Der Renninger Besitzer des Hundes ist davon überzeugt, sein Hund ist nicht aggressiv. Foto: factum/Bach

Lorenzo Paratore und seine kleinen Tochter sind ratlos und traurig. Ihre Hündin Kira sitzt mit ihren sieben Welpen zwangsweise im Tierheim, weil sie illegal in Deutschland ist. Die Familie darf ihren Hund nicht einmal besuchen.

Renningen - Für Kira ist ihre Zeit in Deutschland nicht glücklich verlaufen: Die zweijährige Mischlingshündin sitzt seit rund zwei Wochen im Tierheim, gemeinsam mit ihren sieben Welpen. Die Polizei ließ die Tiere in Renningen (Kreis Böblingen) bei ihrem Besitzer beschlagnahmen, nachdem sie einen Hinweis vom Zoll bekommen hatte, denn Kira hat American Staffordshire Terrier im Blut. Diese Rasse und alle Kreuzungen sind in Baden-Württemberg als Kampfhunde eingestuft, gelten als sogenannte Listenhunde und dürfen demnach nicht aus dem Ausland eingeführt werden und bei uns auch keinen Nachwuchs bekommen. Ob Kira zu ihrem Herrchen zurückkommt, ist offen.

Für den Halter Lorenzo Paratore ist das ein schwerer Schlag – und für seine achtjährige Tochter. „Oft weint sie und fragt: ,Papa, wann holst du mich wieder mit Kira von der Schule ab?‘“, erzählt der Renninger mit italienischen Wurzeln. Im Herbst brachte Paratore die Hündin, die bis dahin bei seinen Verwandten in Italien lebte, nach Deutschland. Da Kira nun beschlagnahmt wurde, darf niemand aus der Familie sie besuchen. „Es mag sein, dass ich da Fehler gemacht habe, weil ich sie nicht angemeldet habe“, gesteht Paratore ein. Auch dass Kira hier nicht hätte werfen dürfen, habe er nicht gewusst. „Aber warum müssen darunter meine Tochter und der Hund leiden?“

Ein Wesenstest wurde abgelehnt

Ein nachträglicher Wesenstest, durch den Listenhunde ihr Kampfhund-Stigma vor dem Gesetz loswerden können, sei von der Verwaltung in Renningen abgelehnt worden. Er habe auch angeboten, Kira zurück zu seiner Familie nach Italien zu schicken, wo sie gemeldet ist. „Damit meine Tochter sie wenigstens mal sehen kann.“ Auch das wurde abgelehnt, denn das Verfahren läuft noch. Paratore bleibt nun der Weg über einen Anwalt.

Verkompliziert wird die Sache dadurch, dass es nach Aussage von Christian Teich, dem Leiter der Abteilung Öffentliche Ordnung im Rathaus Renningen, Andeutungen für Unzuverlässigkeiten im Hinblick auf die Hunde gegeben habe. So wurden Kira die Ohren kupiert, was in Deutschland verboten ist, in einigen anderen Ländern aber nicht. „Ich habe sie damals schon so bekommen“, sagt Paratore. „Trotzdem wird jetzt behauptet, ich würde Ohren kupieren.“ Die Polizei zumindest gab an, dass es bei der Durchsuchung keine Hinweise auf eine Verwahrlosung oder gar eine Abrichtung von Kira gegeben habe, die Beschlagnahmung sei unkompliziert und ohne jeden Zwischenfall verlaufen.

Für Paratore bleibt das Ganze ein Rätsel. „Da standen sechs Polizeiautos vor dem Haus – wegen sieben Welpen! Wer mich nicht kennt, denkt jetzt, ich würde hier irgendwelche Kampfhunde abrichten“, beklagt er. Zu dem gesellschaftlichen Stigma kommen die finanziellen Auswirkungen. 160 Euro muss er täglich für die Versorgung der acht Hunde im Tierheim berappen. „Bis es irgendwann vielleicht mal zu einem Prozess kommt, kann ich mir das doch gar nicht leisten.“