Belgiens König Albert II. (zweiter von links, mit seiner Frau Paola) hat offiziell abgedankt. In einer feierlichen Zeremonie unterschrieb der Monarch am Sonntag im Brüsseler Palast die Abdankungsurkunde. Mit diesem Akt ist sein Sohn Philippe (zweiter von rechts, mit seiner Frau Mathilde) neuer König der Belgier - auch wenn er erst am Mittag seinen Eid auf die Verfassung ablegen wird. Foto: dpa

Historischer Nationalfeiertag in Belgien. König Albert II. gibt in einer bewegenden Zeremonie die Macht ab. Auf seinen Sohn und Nachfolger Philippe warten große Herausforderungen.

Brüssel - Nach 20 Jahren auf dem Thron hat Belgiens König Albert II. offiziell abgedankt. Der 79-Jährige Monarch unterschrieb am Sonntag bei einer feierlichen Zeremonie im Brüsseler Königspalast die Abdankungsurkunde.

Mit diesem Akt ist sein Sohn Philippe nach früheren Angaben des Justizministeriums neuer König der Belgier - auch wenn er erst am Mittag seinen Eid auf die Verfassung ablegen wird.

Der 53-Jährige Philippe wird als siebter König des Landes in die Geschichte eingehen. Das Königshaus hat seine Wurzeln in Deutschland, als erster König stieg Leopold von Sachsen-Coburg-Gotha 1831 auf den Thron. Nach der praktisch erzwungenen Abdankung von Leopold III. im Jahr 1951 ist dies das zweite Mal in der Geschichte des Königshauses, dass ein Souverän die Macht abgibt.

Albert wünschte Philippe bei der bewegenden Abdankungsfeier viel Erfolg. Philippe sei gut auf seine neue Aufgabe an der Spitze des Staates vorbereitet. Albert dankte unter viel Beifall seiner Frau Königin Paola, die ihn 20 Jahre in seinem Amt unterstützt habe. Paola und Philippes Frau Mathilde waren den Tränen nahe.

Den Regierungsmitgliedern und den höchsten Würdenträgern des Staates rief der scheidende Souverän zu, „ohne Unterlass für den Zusammenhalt Belgiens zu arbeiten“. In dem kleinen Land streben das reiche, Niederländisch sprechende Flandern und die ärmere Wallonie mit französischsprachigen Bürgern auseinander, was regelmäßig zu politischen Spannungen führt.

Philippe sollte am Mittag im Parlament den Eid auf die Verfassung ablegen

Premier Elio Di Rupo rühmte Albert als einen „großen Staatschef“. Zu Philippe sagte der sozialistische Spitzenpolitiker: „Wir wissen alle, dass Ihr Amt fordernd sein wird.“ Dem belgischen König kommt insbesondere bei politischen Krisen eine Mittlerrolle zu.

Am Morgen hatte die gesamte Königsfamilie an einem Gottesdienst in der Kathedrale St. Michael und St. Gudula teilgenommen. Bei strahlendem Sonnenschein nahmen Albert, Paola, Philippe, Mathilde und die anderen Mitglieder des Königshauses ein Bad in der begeisterten Menge.

Philippe sollte am Mittag im Parlament den Eid auf die Verfassung ablegen. Laut Artikel 91 lautet der Eid folgendermaßen: „Ich schwöre, die Verfassung und die Gesetze des belgischen Volkes zu beachten, die Unabhängigkeit des Landes zu erhalten und die Unversehrtheit des Staatsgebietes zu wahren.“

Im Rahmen des Thronwechsels und des gleichzeitigen Nationalfeiertags wird die königliche Familie am frühen Nachmittag auf dem Balkon des Königspalastes die Schaulustigen grüßen. Später sind die traditionelle Militärparade zum Nationalfeiertag und ein weiteres Bad in der Menge geplant.