuwabohu des Marbacher Friedrich-Schiller-Gymnasiums, mit seinen rund 2400 Schülern immerhin das größte in Baden-Württemberg.

 

Mitten im Geschehen bildet sich eine kleine Gruppe von etwa 30 bis 40 Schülern, die an der Aktion zu dem neuen Trend der Videoplattform TikTok teilnehmen. Der tiefere Sinn der Spontantreffen, bei denen Pudding mit der Gabel gegessen wird: Abkehr von der digitalen Welt, Humor teilen, Freunde finden. Aufgerufen hatte dazu kurzfristig die Schülermitverwaltung (SMV). „Wir wollen damit die Gemeinschaft fördern“, erklärt Daria Keller, Schülersprecherin und SMV-Mitglied. In Karlsruhe, Stuttgart und Ludwigsburg habe man schon gemeinsam gegabelt. Warum also nicht auch in Marbach?

Eine Gabel taugt nur bedingt zum Auslöffeln eines Puddingbechers. Maximilian hat seinen Becher mit der Schokovariante aber schon recht effektiv ausgekratzt. Die Gabel verlangsamt den Prozess – und fördert die Kommunikation. „Ich hab’ extra noch einen Löffel mitgebracht“, sagt Luisa. Die Elfjährige hat sich mit ihren Freundinnen aus der fünften Klasse einfach mal dazu gesellt. Alle zeigen sich angetan von der ungewöhnlichen Aktion.

Nun gilt Pudding nicht gerade als Top-Ten-Kandidat auf der Liste der zuckerfreien und damit gesunden Lebensmittel. Eine der jüngeren Schülerinnen erzählt, sie habe stattdessen Sonnenblumenkerne mitgenommen. Andere hatten mit der Mama eigenen Schokopudding gekocht oder mussten erst noch einkaufen gehen. Grießpudding mit Kirschbeigabe etwa: „Das schmeckt nicht so gut“, sagt Katharina zu ihrem Experiment und fährt mit der Gabel eher verhalten durch den Becher.

Ein älterer Schüler schaut sich das Gruppenevent aus sicherer Entfernung an. Angesprochen darauf, wie er es findet, sagt er ehrlich: „Nicht so intellektuell.“

Der Schulleiter: „Wir regulieren schon genug“

Voll hinter der Aktion des SMV steht Volker Müller, der Direktor des Friedrich-Schiller-Gymnasiums. „Wir finden es immer gut, wenn unsere Schüler selbst etwas auf die Beine stellen.“ Die Jugend erlebe eine krisengeschüttelte Welt, es dürfe ruhig auch mal lustig zugehen. Und der viele Zucker im Pudding? „Wir regulieren schon genug“, sagt Müller und erzählt, dass die Schule wegen solcher Einwände einen Süßigkeitenautomaten abgebaut habe. „Hier können wir aber mal beide Augen zudrücken.“