Tiere lösen bei vielen Menschen positive Impulse aus. Das machen sich Betrüger zunutze. Foto: Simon Granville

In den sozialen Medien kursieren inszenierte Videos von Tierrettungen – eine Betrugsmasche, die nicht nur die Empathie der Zuschauer ausnutzt, sondern auch Tiere in Gefahr bringt. Tierschützer schlagen Alarm.

Stuttgart - Mit der Dokumentation von Tierrettungen zeigen seriöse Organisationen, was man mit Engagement bewirken kann: Wie ein eingesperrter Bär ein neues Leben in Freiheit beginnt oder wie ein schwer verletzter Straßenhund wieder zu Kräften kommt. Mit der Mühe der Retter und durch die Spenden von unterstützenden Tierfreunden bekommen die Tiere Lebensqualität zurück. Eine neue Betrugsmasche in den sozialen Netzwerken macht sich die Rettung von Tieren und das Mitgefühl der Zuschauer zunutze. In inszenierten Videos werden Tiere gezielt in Gefahr gebracht, um zu Spenden zu motivieren. Die betroffenen Tiere leiden psychisch, körperlich und kommen in manchen Fällen sogar zu Tode.

 

„Egal welche sozialen Medien man ansteuert, der Markt ist überschwemmt. Überall gibt es diese Tierrettungsvideos und es werden mehr und mehr“, berichtet Sarah Ross, Heimtierexpertin bei Vier Pfoten Deutschland. Unterstützer haben die Organisation zuletzt immer häufiger auf gefälschte Rettungen aufmerksam gemacht. „Insgesamt sind Tierrettungsvideos in den Medien sehr erfolgreich und immer wenn irgendetwas erfolgreich ist, versuchen andere Menschen auf diesen Zug mit aufzuspringen“, erklärt Ross.

Umgang mit gefälschten Tierrettungen

Auch Peta Deutschland wurde auf diese Masche aufmerksam gemacht: „Man bittet uns dagegen vorzugehen, was natürlich nicht so einfach ist, denn an der Stelle sind ganz klar die Plattformbetreiber gefragt“, erklärt Peter Höffken von der Tierrechtsorganisation. Seine Handlungsempfehlung: Nicht verbreiten. „Viele sind dazu geneigt, das Video auch noch zu teilen oder zu kommentieren, um andere davor zu warnen. Dadurch steigere man aber die Reichweite des Videos.

„Oft geht es nicht nur um die Spendeneinnahmen, sondern auch um Klicks, Aufmerksamkeit und damit verbundene Werbeeinnahmen. Daher raten wir dazu, die Videos einfach in Ruhe zu lassen und dem Plattformbetreiber zu melden“, sagt Höffken.

Fake-Videos erkennen

Inszeniert werden verschiedene Arten von Tieren Not. „Mal ist es ein Tier, das am Ertrinken ist, das in einem Eissee ums Überleben kämpft oder das von einer Giftschlange angegriffen wird. Oft läuft es so ab, dass die Retter irgendwo entlanglaufen und sich bereits filmen. Einer scheint in der Ferne eine Notsituation zu entdecken. Es findet eine Rettung statt und danach endet das Video“, beschreibt Sarah Ross. In echten Rettungsvideos ginge es meist nicht alleinig um diesen „Hero-Effekt“, es werde auch gezeigt, wie das Tier weiter behandelt wird.

Außerdem: „Wenn die Aufnahmen sehr professionell erscheinen, dann geht es nicht so sehr um das Tier“, so Höffken. Ein Indiz sei es demnach auch, wenn der Fokus mehr auf der Erstellung und der Qualität des Videos liege. Ein sehr guter Anhaltspunkt für die Echtheit sei es natürlich, wenn eine bekannte Organisation oder ein eingetragener gemeinnütziger Verein dahinter zu erkennen seien.

Die Schwierigkeit: Jeder Einzelfall muss einer eingehenden Prüfung unterzogen werden. „Es gibt sehr viele wahrheitsgetreue Tierrettungsvideos, die im Umlauf sind und das ist auch völlig gut so. Die Organisationen, die sich für Tierwohl einsetzen, sollen eben auch die Möglichkeit haben, das kundzutun und dafür Spenden zu erhalten“, sagt Peter Höffken. Man müsse also aufpassen, dass man nicht den seriösen Tierschützern das Wasser abgrabe.