Passanten haben den herrenlosen völlig abgemagerten Spitzmischling Levi bei der Polizei abgegeben. Foto: Tierheim Stuttgart

In den vergangenen Tagen sind beim Stuttgarter Tierheim 24 Tiere abgegeben worden. Die Tierschützer vermuten, dass die Halter die Tiere aus ganz konkreten Gründen abgeben oder einfach aussetzen.

Stuttgart - Sie bieten noch immer einen jämmerlichen Anblick, die 24 Tiere, die das Tierheim in Botnang in den vergangenen zwei Wochen aufgenommen hat: „Alle waren bis auf die Knochen abgemagert, und sind krank. Manche haben sogar Tumore und müssen operiert werden“, sagt Tierheimleiterin Marion Wünn und stellt fest, dass Halter immer häufiger kranke Tiere einfach aussetzen.

Zu den Neuzugängen, um die sich die Tierfreunde in Botnang ernsthaft Sorgen machen, gehört Levi. Den etwa vier Jahre alten schneeweißen Spitzmischling haben Passanten völlig abgemagert gefunden und bei der Polizeistation in der Wolframstraße abgegeben. Die Ordnungshüter haben ihn ins Tierheim gebracht. Dort wurde er geröntgt. Dabei hat ein Tierarzt einen Tumor im Bauchraum entdeckt. In den kommenden Tagen soll der Rüde operiert werden.

Junge Tiere verkraften einen Schock schneller

Einigermaßen gut geht es dem kleinen Nero mittlerweile wieder: Der sechs Monate alte Kater wurde in eine Tüte gesteckt und vor einem Supermarkt im Hallschlag in der Mülltonne entsorgt. „Der kleine Kerl war zunächst völlig verstört, hat jetzt aber schon wieder Lebensmut“, sagt Wünn. Aus ihrer Erfahrung weiß sie, dass junge Tiere solche Schocks relativ rasch verkraften – im Gegensatz zu erwachsenen Tieren wie Chippsy und Cappo, beide etwa zehn Jahre alt: Das Hundepärchen war an einer Haltestelle in der Neckarstraße ausgesetzt und mit der Leine zusammengebunden worden. Beide wirken noch immer sehr ängstlich. Die Schäferhundmischlingshündin Chippsy haben die Tierschützer von zehn auf 13 Kilo hochgepäppelt. Da sie Diabetikerin ist, muss sie mit Insulin versorgt werden. „Das ist zwar kostspielig, aber wir kriegen Chippsy wieder hin“, ist Wünn überzeugt. Nicht so zuversichtlich ist sie bei Chippsys Leidensgenossin Cappo: Bei ihr wurden Geschwüre in Blase, Gebärmutter und Eierstöcken festgestellt: „Sie muss zwei- bis dreimal operiert werden“, sagt Wünn.

Ebenfalls auf den OP-Tisch muss Harvey: Das Kaninchenbaby wurde in Bad Cannstatt gefunden, war ebenfalls an einer Haltestelle angebunden und muss große Schmerzen gehabt haben. Denn ein Hinterlauf ist gebrochen. „Das Beinchen ist vermutlich nicht mehr zu retten und muss amputiert werden“, sagt Wünn. Darüber, wie es zu der Verletzung kam, kann die Tierheimleiterin nur spekulieren. „Vielleicht hat der Besitzer es auf den Arm genommen und fallen gelassen“, sagt sie.

Hähne am Fasanenhof gefunden

Unverletzt sind zwei junge Zuchthähne im Tierheim gelandet. Sie wurden an einem Busch an einer Haltestelle beim Fasanenhof aufgefunden – ebenfalls angebunden. Mischlingshund Funny wurde völlig verwahrlost abgegeben. Er ist fast blind.

Dafür, dass alle Tiere tatsächlich von Findern abgegeben wurden, will Marion Wünn nicht die Hand ins Feuer legen. „Eventuell sind es auch die Besitzer selbst, die uns ihre ungewollten Tiere bringen“, sagt sie. Mit dem bevorstehenden Ferienbeginn hat das vermehrte Aussetzen von Tieren laut Wünn aber nichts zu tun. „Alle 24 Neuzugänge sind krank und die Besitzer können oder wollen die Arztkosten nicht übernehmen“, ist sie überzeugt. Immerhin kostet eine Operation rund 600 Euro. Dazu kommt die Nachversorgung .“ Bei den 24 Neulingen rechnet Wünn mit zusätzlichen Kosten von rund 20 000 Euro. Da in diesem Jahr bislang der Geldsegen aus Erbschaften ausgeblieben ist, hofft sie jetzt auf Spenden.

Tierfreunde können das Tierheim mit einem Anruf unter der Spendenhotline 09 00-1 44 33 66 unterstützen. Der Anruf kostet 5 Euro, das Geld kommt den Tieren in Botnang zugute.