Thees Uhlmann Foto: indigo

Thees Uhlmann gastiert in Stuttgart im Wizemann und stellt sein Buch „Sophia, der Tod und ich“ vor.

Stuttgart - Vor zwölf Jahren gewährte ihm der Verlag Kiepenheuer & Witsch für seinen Roman einen Vorschuss von 1000 Euro. Den hat das Nordlicht Thees Uhlmann in kürzester Zeit auf der Reeperbahn verjubelt, weil er dort etlichen Punks ein Bier schuldete. Einige abgerissene Kalender später reüssierte er mit Songs wie „Zum Laichen und Sterben ziehen die Lachse den Fluss hinauf“ und wollte Verlagsleiter Helge Malchow das Geld zurückgeben – er hatte ja noch immer kein Buch vorzuweisen. Doch Malchow habe in breitem Kölsch abgelehnt: „Passen Se ma‘ opp, Herr Uhlmann. Auf das Buch von Bob Dylan hab’ ich 40 Jahre gewartet.“ Stärker als mit einem Bob-Dylan-Vergleich lassen sich Musiker nicht motivieren. Im vergangenen Oktober erschien Uhlmanns Roman „Sophia, der Tod und ich“.

Diese Anekdote erzählte Uhlmann am Dienstag bei seiner Lesung im Wizemann. In Jeans und Jeansjacke, mit einem ordentlichen Glas Weißwein und einer Nachfüllflasche im Anschlag nahm er Platz. Von den morgendlichen Attentaten in Brüssel dürfe man sich nicht die Kunst, die Freude und das Lachen nehmen lassen, sagte er erzürnt. Zudem erwarte er nach seiner 20-minütigen Lesepause alle „mit einem leichten Glimmer“, um den Getränkeumsatz nicht allein ankurbeln zu müssen.

„Sophia, der Tod und ich“ schildert das Vorhaben eines ungleichen Trios, die Mutter des erzählenden Protagonisten zu besuchen. Sophia ist die polnischstämmige Ex-Freundin, der Tod ist der Tod: ein übersinnliches Wesen, das sich fast kindlich über den Ausflug freut, da er sonst stets nur drei Minuten Erdenzeit hat, um die Sterbenden über den Jordan zu begleiten.

Uhlmann liest seine pointierten Passagen mit voller Inbrunst. Er wabert mit dem Oberkörper hin und her, brüllt, fuchtelt mit den Armen. Mitunter schnackt er über sein Privatleben und Künstlerkollegen. Inklusive Pause dauert die launige Show drei Stunden. Am Signierstand überschritt man gar die Datumsgrenze. Und dabei hatte Uhlmann doch extra drauf hingewiesen: „Wer nicht mehr will, geht nach Hause – der Daimler schläft nicht!“