Für Kälber dürfte der stundenlange Transport auch bei Einhaltung aller Vorschriften nicht wirklich angenehm sein. Foto: dpa/Ulrich Perrey

Ein Jugendlicher bestellt sich im Internet 40 Kälbchen. Für die Tiere folgt eine Horrorfahrt von Norddeutschland nach Konstanz. Jetzt gibt die Staatsanwaltschaft weitere Details bekannt.

Konstanz - Die 40 Kälber, die sich ein Jugendlicher aus Konstanz für 1500 Euro in einem Kleinanzeigenportal im Internet bestellt hat, haben offenbar einen ganzen Tag und eine ganze Nacht im Tiertransporter verbringen müssen. Wie die Staatsanwaltschaft Konstanz in einer gemeinsamen Presseerklärung mit der Polizei und dem Landratsamt mitteilte, seien die Jungtiere am Samstagmorgen in Norddeutschland verladen worden. Gegen 22 Uhr sei der Lastwagen im Konstanzer Teilort Dettingen angekommen. Die nach neun Stunden vorgeschriebene einstündige Pause mit einer Elektrolyttränke sei dabei nach bisherigen Erkenntnisstand unterblieben.

Bei der Zufahrt zu dem leer stehenden Gehöft, auf dem der 17-Jährige die Tiere offenbar in Empfang nehmen wollte, sei der Transporter allerdings im Morast stecken geblieben. Erst am nächsten Tag seien die Kälber dann aus dem Anhänger geführt und in der „völlig unzureichenden Stallung“ untergebracht worden. Nach entsprechenden Hinweisen von Nachbarn fand die Polizei die Tiere ohne Wasser, Milch und Futter auf dem blanken Betonboden. Zwei Tiere seien bereits verendet gewesen. Die Todesursache sei bisher noch unklar. Das Sektionsergebnis liege noch nicht vor, erklärte das Veterinäramt. Sieben Kälber habe man einschläfern müssen, ein weiteres folgte am Montagabend. Ein Kalb sei verschollen. Es sei nicht in Dettingen angekommen.

Veterinärämter helfen mit

Alle Kälber seien ordnungsgemäß mit Ohrmarken versehen und hätten das für Transporte vorgeschriebene Mindestalter von zwei Wochen erreicht. Die Behörden in den Herkunftslandkreisen seien mittlerweile informiert worden und beteiligten sich an der Aufklärung des Falles. Zudem werde geprüft, ob das genutzte Fahrzeug den Vorschriften entsprochen habe. Bei Langstreckentransporten müssten eine Lüftung und Tränken vorhanden sein.

Zu den Motiven des 17-Jährigen machte die Staatsanwaltschaft keine Angaben. Mit Rücksicht auf das jugendliche Alter müsse man sich mit öffentlichen Informationen zurückhalten, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Offenbar verfügt der junge Mann aber über eine Verbindung zur Landwirtschaft. Ermittelt werde weiterhin auch gegen den Transporteur und den Händler.

Tiere werden aufgepäppelt

Die verbliebenen 29 Kälber würden nun auf einem Hof im Landkreis Konstanz aufgepäppelt und tierärztlich versorgt. Wenn sie wieder gesund seien, werde sie das Veterinäramt verkaufen und vom Erlös die Unterbringungs-, Tierarzt- und Futterkosten finanzieren. Der Rest werde dem Verursacher in Rechnung gestellt, erklärte das Veterinäramt.

Tatsächlich dürfte beim Verkauf nicht allzu viel zusammenkommen. Der Preis für Kälber sank zuletzt immer tiefer. Für weibliche Tiere sind kaum mehr als 8,50 Euro zu erhalten. Männliche Kälber bringen etwas mehr. „Die Situation ist extrem“, sagte der Konstanzer Kreisvorsitzende des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbandes (BLHV), Peter Graf, der selbst Milchkühe hält. Grund sei auch der Ausbruch der Blauzungenkrankheit in Deutschland. Seither sei es kaum noch möglich, die Kälber ins Ausland zu exportieren.

Kalbfleischmarkt ist zusammengebrochen

„Früher gab es doppelt so viele Kälber, aber es wurde auch mehr Kalbfleisch produziert“, sagte Graf. Auch dieser Markt sei in Deutschland zusammengebrochen. Milchkühe müssen jedoch jährlich kalben, sonst gibt es keine Milch. „Aber es ist ein Problem, mit etwas zu handeln, was nichts mehr wert ist.“