Einige Experten bezweifeln, dass die deutsche Thomas-Cook-Tochter Condor als selbstständige Fluggesellschaft überlebensfähig wäre. Foto: dpa/Roland Weihrauch

Die Fluggesellschaft des britischen Reisekonzerns beantragt einen Staatskredit und führt intensive Gespräche mit möglichen Kreditgebern oder Investoren. Die Kunden der deutschen Thomas-Cook-Töchter brauchen Geduld.

Frankfurt - Auch wenn es schwerfällt: Die Mehrheit der Kunden der deutschen Thomas-Cook-Gesellschaften werden sich wohl noch einige Tage in Geduld üben müssen. Man spreche mit möglichen Kapitalgebern und allen zuständigen Gremien auf Regierungsebene in Berlin und Wiesbaden, teilte die Vorsitzende der Geschäftsführung der Thomas Cook GmbH, Stefanie Berk, am Dienstag mit. Man tue alles, um den Fortbestand des Unternehmens zu sichern. Unterstützung erhalte man dabei von den Partnern in den Zielgebieten.

Klar ist aber, dass auch die deutschen Thomas-Cook-Töchter zum Insolvenzrichter müssten, wenn diese Verhandlungen scheitern. Klar ist auch, dass Kunden, die für den heutigen Mittwoch oder Donnerstag eine Reise über Thomas Cook, Neckermann, Bucher, Öger Tours oder Air Marin gebucht haben, diese Reise nicht antreten können. Wie es danach weitergeht, ist offen, das Unternehmen will aber so schnell wie möglich darüber informieren.

Ob die Versicherung reicht, ist unklar

Auch die Frage der Kostenübernahme für die gestrandeten Urlauber sowie für die Kunden, die ihre Reise nicht antreten können, wird sich erst in den nächsten Tagen klären. Zwar besitzen die Pauschalurlauber einen sogenannten Sicherungsschein, der für den Insolvenzfall eine entsprechende Versicherung umfasst. Die Versicherung wird aber erst aktiv, wenn die Insolvenz angemeldet wurde – bisher ist das noch nicht der Fall. Außerdem bemängeln Experten und Politiker, dass die Summe von 110 Millionen Euro, die als Höchstgrenze pro Jahr für solche Fälle vorgesehen ist, möglicherweise nicht ausreichen würde, um alle Ansprüche zu decken. Wäre das der Fall, würden Reisende nur anteilig entschädigt. Auch bei den Reisebüros könnte die Thomas-Cook-Pleite eine Insolvenzwelle auslösen, befürchten Experten der Branche. Viele der meist kleinen und mittelständischen Vermittler haben große Teile ihres Umsatzes mit den Marken des nach Tui zweitgrößten Touristikkonzerns gemacht. Nach Ansicht der Auskunftei Creditsafe ist die Reisebranche finanziell ohnehin schon überdurchschnittlich schlecht ausgestattet, rund 18 Prozent der Firmen seien überschuldet.

Bei der Flugtochter Condor sieht die Lage derzeit zwiespältig aus: Gäste, die über einen der Veranstalter gebucht haben, dürfen nicht mehr befördert werden. Ausgenommen davon sind aber die Urlauber, die nur noch ihren Rückflug vor sich haben, auch wenn sie diesen über einen der Thomas-Cook-Veranstalter gebucht haben.

Wer direkt einen Condor-Flug, im Reisebüro oder online, gebucht hat, muss sich dagegen vorerst keine Gedanken machen. „Wir fliegen weiter“ verkündet die Thomas-Cook-Tochter trotzig, alle Condor-Flüge finden planmäßig statt. Ein Blick auf den jeweiligen Flugstatus zeigt, dass dies auch im Wesentlichen zutrifft, kleine Verspätungen eingeschlossen.

Potenzielle Interessenten für Condor

Auch bei Condor finden derzeit intensive Gespräche statt. Auf der einen Seite benötigt das Unternehmen einen Überbrückungskredit, den es beim Bundeswirtschaftsministerium beantragt hat. Dem Vernehmen nach geht es dabei um rund 200 Millionen Euro, die Condor bräuchte, um für den Betrieb seiner 58 Flugzeuge das Kerosin, die Start- und Landegebühren und sonstige Kosten zu bezahlen. Auf der anderen Seite geht es um die langfristige Zukunft des Ferienfliegers. Hier werden bereits mehrere potenzielle Interessenten genannt, die das Unternehmen als Ganzes oder zumindest Teile davon übernehmen könnten. Schon vor der Ankündigung des chinesischen Großaktionärs von Thomas Cook, Fosun, hatten unter anderen die Lufthansa, aber auch verschiedene Investorengruppen ihr Interesse bekundet. Ob dieses nun neu belebt wird, ist derzeit offen. Einige Experten bezweifeln, dass Condor als selbstständige Fluggesellschaft überlebensfähig wäre. Eine Einbindung in den Lufthansa-Konzern, der sich vor allem mit Eurowings auf dem Gebiet des Ferienflugs tummelt, wäre da ebenso denkbar, wie eine Annäherung an den Konkurrenten Tui, der mit TuiFly über eine Flotte verfügt, aber wachsen will. Beide Lösungen aber müssten nicht nur von den Eigentümern abgesegnet, sondern auch vom Kartellamt geprüft werden.