Mancher Halter müsse sein Tier wegen der hohen Veterinärkosten bei ihnen abgeben, sagen Verantwortliche im Tierheim Esslingen. Auch von weiteren Sorgen berichteten sie CDU-Politikern, die im Vorfeld der Bundestagswahl den Weg in das Tierheim fanden.
Tiere können bei ihm zu Niesattacken oder Augenbrennen führen. David Preisendanz hat eine Tierhaarallergie. Dennoch ist der Esslinger CDU-Bundestagskandidat ins Tierheim auf der Neckarinsel zum Gespräch mit den Verantwortlichen gekommen. Wahlkampf und die Jagd nach Stimmen für die Bundestagswahl am Sonntag, 23. Februar, machen vieles möglich.
Einmalig soll der Besuch nicht sein. Preisendanz und der ihn begleitende CDU-Landeschef Manuel Hagel wollen sich nach eigenen Angaben auch nach der Wahl in der Einrichtung sehen lassen. Allerdings gesteht Hagel zu: „Politiker versprechen bekanntlich viel.“ Zu tun gebe es genug. Das Tierheim-Team hat den CDU-Politikern Hausaufgaben mitgegeben.
Tapfer übersteht David Preisendanz den Fototermin mit einer Tierheimkatze. Anlass für Manuela Eberspächer vom Tierheim-Team, auf einen Dauerbrenner hinzuweisen: Eine Katzenschutzverordnung mit Impf- und Kastrationspflicht täte angesichts der starken Vermehrung der Tiere Not. Die Stadt Esslingen habe eine solche Verordnung eingeführt, viele Kommunen im Kreis aber würden sich verweigern. Der starke Zuwachs bei Freilandkatzen vergrößere die Gefahr von Krankheiten. So hätten zwei kleine, zunächst gesund wirkende Kätzchen unlängst das Parvovirus eingeschleppt und 43 Stubentiger im Tierheim angesteckt.
Baden-Württemberg sei eines der wenigen Länden, in denen der Erlass einer Katzenschutzverordnung im Ermessen der Kommunen liege, führt Hagel aus. Die CDU habe diese Regelung vorangetrieben, weil solche Entscheidungen am besten vor Ort getroffen werden könnten. Es solle aber geprüft werden, ob Städte und Gemeinden nicht über die CDU-Vertreter in den kommunalen Gremien angeregt werden könnten, eine solche Vorschrift zu erlassen.
Nach dem Fototermin mit Katze geht es weiter zum Rundgang über das Tierheimareal. In manchen Zwingern wird laut gebellt. Die etwa 230 betreuten Hunde, Katzen, Kaninchen, Vögel und anderen Kleintiere wirken sehr munter. In der Silvesternacht und den Tagen um Neujahr herum waren einige von ihnen laut Manuela Eberspächer durch die Böllerei ziemlich verschreckt. Die Knallerei an Mitternacht, vor allem aber auch in der Zeit davor und danach habe durch Lärm und Brandgeruch nicht nur die eigenen, sondern auch die Wildtiere gestresst, bestätigt der Tierheimleiter Horst Theilinger. Ein Böllerverbot zumindest für die Neckarinsel mit ihren engen Wegen und begrenzten Flächen sei wünschenswert, meinen beide Tierheim-Vertreter.
Beim Gang mit der Polit-Prominenz durch das Katzenhaus wird noch ein weiteres Sorgenkind angesprochen. Die stark angestiegenen Tierarztgebühren belasten laut dem Team auch das Tierheim Esslingen. Mancher Tierfreund würde sein Tier in der Einrichtung abgeben, weil er sich die Ausgaben nicht mehr leisten könne. Allein 365 000 Euro hätten für Veterinärdienste im ausgelaufenen Jahr ausgegeben werden müssen, rechnet Finanzchef Joachim Bartl vor. Insgesamt müssten für den Betrieb des Tierheims pro Jahr etwa 1,2 Millionen Euro aufgebracht werden. Das Geld komme auch durch Spenden, Erbschaften, Veranstaltungen, Mitgliedsbeiträge und Zuschüsse der Stadt Esslingen für Fundtiere zusammen. Geld werde immer benötigt. Zumal die Einrichtung gut gefüllt ist. Der Katzenbereich, sagt Horst Theilinger, sei voll ausgelastet, die Plätze für Hunde und Kleintiere seien zu drei Vierteln belegt.
Ein Tier nimmt David Preisendanz nicht mit. Dabei, sagt er, hätten seine Kinder trotz seiner Allergie gern einen Hund. Ein Pudel, so hätte sein Nachwuchs recherchiert, sei weniger belastend für Allergiker. Vielleicht kann er sich ja bei einem erneuten Besuch im Tierheim danach umschauen – falls er nach einer möglichen erfolgreichen Wahl wieder den Weg auf die Neckarinsel finden sollte.