Ein Graureiher stand bei Klaus Germann im Fischteich. Foto: dpa

Ein verletzter Graureiher ist am Montag bei Klaus Germann im Garten gelandet. Niemand konnte oder wollte dem 81-Jährigen und dem Tier in Not helfen – bis auf die Polizei.

Böblingen - Klaus Germann ist begeistert. „Ein herzliches Dankeschön an die Maichinger Polizei, das war einfach spitze“, schreibt der 81-Jährige aus Sindelfingen-Maichingen (Kreis Böblingen) in einer Email mit dem Betreff „Die Polizei, dein Freund und Helfer“ an die Redaktion. Gemeint ist die Unterstützung, die die Beamten dem Mann am Montag hatten zuteil werden lassen.

An diesem Morgen traf Klaus Germann nämlich auf unerwarteten Besuch, als er auf seine Terrasse hinausging: Ein Graureiher stand mitten in seinem Fischteich. Als sich der 81-Jährige dem Tier näherte und beruhigend mit ihm sprach, stakste es sogar auf ihn zu, ging dann aber zwischen nahestehenden Büschen in Deckung. „Ich habe ein rohes Ei geholt, das hat der Reiher zu Dreivierteln gefressen“, sagt Klaus Germann voller Stolz. Schnell wurde ihm jedoch klar, dass mit seinem Gast etwas nicht stimmte. „Das arme Tier konnte nicht mehr fliegen.“ Germann vermutet, dass sich der Graureiher im Garten vor einem Raubvogel in Sicherheit gebracht hatte. Einige der Goldfische im Teich wurden dann wohl zu seinem Frühstück.

„Ich finde das ganz große klasse“

Doch wohin nun mit dem verletzten Vogel? „Alle meine Versuche, eine Einrichtung zu finden, die das Tier abholen oder wenigstens annehmen könnte, sind misslungen“, sagt er 81-Jährige. Ob beim Tierarzt, dem Naturschutzbund, dem Tierrettungsdienst oder der Wilhelma – niemand konnte oder wollte ihm helfen. In seiner Verzweiflung wandte sich der Maichinger schließlich an den örtlichen Polizeiposten. „Dort stieß ich auf unerwartete Hilfe.“ Nach einer kurzen Recherche rieten die Beamten ihm, das Tier zum Vogelschutzzentrum in Mössingen zu bringen.

Doch das war noch nicht alles. „Wir haben eine Transportbox in unseren Wagen geladen und sind zu Herrn Germann rausgefahren“, sagt Frank Bechtle, der Leiter des Polizeipostens Maichingen. Dort angekommen, schnappte sich seine Kollegin Caroline Brückner den Vogel mit einem schnellen, beherzten Griff und verfrachtete ihn in die Box. „Dabei zog sie sich durch einen Schnabelhieb eine Wunde im Gesicht zu“, berichtet Bechtle weiter. Die Beamten halfen Germann dann noch, die Box in dessen Auto zu verladen, sodass der 81-Jährige den Vogel nach Mössingen transportieren konnte. Dort wurde er bereits erwartet und das Tier in Empfang genommen.

Für die Unterstützung durch die Beamten ist Klaus Germann sehr dankbar. „Sie waren die Einzigen, die uns geholfen haben. Ich finde das ganz große klasse.“