Die Künstler Dada und Thitz präsentieren ihre Werke bei einer Ausstellung in Winterbach. Foto: Gottfried Stoppel

Eine Ausstellung in der Heimat: Dada und Thitz zeigen Performance-Kunst und Malerei in Winterbach. Die positive Weltsicht, die sie in ihren Werken verkörpern, werde in jüngster Zeit zunehmend kritisiert, berichten die Künstler.

Winterbach - Als am 11. September 2001 das erste von zwei Flugzeugen in das World Trade Center in New York City flog, waren Thitz und Dada gerade auf dem Weg zu einer Kunstperformance. Dada erinnert sich sichtlich bewegt: „Es war wie ein Kriegszustand. Ich hatte das Gefühl, dass man kaum atmen konnte.“

Dada, die mit bürgerlichem Namen Katharina Trost heißt, ist Performancekünstlerin und wollte an diesem Tag in der amerikanischen Metropole für ihre Arbeit Menschen nach deren Sinneseindrücken befragen. Begleitet wurde sie von ihrem Mann Matthias Schemel, der unter dem Namen Thitz Bilder malt. Es sei ihnen zunächst absurd erschienen, die Performance trotz des Terroranschlags wie geplant durchzuziehen. „Aber die New Yorker lassen sich nicht unterkriegen. Als ich ihnen erzählte, warum ich da bin, haben sie gesagt, dann müsse ich das jetzt auch machen“, berichtet die Künstlerin.

Genau hinsehen

Auch von dieser New Yorker Performance werden Videos und Requisiten vom 2. August an im Alten Rathaus in Winterbach zu sehen sein – neben farbenfrohen, detailreichen Gemälden von Thitz. „Hier in Winterbach gibt es viele Künstler, das ist schon außergewöhnlich“, sagt Dada. Seit etwa 18 Jahren wohnen ihr Mann und sie mit ihren drei Töchtern in der Gemeinde. Sie hätte nie gedacht, dass die Familie mal von der Kunst leben könnte, gibt Dada zu. „Thitz war da immer sehr zuversichtlich“, verrät sie, während er gelassen lächelnd neben ihr in seinem Atelier sitzt.

Großformatige, bunte Bilder zieren die Wände, auf dem Boden liegt eine große Leinwand, auf der gerade ein neues Kunstwerk entsteht. Dafür verwendet Thitz unter anderem Papiertüten, die er auf die Leinwand klebt. „Damit entsteht eine zweite Ebene. Man fragt sich, was drin gewesen sein könnte“, erklärt der 56-Jährige. Und hält der Inhalt, was die Oberfläche verspricht? Tatsächlich entdeckt man auf Thitz’ Bildern unter der Farbe noch schwach die Aufdrucke der Tüten; Firmenlogos oder Sprüche.

Man müsse einen zweiten und dritten Blick investieren, um Details in den Gemälden zu entdecken, müsse sich die Zeit nehmen, sich auf das Kunstwerk einzulassen, sagt Dada. Das verbindet die Werke des Ehepaares: „Kunst muss einen berühren“, davon ist die 52-Jährige überzeugt.

Künstler lassen sich nicht beeinflussen

Thitz und Dada teilen darüber hinaus eine positive Sicht auf die Welt, die sie in ihren Werken vermitteln wollen. Doch wenn Thitz Zitate des ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama in seine Bilder schreibt, Sätze wie „Save the planet“ oder Wörter wie Freiheit und Toleranz, kommt das nicht bei allen gut an. Ein Bild, auf dem unter vielen Menschen auch eine verschleierte Frau abgebildet war, wurde beispielsweise von einem Betrachter mit den Worten „Brauchen wir die hier?!“ kommentiert. Und als Dada für eine Performance Engel mit den Begriffen Liebe, Glaube, Hoffnung, Wahrheit und Glück beschriftete, sagte jemand zu ihr so etwas wie: „Sie werden es auch noch merken, wohin das führt.“

Dass ein positiver Blick von manchen Menschen quasi als Angriff verstanden werde, sei vor einigen Jahren noch nicht so gewesen, berichten die Künstler. Populisten schürten zunehmend eine negative Weltsicht – „in einer Zeit, in der es uns gut geht wie nie zuvor“, bemerkt Thitz. Deshalb würde plötzlich Thema, was vorher keines war, würden seine Bilder politisch durch ihre Betrachter. Beeinflussen lassen sich die Künstler davon nicht – höchstens dergestalt, dass sie in ihren Botschaften klarer werden. „Ich war schon immer politisch interessiert“, sagt Thitz. Die Diskussion halten er und seine Frau für wichtig: „Wir wollen auf die Leute zugehen und mit ihnen kommunizieren.“

Dass auf dem Kunstmarkt bisweilen eher das Spektakel drum herum zelebriert wird, sieht das Künstlerehepaar kritisch. Wenn auf Kunstmessen in erster Linie zähle, welche Promis sich ein Stelldichein geben, ginge das doch irgendwie an der Sache vorbei, meint Dada. „Gleichzeitig kommt es uns natürlich zugute, wenn es einen größeren Kunstmarkt gibt. Heute können mehr Künstler von ihrer Kunst leben“, sagt Thitz.

Thitz erkennt man an den bunten Schuhen

Manche aus der Kunstszene haben ihm schon vorgeworfen, er lasse mit seinen gelben und roten Schuhen den „Künstler raushängen“. Tatsächlich aber habe diese Angewohnheit schon zu Schulzeiten angefangen. „Ich wollte die Sehgewohnheiten der Mitschüler testen“, erklärt er mit einem Grinsen. Irgendwann wurde der gelbe Schuh am einen und der rote Schuh am anderen Fuß zum Markenzeichen. „Er ist da wirklich sehr konsequent“, verrät Dada. Sie muss es wissen: Dada und Thitz sind seit 21 Jahren verheiratet.

Ausstellung: Die Werke von Dada und Thitz sind vom 2. August bis 20. Oktober im Alten Rathaus in Winterbach zu sehen. Die Ausstellung ist täglich von 9 bis 17 Uhr geöffnet.