Millionen männliche Küken sterben jedes Jahr in Deutschland, weil sie sich nicht zur Eierproduktion oder Mast eignen. Das soll aufhören – die Frage ist nur, wie sinnvoll die geplante Lösung ist Foto: dpa

Bis 2017 sollen in Deutschland keine männlichen Küken mehr sterben, weil sie sich nicht für die Eierproduktion eignen. Das plant der Bund. Doch am Sinn des Vorhabens gibt es Zweifel.

Berlin/Stuttgart - 45 Millionen männliche Küken sind im vergangenen Jahr in Deutschland nach dem Schlüpfen getötet worden, weil sie sich weder zum Eierlegen noch zur Mast eignen. Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) will diese Praxis in den nächsten beiden Jahren beenden. Helfen soll dabei eine Methode zur Früherkennung des Geschlechts im Ei, die derzeit an der Universität Leipzig entwickelt wird. „Mein Ziel ist, dass wir bis 2017 kein Kükenschreddern mehr haben werden“, sagt Schmidt.

Das Ziel an sich stößt auf Zustimmung bei Tierschützern wie bei der Geflügelwirtschaft. Doch bei der Umsetzung gibt es viele offene Fragen. „Fachleute schütteln den Kopf über soviel Naivität, weil sie wissen, dass die Hälfte von Schmidts Aussagen schlicht falsch sind“, sagt Werner Hockenberger, der eine der beiden großen Brütereien in Baden-Württemberg leitet. So würden in Deutschland keine Küken geschreddert, sondern mit Kohlendioxid eingeschläfert und als Tiernahrung für Zoos oder Greifvögel verwertet. Die Nachfrage übersteige das Angebot, sodass künftig andere Futtertiere eigens gezüchtet werden müssten.

Auch der Zeitplan erscheint vielen illusorisch. „Bis die Methode so weit ist, dauert es noch zehn Jahre“, glaubt ein Fachmann. Bio-Züchter Hockenberger befürchtet, dass die Technik so teuer wird, dass nur Großunternehmen sie anwenden können: „Das ist der Tod von kleinen Brütereien.“ Der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft fordert, dass die „Methode auch für kleine, familiengeführte Betriebe finanziell tragbar sein muss“. Zudem müsse man das Problem europaweit lösen, weil die Großbetriebe sonst ins Ausland abwanderten.

Sobald die Technik steht, wollen einige Bundesländer per Bundesratsinitiative das Kükentöten gesetzlich beenden. „Baden-Württemberg würde das vermutlich unterstützen“, sagt die Landestierschutzbeauftragte Cornelie Jäger. Auch sie verweist allerdings darauf, dass kleine Betriebe geschützt werden müssten.