Gerettet, aber immer hungrig: Eine Tierschützerin füttert ein Bärenjunges mit dem Fläschchen. Foto: Free the Bears

Der Organisation Free the Bears ist es im südostasiatischen Laos gelungen, 16 Jungtiere der gefährdeten Kragenbären den Händen von Wilderern zu entreißen.

Vermutlich handelt es sich um die bisher größte Rettungsaktion von Bärenjungen: Der von einer Australierin gegründeten Organisation Free the Bears (Befreit die Bären) ist es vor Kurzem gelungen, 16 Jungtiere der gefährdeten Art der Kragenbären den Händen von Wilderern in Laos zu entreißen. Nun brauchen die Tiere Rund-um-die-Uhr-Betreuung: Die Tierschützer wechseln sich beim Fläschchengeben ab. Auf den Bildern der Organisation sehen die schwarz behaarten Tierjungen schon wieder fröhlich aus: Sie tollen im Gras, nuckeln an ihren Fläschchen und schauen mit ihren dunklen Knopfaugen in die Kamera.

 

Kragenbären, auch Asiatische Schwarzbären oder im Englischen Moon Bears (Mondbären) genannt, gelten laut der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN als gefährdet. Dies liegt vor allem an der Jagd wie auch dem schleichenden Verlust ihres Lebensraums. Obwohl das Töten der Tiere in Laos illegal ist, haben Wilderer in dem südostasiatischen Land es immer wieder auf die Bären abgesehen, angetrieben von der wachsenden Nachfrage nach Fleisch, Fell und Gallenblasen. Dies sei inzwischen „ein lukratives Geschäft, dem sich auch immer mehr Jäger zuwenden, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen“, heißt es vonseiten der Tierschutzorganisation WWF. Die Pfoten werden laut WWF vor allem in China als teure Delikatesse verkauft und oft in einer Suppe gegessen. Die Galle in den Gallenblasen werde getrocknet und als traditionelle Medizin verkauft, heißt es weiter.

Mitte März gelingt der Organisation ein besonderer Coup

Free the Bears ist von der australischen Tierschutzaktivistin Mary Hutton ins Leben gerufen worden. Die Organisation betreute auch bisher schon mehr als 100 Sonnen- und Kragenbären sowie andere gefährdete Arten, die die Tierschützer vor illegalen Wildtierhändlern gerettet haben. Mitte März gelang der Organisation nun aber ein besonderer Coup: So konnten 16 Bärenjunge in der laotischen Hauptstadt Vientiane beschlagnahmt werden. Es ist die bisher größte Rettung der gefährdeten Bärenjungen in der Geschichte des Vereins.

Die bisher größte Rettung von Free the Bears in Laos waren fünf Bärenjunge, die an einem einzigen Tag im Jahr 2019 gerettet wurden. Die Bärenjungen jetzt waren entdeckt worden, weil Nachbarn auf Geräusche der Tiere aufmerksam wurden. „Als wir am Haus ankamen, waren überall Bärenjunge“, berichtete Fatong Lar Yang, ein Tiermanager bei Free the Bears Laos. Leider sei ein Junges bereits tot gewesen.

Letztendlich konnten die Tierschützer zehn Männchen und sechs Weibchen mit einem Gewicht von 1,3 bis vier Kilo retten. „Wir schätzen, dass sie zwischen zwei und vier Monate alt sind“, sagte Yang. Solch kleine Jungtiere seien äußerst gefährdet. Denn in der Wildnis würden ihre Mütter sie niemals verlassen. „Wir vermuten, dass die Mütter von Wilderern getötet wurden.“

Helfer füttern die Jungtiere mit Fläschchennahrung

Die Polizei nahm eine Frau laotischer Nationalität in Gewahrsam, die Eigentümer des Hauses, darunter ein chinesischer Staatsbürger, sollen auf der Flucht sein. Die Tiere wurden zunächst von Free the Bears ins Polizeipräsidium von Vientiane gebracht und dann weiter ins Luang Prabang Wildlife Sanctuary, eines von zwei Schutzgebieten, das die Organisation gemeinsam mit der laotischen Regierung betreibt.

Die Jungtiere müssen nun rund um die Uhr mit Fläschchen mit spezieller Milchnahrung gefüttert werden. Tägliche Gewichts- und Gesundheitskontrollen sollen ihre Fortschritte überwachen. Auf diese Weise hofft die Organisation, dass alle geretteten Tiere am Ende auch überleben. „Die schiere Anzahl der Jungen setzt unsere kleine Wohltätigkeitsorganisation enorm unter Druck“, sagte Geschäftsführer Matt Hunt. „Wir müssen erfahrene Jungtierbetreuer aus unserem Schutzgebiet in Kambodscha sowie weitere Fachkräfte aus Übersee hinzuziehen.“

In Asien leiden geschätzt mehr als 10 000 Kragenbären

Mary Hutton, die die wohltätige Organisation einst ins Leben gerufen hat, stimmt die aktuelle Rettung „sehr emotional“, wie sie sagte. Die Jungtiere hätten höchstwahrscheinlich gesehen, wie ihre Mütter getötet wurden. „Wären sie nicht gerettet worden, wäre ihnen ein schreckliches Schicksal sicher gewesen.“

Laut Free the Bears siechen in Asien geschätzt mehr als 10 000 Kragenbären in winzigen Käfigen dahin, damit Galle aus ihren Gallenblasen extrahiert und zu traditioneller Medizin verarbeitet werden kann. Bärengalle wird in China und anderen ost- und südostasiatischen Staaten vorwiegend durch das „Melken“ von Bären gewonnen. Die Tiere werden auf Bärenfarmen in engen Käfigen gehalten; über einen – in der Regel ohne Betäubung – chirurgisch implantierten Kunststoff- oder Stahlkatheter wird die Galle am lebenden Tier gewonnen.