Viele Thunfischkonserven sind einer Untersuchung von Verbraucher- und Umweltschützern zufolge mit giftigem Quecksilber kontaminiert und die gesetzlichen Grenzwerte für das giftige Schwermetall viel zu hoch angesetzt.
Viele Thunfischkonserven sind einer Untersuchung von Verbraucher- und Umweltschützern zufolge mit giftigem Quecksilber kontaminiert. Jede zehnte getestete Konserve übersteige den gesetzlichen Grenzwert von einem Milligramm des Schwermetalls pro Kilogramm, erklärten die Organisationen Bloom und Foodwatch am Dienstag (29. Oktober).
Dabei sei der Grenzwert für Thunfisch viel zu hoch angesetzt und der bei anderen Fischarten angewandte Wert von 0,3 Milligramm pro Kilogramm werde sogar in mehr als der Hälfte der Fälle überstiegen.
In jeder Konserve Quecksilber nachgewiesen
Die Aktivisten testeten nach eigenen Angaben 148 zufällig ausgewählte Thunfischkonserven aus Geschäften in Großbritannien, Frankreich, Italien, Deutschland und Spanien im Labor. In jeder Konserve wurde demnach Quecksilber nachgewiesen. In 57 Prozent waren es mehr als 0,3 Milligramm pro Kilo, in zehn Prozent mehr als ein Milligramm.
Bloom und Foodwatch kritisieren, dass der aktuelle Grenzwert festgelegt worden sei, um sicherzustellen, dass der Großteil des gefangenen Thunfischs überhaupt verkauft werden kann.
Mit am stärksten kontaminierten Arten
Bei der Festlegung seien nicht die gesundheitlichen Gefahren von Quecksilber entscheidend gewesen, sondern die festgestellte Kontaminationsrate. „Aus diesem Grund wird für Thunfisch, der zu den am stärksten kontaminierten Arten gehört, eine Höchsttoleranz für Quecksilber festgelegt, die dreimal höher ist als für weniger kontaminierte Arten.“
Dabei gebe es „keine gesundheitlichen Gründe für diese Abweichung: Quecksilber ist nicht weniger giftig, wenn es über Thunfisch aufgenommen wird“, erklärten die Verbraucher- und Umweltschützer.
EU-Kommission soll Grenzwerte absenken
Quecksilber wird vor allem durch atmosphärische Ablagerungen aus Kohlekraftwerken verbreitet. Die Weltgesundheitsorganisation hält es für einen der zehn besorgniserregendsten Stoffe für die öffentliche Gesundheit.
Bloom und Foodwatch fordern die Europäische Kommission auf, den zulässigen Quecksilbergehalt in Thunfisch auf 0,3 Milligramm pro Kilo abzusenken. Außerdem müsse die Werbung für Thunfischkonserven verboten und die Konserven mit einem Warnhinweis versehen werden.
Welche Fischarten sollten Schwangere meiden?
Nicht nur in Thunfisch findet sich das gefährliche Schwermetall. Schwangere und Stillende sollten dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) zufolge generell den Verzehr bestimmter Arten von Fischen meiden. In Fischen, Muscheln, Krabben und Tintenfischen reichere sich die Quecksilberverbindung Methylquecksilber (MeHg) an, teilte das Institut mit.
Gesundheitliche Beeinträchtigungen seien für die meisten Menschen nicht zu erwarten. Doch die Verbindung kann dem BfR zufolge die neurologische Entwicklung von Ungeborenen und Säuglingen stören.
Welche Fische sind zu meiden?
Wie viel des unerwünschten Stoffs im Fisch zu finden ist, hängt auch von der jeweiligen Art sowie der Größe und dem Alter des Tieres ab.
Mit Blick auf Schwangere und Stillende weist das BfR darauf hin, dass sich die Aufnahme von Methylquecksilber durch Verzicht auf bestimmte Fischarten verringern lasse. Insbesondere in großen und älteren Raubfischen, wie Hai, Schwertfisch oder Thunfisch, würden die höchsten Methylquecksilber-Konzentrationen gemessen.
Auch in Rotbarsch seien vergleichsweise hohe Werte registriert worden. Für die Stellungnahme werteten die Forscher Daten einer Studie aus, in der das BfR untersucht hat, welche Stoffen in welchen Konzentrationen in Lebensmitteln enthalten ist.
Seelachs hat zwar einen geringeren Gehalt des unerwünschten Stoffs, trägt aber am meisten zur Methylquecksilber-Aufnahme in der Bevölkerung bei, weil dieser Fisch so viel gegessen wird. Er steckt etwa in Fischstäbchen und vielen anderen Fisch-Fertiggerichten aus der Tiefkühltruhe.
Wie wirkt sich Methylquecksilber aus?
Methylquecksilber entsteht, wenn Bakterien natürlicherweise vorkommende anorganische Quecksilberverbindungen aufnehmen und in organische umwandeln. Diese können über die Nahrungskette auch beim Menschen ankommen, wie das BfR erläutert.
Neben einer möglichen Aufnahme von Methylquecksilber seien aber auch die gesundheitlichen Vorteile des Fischverzehrs zu beachten: Dazu zählen die Versorgung mit Vitaminen, Spurenelementen und bestimmten mehrfach ungesättigten Fettsäuren.