Ein Pferd zum Schmusen, aber nicht zum Reiten: der behinderte Hengst Capi Foto: privat

Tina Recknagel aus Plieningen hat sich in Capi verliebt – ein Hengst, den sie niemals reiten kann. Capi ist hochgradig geistig behindert, aber voller Lebenswillen. Für die Therapien fehlt Recknagel das Geld, deshalb sucht sie Hilfe.

Plieningen - Auf dem Pferdehof Sindelfingen läuft Tina Recknagel aus Plieningen durch die Ställe. Sie wartet, bis ihre Tochter mit dem Reitunterricht fertig ist. An der Box von Captain Future B, kurz Capi, bleibt sie stehen. Sie ist von der Schönheit des Hengstes beeindruckt. Doch dann wagt sie einen Blick in die Box und erschrickt: „Er war ein halbes Gerippe“, sagt die Beraterin und Kabarettistin. Er habe tagelang im eigenen Saft gestanden und sei nass und vollgekotet gewesen. „Er sah aus wie ein spanischer Straßenköter“, sagt Recknagel.

Verschmuster Hengst

Sie beginnt, sich um den Hengst zu kümmern, jedes Mal wenn die Tochter reitet. Er zeigt Dankbarkeit, ist sehr verschmust und lieb. Tina Recknagel fällt auf, dass er nicht richtig laufen kann. Nach ein paar Schritten fällt er einfach um. Laut der Besitzerin des Pferdes ist dies auf eine Muskelschwäche zurückzuführen. Diese sei durch ordentliche Fütterung und Training leicht zu bekämpfen. Er habe außerdem großes Sprungpotenzial.

Doch der Tag kommt, an dem die Besitzerin den Hengst aus finanziellen Gründen nicht mehr halten kann und ihn zum Schlachter bringen möchte. Tina Recknagel hat Capi zu der Zeit bereits ins Herz geschlossen und möchte ihn retten. „Ihn kann man doch nicht zu Wurst verarbeiten“, klagt die Beraterin. „Ein krankes Pferd hat auch eine Seele.“ Somit entscheidet sie sich, den Hengst zu kaufen und seine Muskelschwäche zu behandeln. Sie hofft, dass ihre achtjährige Tochter eines Tages auf Capi reiten kann.

Behinderung ist selten bei Pferden

Nach ärztlichen Untersuchungen stellt sich heraus, dass der Hengst nicht an Muskelschwäche leidet, sondern hochgradig geistig behindert ist. Dies sei bei Pferden eine Seltenheit und für Forscher interessant, so Recknagel. Um die Ursache herauszufinden, seien weitere teure Untersuchungen nötig, für die Tina Recknagel aber das Geld fehlt.

Capi und Tina Recknagel Foto: privat

Die Ärzte sagen, Capi sei selbst nach einer Therapie niemals reitbar. Die Vorbesitzerin habe davon gewusst und es Recknagel beim Kauf verschwiegen. Die Ärzte raten zum Einschläfern. Doch Tina Recknagel gibt das Pferd nicht auf. „Er will leben, er ist ein Stehaufmännchen“, sagt sie. Mittlerweile hat sich Capi durch eine Reha-Therapie und professionelles Training erholt. „Er fällt nicht mehr ständig um und kann das Tempo an guten Tagen wie gesunde Tiere halten“, sagt Recknagel. Er begeistere viele Menschen mit seinem „wahnsinnig lieben Naturell“. Jeder, der Capi kenne, liebe ihn. „Aber jedem tut sein Schicksal leid“, sagt Recknagel, die ansonsten keine weiteren Tiere besitzt.

Die Rettung treibe sie fast in den Bankrott. Für die Arztbesuche und Therapie hat Recknagel bereits mehr als 10 000 Euro gezahlt. Sie kämpft nun vor Gericht wegen Betruges um wenigstens 5000 Euro von der Vorbesitzerin. „Ich bin so verliebt in ihn, aber ich kann unmöglich alle Kosten selbst tragen“, sagt Tina Recknagel. Damit sich Capi weiterentwickeln kann, ist die Familie auf Unterstützung angewiesen. Geld- und Sachspenden sind willkommen. Tina Recknagel sucht nach einem Gestalter für eine Homepage und nach Personen, die eine Patenschaft übernehmen möchten. „Ich will durch Capis Geschichte zeigen, dass in der heutigen Luxusgesellschaft auch behinderte Pferde ein Recht auf Leben haben“, sagt sie.

Adresse für Helfer:

Unterstützer können sich unter tina.recknagel@imail.de melden.