Die Pille gehört zu den beliebsten Verhütungsmitteln, doch sie birgt auch Gefahren Foto: dpa

Immer wieder wird die Thrombosegefahr durch die Pille diskutiert. Experten warnen vor Panikmache - allerdings gibt es einige Risikogruppen, die die Pille nicht nehmen sollten.

Tübingen - Die Warnung klingt dramatisch: Im sozialen Netzwerk Facebook warnen derzeit junge Frauen vor der Antibabypille. Die hormonelle Verhütung sei so gefährlich, dass sie das Leben beenden könnte. Doch Experten wie Alfred Mueck von der Universitäts-Frauenklinik Tübingen geben Entwarnung, fordern aber zur regelmäßigen Gesundheitskontrolle beim Frauenarzt auf.

Wie funktioniert die Antibabypille?
Die Pille täuscht dem Körper eine Schwangerschaft vor – jeden Monat 21 Tage lang. Dann erfolgt in der Regel eine Pause von sieben Tagen. Mit der Pille nimmt die Frau die Hormone Östrogen und Gestagen zu sich. Viele Östrogene im Körper signalisieren dem Körper eine Schwangerschaft und die Ei-Reifung wird verhindert. Zu viele Gestagene verdicken den Schleim im Muttermund und machen damit den Weg zur Gebärmutter für Spermien und Eizellen unpassierbar.
Welches Risiko bringt die Pille mit sich?
„Das größte Risiko der Pille ist die erhöhte Thrombosegefahr“, sagt Alfred Mueck. Außerdem besteht die Gefahr von unregelmäßigen Blutungen. Ein weiterer Nachteil: Viele Frauen nehmen an Gewicht zu.
Wer sollte besser keine Pille nehmen?
Nach Ansicht des Experten Muecks sollten Frauen, die schon mal eine Thrombose hatten, keine Pille mehr erhalten. Auch wer Bluthochdruck hat und übergewichtig ist, sollte von der hormonellen Verhütung absehen. „Frauen, die mehr als zehn Zigaretten am Tag rauchen, gehören ebenfalls zu der Risikogruppe“, sagt Mueck.
Was ist eine Thrombose?
Eine Thrombose ist ein Gerinnsel im Venensystem. „Gefährlich wird es, wenn das Gerinnsel in die Lunge wandert und zu einer Lungenembolie führt“, sagt Mueck. Dabei wird die Lungenarterie blockiert, also eines der Gefäße, über die das sauerstoffarme Blut vom Herzen in die Lunge gelangt. Symptome wie Luftnot, Schmerzen beim Atmen und Herzrasen können darauf hinweisen, es besteht Erstickungsgefahr.
Sind die Diskussionen über Pille und Thrombosegefahr gerechtfertigt?
Ja, sagt Alfred Mueck, wenn man zu den Risikopatienten gehört. „Das Risiko für die Normalbevölkerung bewegt sich im Promillebereich.“ Trotzdem sollen Frauen regelmäßig mit ihrem Arzt über die Verhütung und die Risiken sprechen.
Welche Hormone in der Pille erhöhen die Thrombosegefahr?
Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt Frauen mit erhöhtem Thromboserisiko, Antibabypillen, die nur Gestagen enthalten. „Im Umkehrschluss bedeutet es, dass für das Thromboserisiko das Östrogen verantwortlich ist“, so Mueck. In den heutigen Mikropillen seien aber nur wenige Östrogene enthalten, das Risiko sei damit reduziert.