Wolfgang Drexler (3.v.r.) informiert sich über Rebhühner. Foto: Malte Klein

Der Landtagsabgeordnete Wolfgang Drexler informiert sich in Filderstadt über das Rebhuhnprojekt. Der Abwärtstrend bei der Population ist gestoppt.

Filder - Auf einem schmalen Feldweg bei Sielmingen steht am Samstagmittag eine Gruppe von etwa zwei Dutzend Menschen. Konzentriert schauen sie in die Ferne. Sie sind wegen des Rebhuhns da, eines braungrauen Vogels, der vom Aussterben bedroht ist. „Dieses eingesäte Feld bietet dem Rebhuhn Schutz vor seinen Feinden wie dem Fuchs und dem Habicht“, sagt Wolfgang Hinderer, der Hegeringleiter der Jägervereinigung Esslingen.

Jäger und Naturschützer haben den SPD-Landtagsabgeordneten und Landtagsvizepräsidenten Wolfgang Drexler eingeladen, um ihm den Lebensraum des seltenen Vogels zu zeigen und um Unterstützung für ihre Sache zu bitten. Außerdem ziehen sie 20 Jahre nach dem Start des Rebhuhnprojekts in Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen eine Zwischenbilanz. Am Projekt beteiligen sich die Jägervereinigung Esslingen, die Ortsgruppe Leinfelden-Echterdingen des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu), die Biotopkartierer Filderstadt und viele Landwirte. Sie wollen den Lebensraum des Vogels so gestalten, dass er auf den Fildern überlebt.

Rebhuhn braucht Randstrukturen

Hinderer zeigt auf ein abgeerntetes und umgepflügtes Feld. „Das sieht aufgeräumt aus. Doch für das Rebhuhn ist das schlecht, weil es keinen Schutz findet.“ Das eingesäte Feld sei viel besser für die Vögel. Der Hegering hat es von einem Landwirt gepachtet, der dafür Geld bekommt. Es wird einmal jährlich gemäht. „Das Rebhuhn braucht diese Randstrukturen“, erklärt Eberhard Mayer von den Biotopkartierern. Ein Streifen von zehn Metern reiche völlig aus. „Wo sind denn die Rebhühner?“, fragt Drexler. Die Gruppe sieht keines, weil die Tiere in der Winterzeit ihre Kräfte schonen.

Bis in die 80er Jahre war die Welt der Rebhühner auf den Fildern in Ordnung. „Es gab einen erfreulich hohen Bestand.“ Doch dann nahm die Population rapide ab. Im Jahr 2000 lebte ein Viertel weniger Tiere. In Leinfelden-Echterdingen gab es nur noch drei und in Filderstadt zehn Brutpaare. „Wenn wir nichts unternommen hätten, wären die Rebhühner in den Städten schon ganz verschwunden“, vermutet Mayer.

Die Vögel haben mit vielen Einflüssen zu kämpfen. Mayer nennt den großen Flächenverbrauch durch Ortsumfahrungen, die Messe und Bauten am Flughafen, aber auch die Flurbereinigung, durch die Randstreifen als Lebensraum verloren gingen. Die natürlichen Feinde wie Füchse machten den Rebhühnern ebenso zu schaffen wie Spaziergänger und freilaufende Hunde.

Thomas Dietz, der Kreisjägermeister der Jägervereinigung Esslingen, betont, dass es nicht nur um die eine Art geht. „Wenn der Lebensraum für das Rebhuhn stimmt, profitieren auch andere Arten davon.“ Er nennt Hasen als Beispiel. „Das Rebhuhn ist ein Indikator, wie eine Art Fieberthermometer des Lebensraums Filder.“

Abwärtstrend ist gestoppt

Durch die vom Landesjagdverband, dem Nabu und den Städten Leinfelden-Echterdingen und Filderstadt finanzierte Flächenpacht wird der Lebensraum der Vögel vergrößert. In Leinfelden-Echterdingen beträgt die Fläche für das Projekt sechs Hektar, in Filderstadt acht Hektar. Es handelt sich um städtische Flächen oder Äcker von Landwirten. „Der Abwärtstrend ist gestoppt“, zieht Mayer Bilanz. Jetzt gibt es in L.-E. bis zu zehn und in Filderstadt bis zu 20 Brutpaare. Er bremst aber die Erwartungen: „Es ist illusorisch, dass es wieder so viele werden wie in den siebziger oder achtziger Jahren.“

Um noch mehr für die Tiere zu tun, brauchen die Projektpartner mehr Geld. „Es wäre toll, wenn es Zuschüsse vom Land gäbe“, sagt Hinderer. Wolfgang Drexler verspricht, eine Anfrage im Parlament zu stellen. „Ich möchte von der Regierung wissen, welche Möglichkeiten es gibt, das Projekt zu fördern, oder was geändert werden müsste, damit das möglich wird.“