Ordnungsbürgermeister Martin Schairer (links) und Oberbürgermeister Fritz Kuhn nehmen die Blitzer auf der Theo-Heuss in Betrieb Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Seit Montag gilt auf der Partymeile nachts Tempo 30. Mit dieser Maßnahme will OB Kuhn die Raser zur Raison bringen. Es ist ein Versuch.

Stuttgart - Freunde der gepflegten Autorennen auf der Theodor-Heuss-Straße kommt ihr Hobby teuer – zumindest für die, die am Steuer sitzen. Seit 11. Mai gilt nachts Tempo 30. Seit Montag müssen Sünder damit rechnen, dass die beiden nagelneuen Blitzer an der Partymeile auch funktionieren. Denn OB Fritz Kuhn (Grüne) hat sie im strömenden Regen höchstpersönlich scharf gestellt – und dazu auch die Presse eingeladen. „Ab 22 Uhr schaltet die Anlage auf Tempo 30 – wer schneller fährt, muss zahlen“, sagt Kuhn.

Gelegenheit dazu, nicht nur Bußgeld zu zahlen, sondern auch Flensburg-Punkte zu kassieren, bietet sich motorisierten Verkehrsteilnehmern auf der Partymeile gleich zweimal: Ein Blitzer steht auf Höhe der Gymnasiumstraße, ein weiterer an der Friedrichstraße beim Fußgängersteg. Ordnungsbürgermeister Martin Schairer (CDU) versichert, die Geräte funktionierten in beiden Richtungen.

Teure Straftarife in der nächtlichen Tempo-30-Zone

Die Tarife sind klar: Wer nachts – also zwischen 22 und 6 Uhr – auf der Partymeile mit 51 bis 55 Stundenkilometern geblitzt wird, muss 80 Euro löhnen und kassiert einen Punkt in Flensburg. Wer mit Tempo 56 bis 60 erwischt wird, muss nicht nur 100 Euro zahlen, sondern dem droht zudem im Wiederholungsfall ein Monat Fahrverbot.

Bei Tempo 61 bis 70 klappt das mit dem Monat Fahrverbot auf Anhieb – plus zwei Strafpunkte und 160 Euro Bußgeld. Wer sich den Spaß gibt und mit mehr als Tempo 100 über die Theo brettert, dem sollte das schon 680 Euro Strafe, zwei Punkte und drei Monate Fahrverbot wert sein. Kuhn formuliert das so: „Die Straßenverkehrsordnung sieht Autorennen in der Stadt nicht vor.“ Schairer weist darauf hin, dass Raser zudem wegen Gefährdung des Straßenverkehrs belangt werden können – wenn’s dumm läuft, kann das sogar auf eine Haftstrafe hinauslaufen.

Anlass für die Maßnahme, die zunächst ein Jahr lang als Versuch laufen soll, sei „eine konkrete Gefährdungslage für Anwohner, Fußgänger und andere Autofahrer“, erklärt Kuhn. Als Beispiel nennt er einen Unfall vom November 2015. Dabei hatte ein 18-Jähriger in der Nacht zum Sonntag auf der Theo die Kontrolle über sein Auto verloren, kam ins Schlingern, fuhr über die Mittelinsel und krachte am Fahrbahnrand gegen einen Poller, der umkippte. Dabei wurden zwei Fußgänger verletzt, ein weiterer wäre um ein Haar von dem BMW des Fahranfängers erfasst worden.

Dabei wollte der nur zeigen, was in seinem Auto steckt. Auf der Flucht verlor er ein weiteres Mal die Kontrolle über seinen Wagen.

OB Kuhn erwartet, dass das Tempolimit sofort greift

Um Szenen wie diese live zu sehen, die auf Youtube Spitzenklickzahlen verheißen, pflegt sich nachts regelrecht eine Fangemeinde entlang der Theo breitzumachen. Selbst mit Klappstühlen werde angerückt, berichtet Schairer. Kuhn erwartet allerdings, dass die Maßnahme sofort greift und spektakuläre Verfolgungsrennen nun der Vergangenheit angehören. Ob sich die Szene jetzt an einen anderen Ort verlagert, „das wird jetzt spannend“, so Schairer. Allerdings, so wendet er ein: „Die Fahrer brauchen Publikum, um sich zu präsentieren.“

Auch tagsüber sollten sich Autofahrer an die Straßenverkehrsordnung halten: Dann gilt auf der Theo zwar Tempo 50. Und auch wer dann zu schnell ist, wird geblitzt.