Das ist die perfekte Masche: Der Esslinger Stadtteil Weil setzt sich für das Tierheim Esslingen ein. Mit echter Handarbeit und viel Engagement wird der Tierschutz unterstützt.
Das Tierheim Esslingen ist in Nöten – und die Damen des Stricktreffs im Stadtteil Weil greifen diesen Faden auf. Sie lassen die Nadeln für die Einrichtung glühen.
Halsbänder für Hunde? Jäckchen und Kleidchen für Tiere? Stulpen für Katzenpfoten? Nein, die Frauen stricken nicht für Tiere, sondern für das Tierheim. Nicht, dass sie es nicht könnten. Im Gegenteil. Im Quartierzentrum Lukaskirche in der Königsallee in Weil, ihrem Treffpunkt, arbeiten sie an Pullovern, Schals, Stolas, Capes oder Jacken. Doch die sind für den Eigenbedarf oder als Geschenk für Bekannte und Verwandte gedacht – nicht als tierische Bekleidung. Denn das Tierheim hatte ein anderes Anliegen an den Stricktreff, sagt Sabine Försterling vom Tierschutzverein Esslingen und Umgebung als Trägerin der Einrichtung.
Sie ist an diesem Nachmittag in die Lukaskirche gekommen und erklärt, dass das Tierheim Geld für Unterhalt und Betrieb brauche. Ein Teil der Einnahmen komme durch den Verkauf von Selbstgemachtem bei Veranstaltungen zusammen. Ein Bestseller dabei seien gestrickte Socken: „Sie gehen weg wie warme Semmeln.“ Doch: „Unsere bisherigen Ehrenamtlichen, die für Nachschub an den allseits beliebten Strickwaren gesorgt haben, sind aus Altersgründen dazu nicht mehr in der Lage.“ Das Tierheim sei aber auf Spenden angewiesen und wolle sich vermehrt in der Öffentlichkeit präsentieren. Darum suchte es nach Ersatz – und fand ihn im Stricktreff Weil.
Echte Handarbeit für das Tierheim Esslingen
Die Damen dort sind aus einem besonders tierfreundlichen Holz gestrickt. Sie sagten zu, und Sabine Försterling kann an diesem Nachmittag die erste Ladung Selbstgestricktes zu Gunsten des Tierheims abholen. Die Waren – alles echte Handarbeit – sollen beim Plochinger Frühling sowie auf dem Neckarwiesenfest in Esslingen am Sonntag, 27. April, angeboten werden.
Den Damen hat ihre bestrickende Unterstützung für das Tierheim Spaß gemacht. Im letzten Jahr wurde ein World-Café in Weil zur Ermittlung der Bedürfnisse in dem Stadtteil auf die Beine gestellt, sagt Quartiersmanager Kurt Hilsenbeck. Die mehr als 40 Besucher sammelten unter der Überschrift „Raus aus der Einsamkeit“ Ideen, Anregungen, Visionen, und es wurde auch der Anstoß zu dem Stricktreff gegeben. Seit September 2024 kommen Frauen dreier Generationen einmal wöchentlich montags in der Lukaskirche zusammen, führt Mitorganisatorin Judith Stohrer-Szczesny aus. Die Handarbeit rege Gehirn, Gedächtnis und Motorik an, und für Geselligkeit sorge sie auch.
Stricken ist nicht nur etwas für reifere Hände. Maxi Szczesny ist 27 Jahre und voll mit dabei. Während Corona habe sie nach einer Betätigung gesucht und sei mit ihrer Schwiegermutter Judith Stohrer-Szczesny auf das Stricken gekommen. Das habe sie beibehalten – zum Entspannen und Runterkommen. Weil sei ein vernachlässigter Stadtteil, ergänzt Beatrix Herber. Eines der wenigen Angebote sei der Stricktreff – auch darum gehe sie hin.
Maria Rodrigo, die ihr gegenübersitzt, hat es nicht so mit dem Stricken. Sie häkelt beim Stricktreff lieber. Das geht auch. Die Freude sei groß, wenn etwas fertig sei, sagt sie. Doch es wird auch „rückwärts gestrickt“, meint Helga Ziedek schmunzelnd. Manchmal müsse man Fertiges wieder auftrennen, weil das Muster nicht stimme oder ein Fehler gemacht worden sei. Für das Tierheim Esslingen aber haben die Damen vor allem „vorwärts gestrickt“. Ihre Masche ist halt perfekt.