Freilaufend und auf den ersten Blick ganz friedlich: ein Pfau in der Wilhelma. Doch Abstand halten, ist hier wichtig! Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

In der Wilhelma wurde ein kleiner Junge von einem Pfauen am Kopf verletzt. Auch in anderen Zoos und Tierparks gibt es freilaufende Tiere. Was haben die Betreiber für Erfahrungen gemacht?

Stuttgart - Die Verletzung eines kleinen Jungens durch einen flüchtenden Pfau in der Wilhelma machte in den vergangenen Tagen im Netz die Runde – mehrere Monate, nachdem sich der Vorfall ereignete. Freilaufende Tiere sind allerdings auch in anderen Zoos keine Seltenheit. Doch wie verhindert man, dass es zu problematischen Situationen zwischen Mensch und Tier kommt?

„Wenn man sich den Tieren gegenüber vernünftig verhält, passiert auch nichts“, stellt Christoph Kässer vom Tierpark Nymphaea in Esslingen klar. „In aller Regel warnen wir nicht vor freilaufenden Tieren, weil es noch nie zu irgendwelchen Vorfällen kam“, sagt Kässer. Zurzeit gebe es im Tierpark nur einige verschiedene Entenrassen, die sich außerhalb der Gehege bewegen. Aber auch vor einigen Jahren, als es im Tierpark noch Pfauen und Schwäne gegeben hat, ist es laut Kässer zu keinerlei Zwischenfällen mit Besuchern gekommen. An einen kuriosen Zwischenfall mit einem Pfauen erinnert sich Kässer dennoch: „Einer der Pfauen hat damals einige parkende Autos beschädigt, weil er sein Spiegelbild im Lack eines Autos gesehen hat und darin einen Angreifer sah“, erzählt er. Aus diesem Grund gebe es inzwischen keine Pfauen mehr im Tierpark Nymphaea.

Risiko lässt sich im Kontakt mit Tieren nie ausschließen

Im Erlebnispark Tripsdrill sind direkte Begegnungen mit Tieren für die Besucher Normalität: Dort können Gäste selbstständig die Gehege von verschiedenen Hirscharten durchqueren. „Angriffe oder andere ernsthafte Vorfälle gab es bei uns noch nicht“, sagt Birger Maierjohann, Pressesprecher des Erlebnisparks. Pfleger würden die Gehege beaufsichtigen und dort nach dem Rechten sehen. Außerhalb der Gehege gibt es außerdem Weißstorche, die aber ebenfalls noch nie für Probleme sorgten.

Im Wildpark Pforzheim hat es dagegen schon Tierangriffe gegeben: Eine Ziege habe im Streichelzoo ein Kind geboxt, wie der Förster Carsten Schwarz erzählt. „Wir tun alles dafür, dass so etwas eine Seltenheit bleibt“, sagt er. Ein gewisses Restrisiko lasse sich aber im Kontakt mit Tieren nie ausschließen. Außerhalb der Gehege gebe es im Wildpark aber keine freilaufenden Tiere. „Wir haben das sehr begrenzt, wohlwissend, dass immer Unfälle passieren können“, sagt er. Zum direkten Kontakt zwischen Besuchern und Tieren komme es nur im Streichelzoo. Dann sei allerdings immer ein Pfleger dabei, der die Begegnung beaufsichtigt. „Wir warnen die Besucher dann natürlich, denn Tiere sind immer für eine Überraschung gut und Aggressionen sollte man nie ausschließen“, sagt Schwarz. „Ein Stück weit muss man aber auch auf den gesunden Menschenverstand der Besucher vertrauen“, fügt er hinzu.

Eltern müssen Kindern Grenzen aufzeigen

Falls Zoobesucher dennoch in eine brenzlige Situation mit einem freilaufenden Tier kommen sollten, rät Christoph Kässer vom Tierpark Nymphaea: „Zurückweichen und dem Tier Platz lassen“. Tiere, die frei umherlaufen dürfen, seien generell nicht auf einen Angriff ausgelegt. Wichtig ist es laut Kässer auch, dass Eltern ihren Kindern Grenzen aufzeigen und ihnen erklären, wie man sich gegenüber Tieren verhalten sollte.

Auch Harald Knitter von der Wilhelma Stuttgart appelliert an Eltern, ihrer Aufsichtspflicht nachzukommen. „Wir weisen in unserer Parkordnung darauf hin, dass man vor den Tieren Respekt haben soll, dass man sie nicht ärgern oder füttern darf“, sagt er. Es handele sich bei den Tieren im Zoo immer noch um Wildtiere und nicht um gewöhnliche Haustiere. „Da stehen dann die Eltern in der Pflicht, darauf zu achten, dass Kinder sich entsprechend verhalten“, sagt er.

In der Wilhelma gibt es außer der Pfauen – etwa ein Dutzend bewegen sich uneingeschränkt auf dem Gelände – kaum freilaufende Tiere. Besucher könnten höchstens einem Araucana-Huhn über den Weg laufen, die laut Harald Knitter aber definitiv ungefährlich sind. Um zu vermeiden, dass überraschte Besucher die „ausgebüchsten“ Hühner bei den Mitarbeitern melden, wurden extra Schilder aufgestellt. Auch vor den Affengehegen gibt es Schilder, die Besucher explizit davor warnen, den Tieren zu nahe zu kommen.