Das Telefon stellt Fragen. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Mit einem Bürgerfest ist das frisch sanierte Theodor-Heuss-Haus am Wochenende wieder eröffnet worden. Die Besucher zeigten sich begeistert.

Demokratie formt Leben „Menschen. Feiern. Demokratie“ – so hat das Motto des Bürgerfests gelautet, das zur Wiedereröffnung des Theodor-Heuss-Hauses nach der Sanierung gefeiert wurde. „Was für ein Willkommen!“ Applaus empfängt die Besucherin im Theodor-Heuss-Haus. Und ein elegantes Publikum in einem Festsaal. Allerdings virtuell: Es ist ein Film, der so im Schloss Bellevue, Amtssitz des Bundespräsidenten, gedreht worden sein könnte. An der Wand prangen die offiziellen Fotos aller zwölf deutschen Bundespräsidenten samt Gattinnen. Frack und rote Abendrobe, Ornat des aktuellen, zwölften Paares Frank-Walter Steinmeier und Elke Büdenbender, steht nachgeschneidert im lichten Raum. Der gehört zum neuen Ausstellungsbereich, der sich mit dem Amt des Staatsoberhaupts und der „First Lady“ beschäftigt: Per Audioguide, Touchscreen und mehr kann man etwa in Dokumente von Heuss eintauchen oder Frank-Walter Steinmeier beim Machtwort 2017 nach dem Scheitern einer Jamaika-Koalition beobachten. „Toll“, so ein Paar. „Man sollte Zeit mitbringen. Wir kommen wieder!“

 

Wie wohl einige, die am Samstag und Sonntag das Einfamilienhaus des ersten Bundespräsidenten besuchten: Wo Theodor Heuss von 1959 an nach Ende seiner beiden Berliner Amtszeiten lebte, wurde – nach Jahren des Sanierens – zur Wiedereröffnung das Bürgerfest gefeiert. Die Dauerausstellung „Demokratie als Lebensform“ führt über fünf Epochen durch Leben und Wirken von Theodor Heuss und Elly Heuss-Knapp. Vom Kaiserreich über die Weimarer Republik bis zur Bundesrepublik werden zwei Lebenswege und eine Ehe doppelbiografisch auf Augenhöhe inszeniert. Über den Politiker Friedrich Naumann, beider Idol, lernten sie sich kennen, wurden 1908 in Straßburg vom deutsch-französischen Arzt und Theologe Albert Schweitzer getraut: die selbstbewusste Straßburgerin Elly Knapp, Lehrerin, wirtschaftlich unabhängig, später Gründerin des Müttergenesungswerk und der Brackenheimer Theodor Heuss, Journalist, später Mitgestalter des Grundgesetzes. Seine Artikel klemmen im hölzernen Zeitungshalter zum Lesen bereit, eine alte Schreibmaschine zum Tippen – und ein klingelndes Telefon daneben stellt Fragen. Ein Kinderquiz, das Erwachsenen gefällt.

Per Audioguide eintauchen in Dokumente von Heuss

Unter den 650 Objekten sind Werbefilme von Elly Heuss-Knapp, die unter den Nazis ihren Beruf verlor, Heuss’ monumentale Diktiermaschine Minna und seine Zeichnungen. An 44 multimedialen Stationen können die Säulen des Grundgesetzes erkundet werden oder was Inflation wiegt, alles viel Material zum Diskutieren. So präsentiert das Theodor-Heuss-Haus mehrere Ausstellungen.