Lautenschlager und Stephanstraße ändern ihr Gesicht: Ins Bülow-Carré zieht Leben ein, die Straßen sind bald umgestaltet – und der frühere Porsche-Chef Wendelin Wiedeking versucht sich als Gastronom.
Stuttgart - Wer die Stephanstraße entlang geht, erkennt die Gegend kaum wieder. Statt düsterer Hinterhofatmosphäre erstrahlt dort jetzt ein neuer Straßenbelag. Am großen Büro- und Einzelhandelskomplex Bülow-Carré sind die meisten Baustellenzäune verschwunden – und auch auf der anderen Seite in der Lautenschlagerstraße bekommt der öffentliche Raum einen neuen Anstrich.
Im Neubau sind bereits der Computerspezialist Cyberport, der Designhändler Ikarus und der Büromöbelspezialist USM eingezogen. Die asiatische Gastronomiekette Coa richtet sich bereits ein, das Café Ehrmann folgt demnächst. Gleiss Lutz und die UBS Deutschland belegen große Teile der Büroflächen. Insgesamt sind laut Bülow AG rund 75 Prozent des Komplexes vermietet.
Besonders gespannt sein darf man aber auf eine Neueröffnung im Nebenhaus, das ebenfalls zur Bülow AG gehört. Dort richtet Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking derzeit das zweite Restaurant seiner Tialini-Kette mit italienischer Küche ein. Gekleckert wird dort nicht: 285 Plätze innen und 160 Außenplätze an der Lautenschlager und Stephanstraße sind eine Hausnummer. Das Besteck liegt schon auf den Tischen, Eröffnung soll laut dem Unternehmen in der zweiten Augusthälfte sein. „Nach den Erfahrungen mit unserem ersten Restaurant in Ludwigshafen sind wir zuversichtlich, auch in Stuttgart Erfolg zu haben“, sagte Wiedeking noch vor einigen Monaten.
Zunächst sollte die Kette „Vialino“ heißen – doch Vapiano protestierte
Ganz so reibungslos ist der Einstieg in die Gastronomie bisher aber doch nicht verlaufen. Und das nicht nur, weil sich die Eröffnung in Stuttgart um zwei Monate verzögert. Ursprünglich sollte es im Frühsommer losgehen. „Der Ausbau des Restaurants hat sich verschoben“, sagt ein Tialini-Sprecher.
Nicht rund läuft es jedoch auch am ersten Standort in Ludwigshafen. Nach Informationen aus Mitarbeiterkreisen hat Wiedeking in den vergangenen Monaten große Teile seiner Führungsmannschaft entlassen. Der Sprecher räumt ein, dass dort mittlerweile ein neuer Restaurantleiter tätig ist. Die Fluktuation bewege sich aber im üblichen Rahmen. „Das Tialini in Ludwigshafen ist unser Prototyp, an dem wir unser Modell entwickeln wollen. Die Herausforderungen, wenn man ein komplett neues Konzept zum Leben erwecken will, sind enorm“, so der Sprecher. Man sei mit dem bisherigen Geschäftsverlauf sehr zufrieden und habe bereits viele Stammkunden gewonnen.
Bereits vor Eröffnung des ersten Restaurants hatte es Probleme gegeben. Den ursprünglich geplanten Namen Vialino gab Wiedeking nach Protesten des Wettbewerbers Vapiano auf. Zu groß war die Namensähnlichkeit. In Stuttgart treffen die beiden ähnlichen Konzepte jetzt direkt aufeinander: Eine der beiden Vapiano-Filialen in der Stadt befindet sich genau gegenüber.
Künftig will Wiedeking die Konkurrenz bundesweit herausfordern. Im Herbst soll in Karlsruhe das dritte Tialini öffnen. „Weitere Restaurants sind in diesem Jahr nicht mehr geplant, es gibt aber Gespräche für 2014“, sagt der Unternehmenssprecher. Mittelfristig seien rund 20 Restaurants angedacht.