„Body“ in der Galerie Reinhard Hauff in Stuttgart (Paulinenstraße 47, Di-Fr 13-18 Uhr). Mehr unter: www.reinhardhauff.deFoto:Galerie Reinhard Hauff Foto:  

Wer bestimmt, wie wir uns mit dem Thema Körper beschäftigen? Die Galerie Reinhard Hauff in Stuttgart versucht dies mit der Themenschau „Body“ zu klären.

Stuttgart - Es ist nichts. Damit alles ist. Es ist alles. Damit überhaupt etwas entsteht. Es ist – eine vertrackte Sache mit dem Körper, mit dem großen Wort Leiblichkeit, mit der Erotik, dem Sex. Es ist Julika Rudelius, die dies in ihrer (Video-)Arbeit „The highest point“ von 2002 auf den Punkt bringt und dabei doch wunderbar leise bleibt.

Der Körper rückt uns näher

Auf „The highest point“ läuft die aktuelle Themenausstellung „body“ in der Galerie Reinhard Hauff hin, von hier aus auch entwickelt sie sich. Ernsthaft, fragend, mit klugen zeitlichen Vor- und Rücksprüngen. Mitunter schleicht sich ein Lächeln ein, aber wenn, so bekommt es doch schnell harte Züge. Der Körper, er rückt uns nicht näher in dieser Schau, er bleibt der große Fremde, als den ihn die Künstlerinnen und Künstler identifizieren. Und als dem sie sich ihm nähern – in aller Vorsicht wie Rudelius, in aller Direktheit wie Daniele Buetti.

Eine Burka-Trägerin stellt sich in den Weg

Was aber ist das für ein Auftakt. Eine hochgewachsene Burka-Trägerin stellt sich in den Weg. Junge Augen blicken uns entgegen, das grelle Hellgelb des Stoffes macht sich buchstäblich breit. Erst beim zweiten Blick bemerkt man das Spiel mit den Ebenen. „High Visibility Burga“ von Marco Biagini zeigt genau dies: einen unübersehbaren Auftritt. Und sie zeigt: Auf eigentümliche Weise irritiert uns dieses grelle Kleid nicht, sondern wirkt eher sichernd.

Geschlechterfragen sind Machtfragen

Ein Rätsel gibt es zwar nicht, aber doch eine Lösung – Biagini nutzt Stoffbahnen und Reflektorstreifen für die Arbeitskleidung von Straßenreinigern. Der bittere Ton des eigentlich freien Körpers in Uniform ist umgekehrt nicht zu überhören. Rosemarie Trockel ist es vorbehalten, in ihren Blättern für die großartige Netter Art Collection im Jahr 2000 die in dieser Schau nicht zuletzt durch die Figurationen von Anne-Lise Coste präzisierte Geschlechter- und Machtfrage auf eine zeitlos gültige Ebene zu heben.

Unbedingt sehenswert

Muss man „body“ sehen? Allein schon für Rudelius’ „The highest point“. Aber auch etwa für eine eher unscheinbare Arbeit von Daniele Buetti; „Dior, YSL“ von 1997. Der Körper als Ort der Sehnsucht, des Schreckens und der Schönheit – alles verdichtet sich in diesem Blatt für 1900 Euro.