Frank Kirsten von den mkk-Architekten mit den Plänen am neuen Sicherheitszaun bei der Amur-Tigeranlage Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Noch sind die Amur-Tiger nicht in der Wilhelma. Derzeit wird der spezielle Sicherheitszaun auf der Anlage errichtet, der Architekt erläutert, was alles nötig ist. Billig ist das umfangreiche Projekt nicht.

Frank Kirsten von den mkk-Architekten aus Schwerin lässt derzeit in Stuttgart kein normales Gebäude bauen, sondern hat die Amur-Tigeranlage in der Wilhelma geplant – im Auftrag des Landes. Zusammen mit Christian Angermann von Vermögen und Bau ist der 62-jährige Magdeburger nun auf der Baustelle, er bringt viel Erfahrung mit, wie sich beim Rundgang zeigt. Seit 1988 ist er Architekt. Seit 1991 baut er Anlagen für Zoos. Es ist nicht die erste Tigeranlage, die Kirsten baut: „In Schwerin und Cottbus habe ich schon welche geplant, allerdings waren diese kleiner“, sagt er.

 

Amur-Tigeranlage ist 5055 Quadratmeter groß

In Stuttgart entsteht nun südlich des Asiatischen Schaubauernhofs im Norden der Wilhelma auf 5055 Quadratmetern Fläche eine Anlage für bis zu sechs Tiger. 50 schwarz lackierte Stützen aus Baustahl sind gesetzt. Davor kommt noch ein Zaun aus Edelstahl mit 14 Millimeter dicken Seilen. Der Zaun wird fünf Meter hoch sein und ein 50 Zentimeter tiefes Gitter im Boden haben, damit der Tiger sich auch nicht unter dem Zaun durchgraben kann. Und, um zu testen, dass das bis zu 400 Kilogramm schwere Tier auch nicht durch den Zaun ausbrechen kann, gab es zuvor einen ganz besonderen Gewichtstest.

Extra Test für Belastung des Sicherheitszauns

Die 400 Kilogramm wurden durch betongefüllte Reifen erzeugt, die mithilfe eines Krans gegen den Zaun geschwenkt wurden. Der Test war erfolgreich. Alles hielt stand. Zusätzlich wird der Zaun mit Strom gesichert.

200 Meter lang und fünf Meter hohe Umgrenzung

Die Tigeranlage wird insgesamt auf 200 Metern Länge vom Zaun umschlossen. Die Pfeiler stehen im Abstand von vier bis fünf Metern. „Es ist einer der stabilsten Zäune für Tiger“, erklärt Kirsten. Auch die Besucher werden auf Abstand gehalten. Dazu gibt es zusätzlich noch einen 60 Zentimeter hohen Sicherheitszaun vor der Anlage. „Es wird zwei Meter Abstand zwischen Außengehege und Besuchern geben.“

Der Bau des Sicherheitszauns kostet rund 700 000 Euro. Die gesamte Anlage, an der seit Dezember 2022 gebaut wird, wird vom Land mit Kosten von mehr als 4,7 Millionen Euro veranschlagt. Der Förderverein der Wilhelma gibt rund eine Million Euro dazu.

In zwei Wochen startet die Landschaftsgestaltung

In etwa zwei Wochen startet auch die Landschaftsgestaltung. Dann wird das Gelände modelliert, der Besuchertunnel überdeckt und werden Teiche und Bäche angelegt. Es werden neun Bäume gepflanzt und Gräser und Stauden, die typisch für Ostsibirien sind, die Heimat des Amur-Tigers.

Besondere Sicherheit im Tiger-Stall

Auch für die Sicherheit der Pfleger gibt es besondere Einrichtungen, vor allem im Stall, in dem in den sechs Boxen bis zu sechs Tiger gehalten werden können. Wer das Haus aus Beton betritt, das mittlerweile auch zu einem Teil von geschälten Holzstangen aus Robinien verkleidet ist, der trifft auf einen Gang für die Technik und einen für die Pfleger. „Dann können sie unabhängig arbeiten.“ Es gibt 40 Schieber für drei Tiger – echter Luxus, das weiß auch der Architekt. Aber notwendig. So ermöglichen die Boxen unterschiedliche Gruppierungsmöglichkeiten. Weil Tiger Einzelgänger sind, können sie so gut getrennt werden. Auch falls ein Tier krank ist oder ein Tier abgegeben oder eingewöhnt werden muss. Auch gibt es die Möglichkeit, mit der Transportkiste zu trainieren. Für trächtige Katzen gibt es zwei Wurfboxen mit störungsarmer Infrarot-Kameraüberwachung.

Jede Box ist etwa 40 Quadratmeter groß

Jede Box im unbeheizten Haus ist etwa 40 Quadratmeter groß. Holzhäcksel und Liegebretter fehlen noch. Für die Pfleger gibt es ein extra Schlüsseltransfersystem zum Schutz. Wenn einer in einer Box ist, kann kein anderer den Zugang dort zur selben Zeit verändern. Es wird mehrere Sicherheitstüren geben. Und die größten Katzen der Welt dürfen sich in drei Bereichen auf der Anlage bewegen, die auch durch Zäune getrennt werden. Damit die Tiere sich wohl fühlen, wurde auch an Bewegungs- und Spielmöglichkeiten gedacht, zum Beispiel an Pfähle, von denen die Tiger das Fleisch im Sprung herunterholen können.

Einweihung im Frühjahr 2025

Der Zaunbau wird etwa noch ein Vierteljahr in Anspruch nehmen, sagt Frank Kirsten. Im Herbst soll dann mit den Außenanlagen begonnen werden, damit die Anlage im Frühjahr 2025 eingeweiht werden kann und die Besucher im extra Tunnel Auge in Auge den Tiger beobachten können.