Gerettet! Eine Polizistin hält die Waldohreule in den Händen. Foto: Polizei Stuttgart

Das Unwetter hat den Kräften der Polizei und Feuerwehr im Raum Stuttgart zahlreiche Einsätze beschert. Einer war von besonderer Art: Ein Eulenbaby war in Not geraten.

Stuttgart - Starr und ängstlich sitzt die kleine Eule auf einem Zaun an der Kienbachstraße in Bad Cannstatt, drumherum Regen, Blitz und Donnerschlag. Ein Alarmfall für die Polizei. Anwohner haben den kleinen Greifvogel nachts gegen 0.30 Uhr entdeckt und die Notrufnummer gewählt. Offenbar ist das Eulenbaby aus einem Nest gefallen. Eine junge Polizistin rettet das Tier vor dem Unwetter und nimmt es mit ihrem Kollegen mit aufs Revier an der Ostendstraße. Was aber macht man mit Eulen?

Wenn es um Greifvögel geht, kennt sich die Polizei allenfalls mit einem Bussard aus – so heißen intern die Polizeihubschrauber. Für Nachteulen aber gibt es keine Dienstvorschriften. Der Tiernotdienst hat zu dieser nächtlichen Stunde längst geschlossen, also muss die Eule bis zum Morgen in einer Postkiste im Asyl verbringen. Und dann geht die Post ab: Zwei Mitarbeiter des Tiernotdienstes bringen das Eulenbaby zum Tierheim nach Botnang. Damit ist die Akte Eule geschlossen. Doch was ist aus dem Fall vom 1. Juni geworden?

Jetzt muss die Kleine erst mal das Jagen lernen

Für gewöhnlich soll man Eulen nicht nach Athen tragen, sie kommen eher nach Mössingen im Kreis Tübingen. „Die kleine Eule attackiert uns freudig, sie fühlt sich wohl hier.“ Die kleine Waldohreule ist im Vogelschutzzentrum des Naturschutzbundes (Nabu) zu Hause. Inzwischen ist sie etwa vier Wochen alt und wird zunehmend angriffslustig. „Sie stellt ihr Gefieder auf und schießt nach vorne“, so eine Mitarbeiterin des Zentrums.

Auf Facebook veröffentlichte die Polizei ein Video von der Eule:

In diesem Alter wäre die Rettung womöglich nicht so leicht gelungen. Die Polizistin hätte das sicher zu spüren bekommen, wie schmerzhaft so ein Schnabel sein kann. Die kleine Eule teilt ihre Asylunterkunft mit zwei jungen Waldkäuzen. Wie lange sie noch in Mössingen bleibt, ist unklar. Sie muss jetzt erst einmal das Jagen lernen – eine automatische Fütterung kennt die Natur draußen nicht. Nach Schätzung der Vogelexperten wird das noch zwei bis drei Wochen dauern.

Einen Namen hat die kleine Eule nicht. Eine Identität hat sie aber dennoch. Ihr offizieller Name ist 2018-0271. Klingt ein bisschen unromantisch. Aber der Mensch ist in solchen Dingen manchmal ein komischer Kauz.